NECROPHOBIC – Mark Of The Necrogram
~ 2018 (Century Media) – Stil Death /Black Metal ~
Ludwig Krammer, 14.02.2018
Die ´Pesta´-Single aus dem vergangenen August war ein vorzüglicher Aperitif der umbesetzten Schweden-Legende, nun kommt mit Studioalbum Nummer acht ein blutdurchsetztes Menü auf den Tisch, das die Erwartungen sogar noch übertrifft. Keine Übertreibung: Mit ´Mark Of The Necrogram´ ist NECROPHOBIC die einprägsamste, intensivste und am besten produzierte Songsammlung seit der 1999er-Komplettrasur ´The Third Antichrist´ gelungen.
Alleine die ersten drei Stücke, das hymnische, von Blastbeat-Strophen befeuerte ´Mark Of The Necrogram´, die langsam anlaufende Knochenmühle ´Odium Caecum´ und das fantastische, mit einem elegischen Mittelteil ausgestattete ´Tsar Bomba´ (künftiger Klassiker) rechtfertigen den Erwerb des Albums. Auch die restlichen sechs Brecher plus das atmosphärische Outro fallen nicht nennenswert ab. Natürlich lässt sich im Gesamtdurchlauf eine gewisse Redundanz der Riff- und Melodiestrukturen nicht leugnen, trotzdem wird das mit vereinzelten SLAYER-Zitaten (´Sacrosanct´) gewürzte Gemetzel nie langweilig. Das liegt zum einen an der wundervoll detailverliebten Gitarrenarbeit des zurückgekehrten Duos Bergebäck/Ramstedt, zum anderen am akzentuierten Hassgesang von Ur-Fronter Anders Strokirk, der zwar nicht ganz so wahnsinnig klingt wie sein wegen häuslicher Gewalt verurteilter Vorgänger Tobias Sidegard, diesem an (Ausdrucks)kraft aber sogar leicht überlegen ist.
Im 29. Jahr ihres Bestehens sind NECROPHOBIC zurück auf dem Genrethron. Eine überzeugendere Schwarztod-Scheibe wird es auf absehbare Zeit kaum zu hören geben. Auf die Knie zum Deibel noch mal!
(8,5 Punkte)
Sir Lord Doom, 30.05.2020
Alte schwedische Legende, seit den frühen 90ern aktiv und gerade mit den alten Alben absoluter Melodic Blackmetal Kult, der sich locker mit der Großartigkeit von DISSECTION, den unangefochtenen Genregöttern für die meisten Hörer, messen lassen kann.
25 Jahre nach ´The Nocturnal Silence´ sind die Typen immer noch da, machen Musik wie dereinst im Mai und klingen gar nicht wie die alten Säcke, die sie inzwischen, sicher nicht alle von ihnen, sind. Und das 2018 erschienene ´Mark Of The Necrogram´ beweist, dass selbst Legenden aus den Gründertagen einer Stilrichtung auch nach langer Zeit noch Klassiker schreiben können.
Hier ist alles noch wie 1993, man ist keinen Deut kommerzieller geworden, kein bisschen weniger zornig und hat immer noch ein Händchen für ganz gewaltige Riffs, Leadgitarren, Melodiebögen und Songs. Ja, hier gibt es Songs, die sich nach kurzer Zeit in die Seele des sich lustvoll in wonniger Agonie windenden Fans von extremem Metal fressen, der sich nach wie vor zwar irgendwie klassifizieren lässt, bei dem aber alle Tore für Einflüsse innerhalb der Grenzen des gesamten Stils offenstehen.
Mystische Heavy Metal-Parts mit geheimnisvoller Atmosphäre und sphärischen Leadgitarrenmelodien saugen Dich in eine andere Welt. Die Kompositionen sind sehr bildhafte Trips, Reisen zu den Monumenten der inneren Realität.
Sound und Spiel sind auf dem Album mal richtig geil. Progressiv bzw. frickelig sind NECROPHOBIC immer noch nicht. Dafür kommen sie in ihren Stücken stets technisch versiert auf den Punkt. Ihnen liegt der Song an sich am verwesten Herzen und das merkt man. Sie bauen Spannung auf, bevor sie wie ein gewaltiges Reiterheer auf das Schlachtfeld preschen. Sie versprühen aber auch einen Ausdruck von True Metal, wo es nach Leder und Jeansstoff duftet. Ihre Musik strahlt Brüderlichkeit aus.
Und wenn sie sich dann mit immenser Geschwindigkeit bei Blastbeatattacken auf den Feind stürzen, sind sie doch immer für mitreißende und wirklich große Melodiebögen gut.
NECROPHOBIC vereinen die wagemutigen Metaller bei sich. Wem der reguläre Deathmetal von damals bwz. der OSDM von heute zu dolle kracht, wird den Powermatal (und ich meine auch POWERmetal, sprich die infernalischen, majestätischen Brecher wie alte METAL CHURCH, GRIFFIN, etc) Einschlag lieben, Thrasher die Wucht, Wut und Raserei. Deathmetalfans und Blackmetalfans mit einem Ohr für echten Metal werden hier in wilder Entrücktheit umhertanzend der Band huldigen. Sollten sie seit über 30 Jahren schon tun.
Wenn einem bei vielen extremen Metalbands heute der richtige Metal-Kick und Spirit fehlt, NECROPHOBIC haben ihn. Düster, ungestüm, lustvoll, so präsentieren sie sich hier auf ´Mark Of The Necrogram´ und haben damit mich persönlich überzeugt, sämtlichen älteren Werken mal eine Chance zu geben. Ja, das hier ist meine einzige NECROPHOBIC-CD und sie gibt mir alles, was ich von einer geilen Heavy Metal-Platte haben möchte: Wucht, Epik, Melodien, Songs mit nachhaltiger Wirkung. Eine der besten Platten 2018.
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