16 HORSEPOWER – Sackcloth ‘n’ Ashes
~ 1996 (A&M) – Stil: Americana ~
Die US-Amerikaner 16 HORSEPOWER wurden Zeit ihres Lebens in ihrer Heimat der Einfachheit halber stilistisch als Alternative Country erfasst, dennoch gebar die zwischen 1992 und 2005 existierende Formation weit mehr als diese Umschreibung aussagen konnte. Gegründet in Los Angeles, fand die Erstbesetzung im Anschluss an den Umzug von Sänger/Gitarrist David Eugene Edwards und Jazz-Drummer Jean-Yves Tola nach Denver endgültig zusammen als Double-Bass-Spieler Keven Soll einstieg.
Der ursprüngliche Gruppenname HORSEPOWER wurde nach einem Folk-Song, bei dem Pferde auf dem Friedhof den Sarg ziehen, in 16 HORSEPOWER umgewandelt, um sich von den Anspielungen auf Heroin zu befreien. Nachdem sie durch massives Touren die Aufmerksamkeit des Labels “A&M” auf sich gezogen hatten, gingen sie 1995 ins Studio. Ihre Plattenfirma zögerte aber die Veröffentlichung hinaus, so dass sie erst ihre selbstbetitelte EP aufnahmen und unter die Leute brachten.
Im Jahre 1996 erschien endlich das Debüt ´Sackcloth ‘n’ Ashes´ und sorgte weltweit für Begeisterung. Der Country-Einfluss mit dem Instrumentarium des Bluegrass, Gospel sowie der Appalachen drückte sich im Rock-Kontext dermaßen aus wie es der Rock-Hörer bisweilen von den GEORGIA SATELLITES gewohnt war. Nur insgesamt viel teuflischer und massiver. Denn dazu gesellte sich die dunkle Seite des Americana wie ihn dereinst MADRUGADA oder MIDNIGHT CHOIR vortrugen, denn NICK CAVE und der GUN CLUB gehörten ebenso zu den Einflüssen von 16 HORSEPOWER. Diese extraordinäre Mischung sorgte für eine große Portion Eigenständigkeit und Einmaligkeit.
Der Teufel reitet David Eugene Edwards, wenn er seine Mannschaft mit Banjo durch die Hitze des Debüt-Hits ´Black Soul Choir´ treibt. Mr. Edwards wusste bereits vor 25 Jahren, dass alle Männer böse sind. Heulend predigt er die Worte seiner Gedankengänge, zeigt dem Banjo die Siebenschwänzige und facht das Spiel gleichsam in ´Black Bush´ an. Den Bezug zur Bibel stellt von Anbeginn der Albumtitel her (” … längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan.” – Matthäus 11:21). Die frühkindlichen Erinnerungen an die Kirche werden zudem in ´Ruthie Lingle´ von den Gedanken an nette Mädchen überlagert. Die hin- und herwogende Konzertina kocht hingegen mit dem Bösen eines ´Harm’s Way´ ihr Süppchen. Des Weiteren entfachen ´Heel On The Shovel´ und ´American Wheeze´ mit nervöser Konzertina die Hitze. Die Dunkelheit des Americana zuzüglich Southern-Jammern zeigt der Opener ´I Seen What I Saw´, vielleicht sogar im Red Room mit Laura Palmer. Allein ´Red Neck Reel´ gibt sich besonders Country-nah. “High fiddle high fiddle low fiddle low” heißt es in ´Neck On The New Blade´. Singt mit, das befreit!
16 HORSEPOWER waren weder Hinterwäldler noch Prediger, ihre Musik blickt zeitlos in die Abgründe des Daseins. Die Geschichte der Band begann mit dem Klassiker ´Sackcloth ‘n’ Ashes´ und endete nach drei weiteren Studio-Alben. David Eugene Edwards beschreitet die Pfade bis heute mit einem anderen Pferd namens WOVENHAND.