IGNITION – Call Of The Sirens
~ 2020 (Roll The Bones Records) – Stil: Melodic Power Metal ~
Jawoll, Zeit, die Lunte für die Zukunft des Metal anzuzünden. Den fünf Duisburgern – von denen drei auch bei SYNASTHASIA thrashen und powern – gelingt auf ihrem zweiten Longplayer und einer EP das Kunststück, die Tradition von Bands wie alten, zielgerichteten BLIND GUARDIAN mit der Power und Wut der jungen Wilden zu verbinden und das mit Bravour. Das durchweg starke Material kommt ohne kitschigen Bombast aus und sollte trotzdem die Brücke schlagen können zwischen melodischen Metalfreunden, die ihr Glück im Powet Metal vergangener Zeiten suchen als auch unserem moderner ausgerichteten Nachwuchs, der sich mal nach was anderem als Core-Gebrülle sehnt.
IGNITION wissen mit starken Melodien und griffigen Refrains neben dem amtlichen Härtegrad zu überzeugen, eine Mischung, die zum Beispiel DEFECTO aus Dänemark ebenfalls beherrschen. Besonders angetan haben es mir der Opener ´Warrior Of The Night´, ´The Cleansing´ ,´Reach Out For The Top´, ´Call Of The Sirens´ und ´Home Again´, wobei die Songs allesamt ein außerordentliches Live-Mitgrölpotenzial besitzen, ohne jedoch auf platte oder simple Strukturen zu setzen. Das Ganze grätscht knackig aus den Boxen, Produktionserfahrung hat Sänger Dennis „Schally“ Marschallik bereits mit dem Vorgängeralbum ´Guided By The Waves´ als auch für andere Bands wie MOTORJESUS oder SACRED GATE im kultig betitelten, bandeigenen „Don Phallus Studio“ (wenn das kein aufrechter Name für steilen Metal ist, weiß ich auch nicht mehr weiter…) gesammelt, in dem die Aufnahmen in Eigenregie durchgeführt wurden. Respekt.
IGNITION setzen zum einen auf metallkompatible „niemals aufgeben, kämpfen und sich erheben“-Lyrics, aber auch zeitrelevante Themen wie die zum Scheitern verurteilte Revolution gegen die Macht des Geldes oder die ablaufende Sanduhr für unseren unausweichlich selbst herbeigeführten Armageddon. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, erzählt die zweite Hälfte der zehn Songs ein kleines Wikingerepos, bei dem es zur Einstimmung auf die bevorstehenden Raubzüge auch mal eine saufkompatible Wikingerhymne sein darf (´Raise Your Horns´), ein wenig Schwertergeklirr auf hoher See (´Riding The Drakkar´) und an Land (´Marching Into Battle´), bevor es wieder auf dem Wege heimwärts gilt, den Versuchungen der schon oft besungenen, üppig bebrüsteten Wassernymphen zu widerstehen (´Call Of The Sirens´) und letztendlich ´Home Again´ die wilden Geschichten zu erzählen und es mit neuem Mut und dem Wohlwollen der Götter erneut zu versuchen. Im Falle von IGNITION macht solch eine stimmige Story einfach Spaß und wurde musikalisch hervorragend umgesetzt, ohne in den üblichen, zu oft gehörten Kitsch zu verfallen.
Abgerundet mit einem starken Artwork braucht man sich mit Bands wie diesen keine Gedanken um die Zukunft des Metal machen, alles was es nun noch braucht, ist „A Chance for Metal“. Und das seid ihr. Anchecken!
(8 zündende Punkte)