REALM – Endless War
~ 1988 (Roadracer Records) ~
Beim “Keep it true” sollte es ja nach langer Zeit auch in Deutschland ein Lebenszeichen der wieder aktiven REALM geben. Dies hat sich ja jetzt zunächst erledigt.
Mit ziemlich hohem Potenzial war die Band, die 1985 in Milwaukee, Wisconsin, gegründet wurde, nach zwei Demos im Jahr 1988 mit dieser Veröffentlichung gestartet. Und aus meiner Sicht hatte man sofort einen eigenen Stil gefunden, der bei einer kleinen, feinen und wachsenden Anhängerschaft auch sehr gut ankam. Die Musik war ziemlich schnell, wenn auch kein reiner Speed Metal, und mit einigen Breaks verschachtelt ohne klassischer Thrash zu sein. Irgendwie gab es auch Progressiv-Elemente. Egal, Schubladen muss man für diese Band nicht suchen. Sie waren einfach unkonventionell.
Gleich die ersten Songs, ´Endless War´ (auf meiner Roadracer-CD wurde gerne das ´d´ vergessen und es stand ´Enless War´) und ´Slay The Oppressor´, waren eine wirklich gute Mischung aus schnellem, technisch anspruchsvollem Metal, immer aber mit Melodiebögen, die im Kopf blieben. Mit Sänger Mark Antoni war ein engagierter Frontmann vorhanden, der über eine recht ordentliche stimmliche Bandbreite verfügte und – damals nicht genreunüblich – oftmals in hohen Gefilden sang. Das aus meiner Sicht auch wirklich gut, ohne unbedingt die Klasse oder die Sangeshöhen eines Warrel Dane (SANCTUARY) oder John Cyriis (AGENT STEEL) zu erreichen.
Spätestens im dritten Song ´Eminence´ nahmen die melodischen Elemente, aber auch die strukturell progressiven Verschachtelungen in Form von virtuosen Breaks und Rhythmen, zu. Bassist Steve Post unterstützte die starken Gitarristen Takis Kinis und Paul Laganowski immer mal wieder bei der “Melodienarbeit”. Mir persönlich gefallen neben den genannten Songs vor allem das powervolle ´All Heads Will Turn To The Hunt´ sehr gut und auch das originelle BEATLES-Cover ´Eleanor Rigby´ war sehr gelungen. Mit zunehmender Spielzeit gab es auch kleinere Durchhänger, insgesamt katapultierten sich REALM aber mit diesem Debüt in die vordere Reihe der Hoffnungsträger des Metal Ende der 80er Jahre.
Das zweite – auch starke – Album ´Suiciety´ bekam sogar noch bessere Kritiken, ich persönlich mag aber eher die Ungestümheit des Debüts, ´Suiciety´ war mir etwas zu anstrengend, die progressiven Elemente wurden deutlich gestärkt. Ich sollte dem Album aber vielleicht mal wieder eine Chance geben. Dann war die Band leider plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Obwohl ein drittes Album eingespielt werden sollte und wohl auch eingespielt wurde, kam es 1992 zur Trennung. Mit Buddo, dem fantastischen Sänger der fantastischen LAST CRACK, wurde dann WHITE FEAR CHAIN von Kinis, Laganowski und Post gegründet und ein Album 1996 veröffentlicht. Paul Lagonowski ist leider 2017 verstorben. Auf der Facebook-Fanpage gibt es ein knapp 8-minütiges Video vom Konzert am 13.04.2019 von ´Slay The Oppressor´ (siehe hier) in Milwaukee und zumindest dort soll es im Oktober 2020 (wenn es der Corona zulässt) wieder ein Konzert geben.