MeilensteineVergessene Juwelen

SPARKS – Hippopotamus

~ 2017 (BMG) – Stil: Chamber Pop ~


2017 konnten Liebhaber der SPARKS wieder aufatmen, vorbei waren deren Jahre mit reiner Musical-Tätigkeit. Das 23. Studioalbum setzte sich leichtfüßig wie ein schweres Nilpferd mit Blümchen in der Hand in die trostlose Pop-Szene. Pop durfte wieder theatralisch und exzentrisch, doch immer songdienlich-eindringlich sein. Die zehn Monate Schweiß und Tränen an ´Hippopotamus´ waren von Erfolg gekrönt. Ein ästhetisches Kleinod in einer immer mehr zerfasernden Pop-Kultur.

 

 

Gerne spielen die Brüder Russell und Ron Mael die gesamte Klaviatur ihres theatralisch übergeschnappten Sounds aus. Ob zur Begrüßung in ´Probably Nothing´ nur mit Klavier (Ron Mael) und Gesang (Russel Mael), oder anschließend in ´Missionary Position´, der Wortwitz und die satirische Wortwahl bieten Freudentränen pur. Die gesamte A-Seite zeigt sich mit dem ebenfalls phänomenalen ´Edith Piaf (Said It Better Than Me)´ sowie ´Scandinavian Design´ als Ode an IKEA von der Klavier betonten Seite. Obwohl bereits hier erste Ansätze gleichsam schwelgerisch orchestriert sind, wird es auf Seite C der Vinyl-Version dementsprechend prunkvoller. Das Hitfeuerwerk hört hier auf die Namen ´Hippopotamus´ (und dessen Kumpel Anonymous, Hieronymous Bosch, Volkswagen Microbus, Titus Andronicus), ´Bummer´ und den offensichtlichen Spaßmacher ´I Wish You Were Fun´. Ironie und pompöse Melodienfolgen reichen sich bei den SPARKS jederzeit die Hand.

Verrückter, auch in Wortwahl und Experimentierfreude, wird es auf Seite B, beginnend mit dem Song ´Giddy Giddy´, der so klingt wie er betitelt ist. Kleine Elektro-Synth-Unterfütterungen gereichen ´What the Hell Is It This Time?´ gleichfalls zur Exaltiertheit. Der Schunkler ´When You’re A French Director´ bietet zum Start der Seite D tatsächlich den französischen Regisseur Leos Carax als Gaststar auf, der Abgang ´Life With The Macbeths´ gar die amerikanische Opernsängerin Rebecca Sjöwall.

Die große Kunst der SPARKS besteht darin, trotz allem Esprit mit ihrem Auftritt niemals in den Abgründen einer Zirkus- oder Theatervorstellung zu enden. Weitaus beängstigender, oder überaus bezeichnend für die Musik-Szene ist die Tatsache, dass Russell und Ron Mael längst nicht zu weltbekannten Superstars aufgestiegen sind.

 

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