Filetstück des Tages
PUNCTURE – Puncture (1994)
Grunge war in der ersten Hälfte der Neunziger allgegenwärtig. Der „normale“ Metal war tot bzw. wurde von der Musikindustrie übergangen, denn diese suchte nach weiteren neuen Trends. Und da kam Industrial gerade recht. Zum weinerlichen Grunge wurde der emotionslose, technokratische Industrial-Sound in die Metalarena geschoben. Mit fetten Werbekampagnen wurden Industrial Bands ins Tagesgeschehen der Rockmusik platziert. MINISTRY waren mit `Psalm 69`, zu diesem bahnbrechenden Überalbum muss man nichts anmerken, zum Maßstab in der Industrial-Metal Szene geworden.
Das hatte man auch in Texas registriert und fand Gefallen an dem Sound. Ex-GAMMACIDE-Gitarrist Rick Perry tat sich mit einem gewissen Per Nilsson zusammen, einem Programmierer mit skandinavischem Background. Live gab sich zudem SOLITUDE AETURNUS-Gitarrist John Perez die Ehre.
Auf ihrem gleichnamigen Debüt ging es dann auch gleich brachial zur Sache. Monströse, rohe Riffs in Verbindung mit derben Samples und einem harten Gesang von Rick Perry agierten im Windschatten von MINISTRY. Nur eben ohne diese, hm, Massenkompatibilität und nachvollziehende Leichtigkeit. PUNCTURE waren schlicht böse, derb, roh, blutig. Auch wenn man mit diesem Stil nicht viel anfangen konnte/kann, man hört die alte Thrash Metal-Schule von Perry heraus. Und genau das macht `Puncture` auch heute noch reizvoll.
Solche Sounds hört man heute nicht mehr, da es nicht in gängige Klischees und Trends passt. Das war eben ein Sound der Neunziger. Aber rückblickend ist das eines der ganz wenigen Alben, das ich aus diesem Industrial-Trend Mitte der Neunziger in der Sammlung behalten habe, gerade weil es so kompromisslos ist.