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SINISTRAL KING – Serpent Uncoiling

~ 2020 (Vendetta Records) – Stil: Okkult Death/Black Metal ~


YESSSSSS!!! Genau DAS sind diese Momente, für die du als Metalhead lebst: du hörst „zufällig“ die ersten Takte eines Songs einer (in diesem Fall nicht nur) dir bisher komplett unbekannten Band, und zuerst erstarrst du ungläubig angesichts dieser mächtigen Pracht, aber dann reisst es dich komplett vom Hocker! Du lässt alles stehen und liegen, womit du gerade beschäftigt warst, drehst die Lautstärke auf, denkst mit viel Glück nach ein paar Takten auch daran, deinen Unterkiefer wieder hochzuklappen, und versinkst schliesslich nur noch in der vollkommenen Glückseligkeit einer Neuentdeckung, die scheinbar ganz allein für deinen Geschmack das fahle Licht der Nacht erblickte.

Und die alles hat: ungebändigten Drive und voranpeitschendes Drumming, massive Percussions, ekstatische Twin-Gitarrenmelodien, genau die richtige Dosis an Pathos und stillen, fast besinnlichen Momenten, die sakrale Grösse und Klangfülle gotischer Kathedralen (´Serpent Uncoiling´ mit seiner fast Orff’schen Anmutung), breit flirrende Riffschichten, die sich zu massiven Soundwällen auftürmen und aus denen ausserweltliche Soli wie Flammenzungen himmelwärts stechen (Albumhöhepunkt ´Nahemoth´), mal bedrohlich flüsternde, dann wieder befehlsgewohnt growlende, bisweilen auch von Besessenheit gequälte Vocals, komplettiert durch unheilvolle mittelalterliche Choräle und sogar klassische Bläser- und Pianosequenzen, doch vor allem die einzigartigen, extremen Kontraste, die diese Band auszeichnen: zwischen okkulter, unheilvoller Schwärze auf der einen und knackig-bombastischen Hochgeschwindigkeitsblasts auf der anderen Seite (´Fields Of Necromance´), zwischen metallischer, dissonanter Schärfe und der zeremoniellen Ästhetik klassischer Kompositionen, zwischen okkulter Anspielung und sinister-ritueller Exekution (das mystische ´Ishet Zenunim´) – all das wird durch unzählige, krasse Breaks und Dynamikwechsel in Hochspannung ausgestaltet. Kurzum: ein so sehr der Tradition verpflichtetes wie völlig neuartiges Black-/Death-Erlebnis der Extraklasse!

Und dann entdeckst Du per Promoinfo, dass es sich hierbei um ein Debütalbum handelt, welches aus dem kompletten Nichts kommt, von nur drei Langhaarigen hervorgebracht, die zwecks besserer Konzentration auf die Musik fast (man kennt immerhin ihre weiteren Bands: UNLIGHT, TRIUMPH OF DEATH und VREDEHAMMER) komplett anonym bleiben, und sich, statt auf die Industrie zu schielen, mit der Entscheidung für die exquisite Berliner Klangschmiede „Vendetta Records“ in die Hände eines leidenschaftlichen Underground Labels begeben haben? Unglaublich! Doch vom ersten Song an ist klar, dass es sich hier um gestandene Musiker handelt, die selbstbewusst aus langer Erfahrung, gerade was Komposition und Arrangement betrifft, schöpfen, und dazu perfekt miteinander harmonieren, ja sich gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln.

 

 

Normalerweise würdest du deinen Kumpels beim nächsten Treffen von dieser Entdeckung erzählen, ihnen vor Begeisterung gleich noch einen Song per Handy vorspielen, aber da all das ja gerade leider ausfällt, bekommt eben nun ihr die geballte Begeisterung ab. Ihr fragt euch, wo sich das Ganze denn nun musikalisch einordnen lässt? Da ist auf jeden Fall soviel melodiöses Schweden im Sound wie harsches, ursprüngliches Norwegen in der Attitüde, und dass SINISTRAL KING den zweiten der fünf Tracks, ´Nahemoth´, MEPHORASH gewidmet haben und sogar deren Musik als Initialzündung zur Bandgründung angeben, hilft schon einmal weiter; man könnte auch grob ein Spannungsfeld zwischen NECROPHOBICs hymnischem Gemetzel, BEHEMOTHschem zeremoniellem Bombast, NAGLFARs flammenden Twin-Leads sowie, um etwas zurückzublicken, SACRAMENTUMs rasanter und vielschichtiger Melodik heraufbeschwören – wer mit genannten Kapellen etwas anfangen kann, ist geradezu verpflichtet, SINISTRAL KING anzutesten.

Die Sache hat jedoch, gerade durch ihre starke Gitarrenbetonung, auch genügend Reiz für offene, eher traditionelle Metaller, die den vielen starken, teils oben genannten, Black-/Death-Comebacks der vergangenen Jahre genauso viel abgewinnen konnten wie den diversen neuen, liturgisch-zeremoniellen Black Metal-Kapellen um BATUSHKA et al., aber vor allem auch der guten, alten hellenischen Schule um ROTTING CHRIST. Genau wie letztere baut das Trio aus Norwegen, Deutschland und der Schweiz über 40 Minuten ein Kaleidoskop an mächtigen, soundtrackartigen Atmosphären auf, unterstützt von einer druckvollen, so massiven wie vielschichtigen Produktion, von der ihr euch Dank youtube weiter unten in Gänze selbst überzeugen könnt; und so zwischen um Leichname schwirrenden Schmeissfliegen und den majestätischen Posaunen von Jericho Zeugen davon werdet, wie sich die Weltenschlange auseinanderrollt – und damit Ragnarök, der Weltenbrand, das Ende aller Tage, beginnt…ein besserer Soundtrack zu dieser, unserer Zeit als ´Serpent Uncoiling´ ist jedenfalls kaum vorstellbar.

Größte Neuentdeckung und stärkstes Debüt des bisherigen Jahres, daher aus dem Stand:

fette 8,5 Punkte!

 

www.sinistral-king.com

www.facebook.com/sinistralking

https://sinistralking.bandcamp.com

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