CREMATORY – Unbroken
2020 (Napalm Records) – Stil: Gothic Metal
Hehe, gerade NIGHTWISH nicht verrissen, also machen wir gleich weiter, wenn der Ruf eh schon ruiniert ist, OOMPH! war letztes Jahr und der NACHTGREIF wartet auch schon…
Bevor ich loslege: Hier geht’s rein um die Musik. Wer also meint, er müsse einen Shitstorm lostreten und sich gegenüber Personen und deren Verhalten auslassen, der nutze bitte die bekannten Bühnen der sozialen Medien oder des Webs.
Noch jemand da? OK, ihr Lieben, dann seid ihr wie ich Weltenwandler, denen OOPMH! letztes Jahr gut reingegangen ist und die ATROCITY auch die Treue gehalten haben, als sie erfolgreich szeneübergreifende Experimente durchgezogen haben. Und mit den gothischen Werken von ATROCITY sind wir dann ziemlich genau bei CREMATORY, die aus der sich immer mehr mit Metall mischenden „Schwarzen Szene“ nicht mehr wegzudenken sind und mit ihrem 15ten Album genau das machen, was der Crossoverhörer von ihnen erwartet…nur noch ein Schippchen geiler als in der Vergangenheit.
´Unbroken´ gestaltet sich sehr variantenreich, hitdicht, heavy, unverbogen und mit Neuzugang Connie Andreszka (ex-MYSTIC PROPHECY) für den Cleangesang und Gitarre haben CREMATORY einen absoluten Glücksgriff gelandet, mit dem es gelingen könnte, den ein oder anderen toleranten Powermetaller mal wieder dazu zu bewegen, dieser Band eine Chance zu geben. Felix’ Growling mag man oder eben nicht, das Problem hat Krulle (ATROCITY) wohl auch, über sein Englisch regen sich auch nur noch die auf, die deswegen früher ELOY belächelt haben, anstatt sich was Gutes zu tun.
Was bekommen wir dunklen Seelen nun für Schwarze Blüten? Es ist für jeden was dabei: Die „Wild Boys“ (& Girls) schlüpfen in ihre „New-Rock-Stiefel“ (die auch viele „echte Metalbands“ so gerne zum Posen tragen) und wechseln in den „Neue Deutsche Härte“-Modus beim Opener ´Unbroken´ – nein, eingeklemmt hat den Schwanz hier niemand – ´Abduction´ und der Hymne ´My Dreams Have Died´ – beides in Englisch gesungen, letzteres mit Cleans von Connie. Herrlich, Ich fühle mich in bester M’era Luna-Laune und Karin schreit irgendwas von „GEIL“ aus dem Homeoffice – ah, da kommt sie ja hereingestürmt, bangend.
Zum schwarzen Tanze rufen weiterhin ´Awaits Me´ mit klasse Clean-Refrain, der fette FUNKER VOGT-auf-Metal-Riffer ´Behind The Wall´, der Uptempo-SISTER OF MERCY-Slasher ´The Downfall´ und der rhythmische MARILYN MANSON-Swinger ´I Am´. Wer da stillbleibt, ist auf Valium oder hat einen lähmenden Schlangenbiss erlitten.
Durchaus metallkompatibel für die Bangerfraktion fetzen melodisch-episch-kommerzielle Stücke mit mächtig Hit-Appeal wie ´Rise And Fall´, ´The Kingdom´, ´Broken Heroes´, ´Voices´ oder ´As Darkness Calls´.
Nicht nur die Mädels werden die Düsterballade ´Inside My Heart´ – die „uns“ DORO möglicherweise auch mal gerne covern würde – oder die epische Klavierballade ´Like The Tides´ lieben. Natürlich ist die Gesamtmischung stets typisch CREMATORY, wer sonst könnte griffige Dark-Riff-Hymnen à la ´A Piece Of Time´ intonieren?
Diese Platte am Stück zu spielen wäre auf Festivals wie M’era Luna headlinerwürdig – umgekehrt hat ASP ja auch schon in Wacken aufgeräumt. In diesem Genre sind und bleiben CREMATORY recht konkurrenzlos und wenn das außer mir nur meiner Frau gefällt, brauche ich sonst auch niemanden dafür und nehme uns das Recht heraus, es einfach ohne Grundsatzdiskussionen zu genießen. Denn es geht hier rein um die Musik. Ach ja, eine der löblichst gemachtesten Homepages muss man ihnen auch noch zugestehen…
(8,5 Punkte – Less Gothmeister)