BIOPLAN – Epipath & Ocular

Michael Haifl17. Mai 2020

~ 2020 (Layered Reality Productions) – Stil: Djent / Synthwave ~

Der schwedische Tausendsassa Andi Kravljaca ließ den Hörer bereits bei seiner ersten instrumentalen Achterbahnfahrt offenen Mundes zurück. Seine EP ´Ocular´ warf einen musikalischen Blick auf eine Florida-Reise des Gitarristen und Komponisten, bei der ihn die Unterschiede zu seiner Heimat verblüfften: der grelle Großstadtdschungel im Gegensatz zu den dunklen heimischen Wäldern. Dieser Kontrast spiegelt sich auch in der dargebotenen Musik wieder, die zeitgemäßen Prog und Djent-Metal mit Synthwave verbindet.

Wer Andi Kravljaca allein als aktuellen Sänger von NIBIRU ORDEAL und THAUROROD sowie als ehemaligen von SILENT CALL und SEVENTH WONDER kennt, sollte überrascht sein.

In diesen Tagen veröffentlicht Andi Kravljaca unter seinem Ein-Mann-Instrumental-Projekt BIOPLAN ein weiteres Werk: ´Epipath´. Da ein reiner Download, selbst in seinem Metier, nicht jeden glücklich macht, hat er sich diesmal eine besondere Idee einfallen lassen. Zwar keine Mini-Disc oder Kassette und ebenso kein Vinyl, wie anderweitig im Synthwave zu bestaunen, sondern eine andere, für die heutige Zeit ausgefallene Verpackung: eine VHS-Box.

Diese schmucke VHS-Box enthält eine CDr mit beiden EPs. Somit sind die Songs von ´Ocular´ als auch die neuesten Songs der aktuellen ´Epipath´-EP darauf zu finden. Die VHS-Box beinhaltet ebenso ein Booklet, ein BIOPLAN-guitar pick, ein Linernotes-Heftchen und einen Aufkleber.

Das Silber-Scheibchen starten mit den fünf Songs der neuen EP ´Epipath´, ehe die fünf des Vorgängers ertönen. Die Bonus-Ecke erhöht die Tracklist um zwei weitere Lieder, je ein Remix-Song von jeder EP.

Um die Kompositionen mit Gastbeiträgen aufzuwerten, hat Andi erneut seine Freundesliste durchforstet und diesmal Harri Koskela (LOST IN GREY, THAUROROD) für ein Keyboard-Solo begeistern können. Denn wir erinnern uns an die ´Ocular´-EP, dort spielte Rich Hinks (ANNIHILATOR) auf allen Songs den Bass und Andreas Söderin (SEVENTH WONDER) sowie Pekka Laitinen (NIBIRU ORDEAL) trugen Keyboard-Soli und Emil Pohjalainen (AMBERIAN DAWN) sowie Alistair Bell (AEON ZEN) Gitarren-Soli bei.

Die frischen Kompositionen setzen die Hörerschaft in eine echte Zeitmaschine. Ohne Männer wie Vince DiCola oder Harold Faltermeyer hätte es solche Musik nie gegeben. Zu den puren Achtzigerjahren-Synthwave-Nostalgieklängen von ´Ingress´ fischt Andi Kravljaca die melodischen Gitarrensoli aus der Hinterhand. Allerdings zeigt die Gitarre umgehend im Math-Kontext von ´Perspex Cassidy´ ihre Herkunft an, obwohl die melodischen Linien schließlich doch an die Jahre von Tony MacAlpine und Vinnie Moore gemahnen. Passend hierzu die Riff-Eruptionen von ´He’s A Transponster´, jede Note der Oktave abgrasend, sowie die Schönheit eines ´VFR Into IMC ´. Die 80s Synthwaves transferieren sich dagegen bei ´Atomic Era Cocktails´ in die 90s, inklusive eines Tanztee würdigen, fröhlichen Aufflackerns zum Ausklang.

Heute oder morgen einmal Guitar-Hero sein und als solcher Gitarren-Held aus dem Hier und Jetzt trotz Math- und Djent-Fieber in die Achtzigerjahre abtauchen? Schnappt Euch Eure Air-Guitar und BIOPLAN.

(8 Punkte)