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OLD MAN GLOOM – Seminar VIII: Light Of Meaning / Seminar IX: Darkness Of Being

~ 2020 (Profound Lore Records) -Stil: Experimental Sludge/Hardcore ~


Bei OLD MAN GLOOM gibt es nichts mehr zu beweisen – und nichts, was unerwartet sein sollte. So sind sowohl ´Seminar VIII´ als auch das, mal wieder unangekündigt, hinterher geworfene ´Seminar IX´ eine kathartische und emotionale Befreiung; die passende Hommage an den gefallenen Freund Caleb Mark Scofield, der im März 2018 bei einem tragischen Autounfall in der Nähe von Boston verstarb. Der Mann schrieb vor allem mit CAVE IN Alternative-Hardcore-Geschichte – und bei OLD MAN GLOOM tobte er sich all die Jahre kreativ aus. Grenzen gab es nicht, so auch bei ´Seminar VIII´ sowie ´Seminar IX´. Es sind sogar noch zu Lebzeiten aufgenommene Stimm-Fragmente und Basslinien von Scofield verwendet worden, was dem Ganzen – bei aller Freude über neue Songs – einen gespenstischen Touch gibt.

 

 

Doppelt gefällt besser

So war das bei OLD MAN GLOOM schon zuvor: Ein Album wird angekündigt, ein zweites mitveröffentlicht – additiv ausgelegt und damit doppelt überzeugend. Beide Alben sind wahrhaft episch und fordernd, man muss sie wieder und wieder von vorne bis hinten hören, um sie vollends zu erfassen. Es gibt tiefdröhnenden Hardcore, fiesen Sludge, leichtfüßigen Psychedelic Rock, etliche elektronische Experimente und diesmal sogar eine gebrochen-gefühlige Akustikgitarren-Ballade, die Glanztaten von ALICE IN CHAINS gerecht wird. Das ist wohl vorrangig Stephen Brodsky zu verdanken, der CAVE IN-Sänger/Gitarrist und MUTOID MAN-Mastermind ersetzte Scofield in der Rolle als Bassisten. Weiterhin dabei sind Nate Newton (CONVERGE), Aaron Turner (SUMAC) sowie Santos Montano (ZOZOBRA).

 

 

Es ist müßig, zu viele Zeilen und eure wertvolle Zeit, geschätzte Leser, zur ausführlichen Song-Exegese zu vergeuden. Die Alben entfalten sich ohnehin am besten als Ganzes. Jedes für sich – und dennoch gemeinschaftlich wie aus einem Guss. Mindestens so gut wie beim ´The Ape of God´-Doppelschlag 2014. Damit haben sich sechs lange Jahre des Wartens gelohnt. Was aktuell aber so anders wie eindeutig ist: Mit Brodsky kamen mehr Melodien und vokale Varianz; man merkt beiden Alben an, wo er aktiver hinzukam, einzelnen Songs seinen Stempel und damit sein besonderes Harmoniebewusstsein aufdrückte.

´Light of Meaning´ und ´Darkness Of Being´, so die je zusätzlich aufs Cover gedruckten und damit komplementär einenden Titel des Doppel-Werks, ging zur Klangvollendung durch die Hände von drei renommierten Heavy-Music-Produzenten: Matt Bayles (u.a. MASTODON), Kurt Ballou (u.a. CONVERGE-Gitarrist) und Randall Dunn (u.a. Sunn O)))). Achtet mal nur auf die Toms und Bass Drum, so sauber und roh kriegen das nur diese Meister hin.

Das Schönste aber an OLD MAN GLOOM bleibt: Sie klingen, bei aller Eigenständigkeit im internationalen Marktvergleich, immer auch wie ein Best-of der Bands aller Beteiligten. Dieses heimliche Qualitätsversprechen halten sie also auch 2020.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 22.05.2020)

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