ICON – Icon
~ 1984 (Capitol Records) ~
Was zählt, sind die Fakten: Der Power-Gesang von Stephen Clifford ist klasse, die Melodien und Hooks verkleben einem (im positiven) das Gehirn und die Gitarren von Dan Wexler und John Aquilino sind rasiermesserscharf. Für eine Produktion von Mike Varney ist dieses Album erstaunlich klar und nicht nur gitarrenlastig produziert (Engineer war Allen Sudduth, der auch ´Guilty As Charged´ von CULPRIT betreute).
Anspieltipps habe ich genug. Eigentlich alle zehn Songs, namentlich das schleppende ´Killer Machine´, das für mich überragende ´World War´ oder vor klischeehaften Texten Triefendes wie ´On Your Feet´, ´Under My Gun´, ´Rock’n’Roll Maniac´ oder ´I’m Alive´. Da erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich gleich mitgrölen will, so dass es mir dann schon eher wieder peinlich ist (oder meinen Mitmenschen).
Dieses Album macht mich auch nach 36 Jahren noch süchtig. Das gleichnamige Debüt von ICON wird von mir zu den stärksten Metal-Veröffentlichungen der melodischeren Sorte gezählt und man sollte sich von den damals zeitgemäßen Poserfrisuren und Glam-Klamotten der fünf Musiker auf dem Cover nicht abschrecken oder täuschen lassen.
Wenn es zum Abschluss noch eine (wirklich) gelungene Ballade wie ´It’s Up To You´ gibt, was großes Kleines für das Herz, dann ist das Bild ein rundes und ich weiß wieder, warum ich 1994 trotz damals bescheidenem Haushaltsbudget 54.90 DM bedenkenlos für die Japan-CD ausgab.
Leider wurde das Album kein großer kommerzieller Erfolg wie ein Jahr zuvor zum Beispiel DEF LEPPARDs ´Pyromania´ (soll nicht heißen, dass das irgendwie sehr ähnlich klingt, ging aber in eine ähnliche Richtung zwischen ganz schön hart und ganz schön eingängig).
Dann wurden auch ICON, wie viele damaligen Bands, vor die Frage gestellt, wie sie denn weitermachen sollten. Denn diese Art von Metal war (für die Major-Plattenfirmen) einfach nicht mehr gefragt. Aufrechte Helden wie ARMORED SAINT (ganz anderes Genre, ich weiß) kümmerten sich einen Dreck und machten einfach weiter. Man konnte sich zur Thrash Band weiterentwickeln (war natürlich in diesem Falle keine Option) oder das Heil im aufkommenden AOR suchen. Diese Option hat die Band leider gezogen und mit dem – insgesamt sogar oftmals bei Kritikern besser weggekommenen – Nachfolger ´Night Of The Crime´ ein keyboardlastiges und „chorverseuchtes“ AOR-Werk mit nur wenigen kleinen Ausnahmen (´The Whites Of Their Eyes´) und einigen Tiefpunkten (wie dem Abschlusstrack ´Rock My Radio´) veröffentlicht. Da war immer noch der sehr starke Gesang, aber für mich war das kein gangbarer Weg. Was bei Q5 beim ebenfalls radikalen Übergang von ´Steel The Light´ zu ´When The Mirror Cracks´ für mich tragbar war, wollte und konnte ich hier nicht nachvollziehen. Und so habe ich die Band schnell aus den Augen verloren. Aber nicht dieses Werk.