PATTERN-SEEKING ANIMALS – Prehensile Tales
~ 2020 (InsideOut) – Stil: Swinging Prog Rock ~
Ich muss gestehen, das Debüt des SPOCK’s BEARD Ablegers (Dave Meros, Jimmy Keagan, John Boegehold) including des für mich immer noch vorrangig ENCHANT-Goldkehlchens Ted Leonard ist im letzten Jahr an mir vorbei gelaufen. Wir schauen hier nur auf das aktuelle Werk, das herausragend im Sinne der weniger komplexen Werke und Songs der Hauptband geworden ist und damit eher in der Rubrik Ausdruckstanz & Vergnügen als Kopfhörer angesiedelt ist. Die kalifornische Leichtigkeit des Seins ist musikalisch (weniger textlich) an allen Ecken und Ende zu spüren. Anfangs meint man noch die gesangliche Hyperintensität ENCHANTcher Göttergaben zu vermissen, doch diese ist nur zunächst etwas unscheinbarer ausgestaltet und entwickelt sich mit den Durchgängen auf das erwartete absolutäre Ausnahmeniveau. Wie wir alle wissen, diskutieren wir bei der Beurteilung der Gesangsleistung eines Ted Leonard sowieso nur in der Nuance zwischen 11/10 und 12/10 Punkten.
Mit einem leichten, swingenden Groove starten wir bereits in den Eröffnungstrack ´Raining Hard In Heaven´, quasi eine Momentaufnahme unserer Zeit. Sprechen wir bereits hier von herausragendem Liedgut, so schlägt die Amplitude beim folgenden ´Here In My Autumn´ völlig aus. Dieses beginnt direkt mit seiner Titelzeile. Eine nicht ungeschickte Einschmeicheltechnik, die wir hier aus unserer Amtsstube heraus durchaus mal genehmigen, wenn sie nicht häufig angewandt wird. Der Reichtum an Wunschmelodien, der sich in der Folge alleine durch diesen Song zieht, ist wundervoll.
Im Anschluss folgen die beiden 5-minütigen Kurztracks des Albums, bei denen insbesondere ´Why Don’t We Run´ sehr schnell als Megahit heraussticht. Vom Beginn bis zum Ende mit der uns begleitenden fernöstlichen Melodie, ein Song, der uns, egal was komme, beschwingt durch den ganzen Sommer bringen wird (und danach können wir ja wieder zu ´Here In My Autumn´ zurückskippen). Und jetzt alle: „Let’s place the blue moon cross the big sky – no time to waste and wonder why – why don’t we, why don’t we, why don’t we run – no sleep just keep movin’, keep movin’ – chase the morning sun – let’s place the blue moon cross the big sky – why don’t we, why don’t we, why don’t we, why don’t we, why don’t we, why don’t we run?“
Bis hierhin haben wir nun fast vergessen, dass wir ja eigentlich einem Prog Rock-Album lauschen. Dafür haben wir dann noch die beiden Longtracks ´Lifeboat´ („Everyone on a lifeboat – the ship is going down…“…“twilight at the end – the northern lights dance cross the sky….“) und ´Soon But Not Today´ mit 17, respektive 12 Minuten. Man bleibt aber auch hier jederzeit im hochmelodischen wie nachvollziehbaren Rahmen, in dem trotzdem das reguläre Instrumentenspektrum gekonnt und im im Flow bleibend ausgeweitet wird. Könnertum für Massen!
Ich bin entzückt über das für mich erste uneingeschränkte Meisterwerk des Jahres. Ein echter, sehr traditionell ausgestalteter und bekannt vorkommender Fat Tail im positiven Sinne. Hier heißt es zugreifen! Ein Musteralbum, zwecklos, im Augenblick nach etwas besserem aus dieser Richtung zu suchen.
(ultrafette 9,25 Punkte)