ELECTRIC MUD – Quiet Days On Earth
~ 2020 (Independent) – Stil: Instrumental Artrock ~
Sanft werden die Klaviertasten angeschlagen, derweil sich im Hintergrund die Atmosphäre aufbaut. ELECTRIC MUD aus Hannover begrüßen ihre Anhängerschaft auf ihrem neuesten Machwerk. Sie nehmen diesmal sogar so viel Kraft aus der Musik, dass sie noch im selben Song geruhsam und zärtlich im Dark Jazz enden (´Aurora Moon´). Langsam schichten sich die Soundberge auf, über fünf im Sinne des Postrock á la MONO (´Silhouettes Floating Down A Rain-slicked Street´) oder schwebend über sechs (´The Loneliness Of The Somnambulist´) sowie maschinell über vier Minuten (´The Blinding Absence Of Light´).
Heuer bestehen ELECTRIC MUD allein aus Komponist/Bassist Hagen Bretschneider und Gitarrist/Soundästhet Nico Walser, die auch im weiteren Verlauf der insgesamt nahezu 80 Minuten keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen. Die Zärtlichkeit der Siebzigerjahre schallt ebenso aus den Boxen (´Mer De Glace´). Die Legenden Jean Michel Jarre, Vangelis oder Mike Oldfield nicht fern (´Eyes Watching Skies´). Die Gitarre stellt sich natürlich genauso gerne an die vorderste Front, ehe sie kurzfristig von der Elektronik abgelöst wird und sodann bei ihrer Rückkehr in elegischer Pracht solieren kann (´Quiet Days On Earth´).
Oftmals durchleben die Kompositionen einige Metamorphosen, von elektronischer zu gotischer und sinfonischer Darbietung (´Wading Through The Waters Of Time´) oder von sphärischer zu akustischer Gitarren-Liebe á la Jimmy Page (´The Space Between The Shadows ´) sowie hinein in eine Western-Landschaft (´Adventures In A Liquid World´). Nicht unbedingt die chilligste Entspannung (´Durance´) führt zu Prog Rock im Sinne von ELOY (´The Echoes Of Acheron´) oder GENESIS (´Into The Great Unknown´).
Storytelling-Instrumental-Artrock funktioniert aus den Händen von ELECTRIC MUD äußerst glänzend. ´Quiet Days On Earth´ ist ein echtes Schmankerl für die zurückgenommenen Momente außerhalb der täglichen Tretmühle.
(8 Punkte)