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AGNES OBEL – Myopia

~ 2020 (Deutsche Grammophon / Blue Note) – Stil: Chamber Pop  ~


´Myopia´ ist der Rückzug in den selbst gewählten Elfenbeinturm, eine schauderhaft intime, zurückgezogene Vorstellung. Gefangen in Gedanken und Vorstellungen. Ganz allein in einem Raum, in den der morgendliche Nebel, ein Morgengruß hineinzieht. Am Ende einer schlaflosen Nacht. In der Ecke eines bläulich schimmernden Zimmers, blau wie der Morgentau, sitzt Agnes Obel. Sie spielt Klavier. Ein Hauch ihrer Stimme erreicht das Mikrofon. Bisweilen wird der Klang ihres Organs im Widerhall moduliert. Die inneren Dämonen mögen kommunizieren.

Agnes Obel, weltabgewandt in ihrem Berliner Homestudio, aber doch nicht einsam am Klavier. Oftmals tragen Cello und Violine zum klassischen Chamber Pop bei. Dann stehen die Cellistinnen Kristina Koropecki und Charlotte Danhier und Geiger John Corban an ihrer Seite. Allerdings sind die Kompositionen der gebürtigen Dänin weit intimer und verschlossener. Sie schenken sich Zeit, zum Fallen lassen, sich selbst zu finden. Das Innerste begehen. Kein Artpop, im Bannkreis von Kate Bush, keine Filmmusik, obwohl sie literarisch von Edgar Allan Poe sowie visuell von Alfred Hitchcock beeinflusst ist, keine neo-klassischen Ambitionen, trotz neuer Plattenfirma, ungeachtet einiger instrumentaler Zwischenspiele.

´Myopia´. Erleben. Spüren. Schicht für Schicht. Bei Erstkontakt wird alles nur getrübten Blickes erfasst. Einer gedämpften Vorführung gewahr werden. Sich ihr öffnen. Langsam. Allmählich. Wohlklang begreifen. Tonhöhen, gerne modifiziert, wahrnehmen. Intensiv. Hypnotisch. Why you wake me up today? Warum weckst Du mich? Eins, zwei, drei … Angsteinflößend.

(8,5 Punkte)

 

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