THE PROJECTIONIST – The Stench Of Amalthia
~ 2020 (Moribund/Twilight) – Stil: Black Metal Oper ~
Nach mittlerweile gängigen Stilgebilden wie etwa Symphonic Metal, “Rock meets Classic” oder Rock-Opern war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Extrem-Metal-Bands dieses Terrain für sich entdecken würden. Und so bezeichnen die Kanadier von THE PROJECTIONIST ihr fünftes Studioalbum `The Stench Of Amalthia´ sogar als “…the first-ever Black Metal-Opera”! Okay, für gewöhnlich experimentieren ja viele Black Metal-Kapellen mit sinfonischen oder klassischen Elementen, doch das hier Gehörte geht noch eine ganze Stufe weiter und kommt vom Aufbau und in der Art und Weise des Dargebotenen in der Tat einer Operette, einem Theaterstück oder einer Oper sehr nahe – wenngleich natürlich das visuelle Moment fehlt. Aber auch Opern können “nur” gehört werden…
Erzählt wird hier die Geschichte von einem alternden, sterbenden ehemaligen Film Noir-Starlet namens Amalthia Grahame, das isoliert in ihrem Palast lebt. Ihr Arzt, Dr. Bendix, schickt eine junge Krankenschwester namens Evelyn für die Palliativpflege. Wenn diese allerdings mit der alten, welkenden Schauspielerin allein gelassen wird, ereignen sich grausame, makabere Dinge die sich gegen die arme, zerbrechliche Krankenschwester und all diejenigen richten, die versuchen ihr beizustehen oder sie anzurufen. Das Ganze hat in den ruhigeren und gesprochenen Momenten, wie zum Beispiel gleich zu Beginn dieses Konzeptalbums und den einzelnen Zwischenspielen, sogar etwas vom Großmeister KING DIAMOND himself, der ja bekanntermaßen auch sehr gerne Gruselgeschichten erzählt. Bei den geflüsterten oder weinerlichen und gepeinigten “Gesangs”-Passagen läuft es einem wirklich eiskalt den Rücken runter und so schaffen es THE PROJECTIONIST doch tatsächlich den Hörer das Fürchten zu lehren.
Denn ein fröhliches Singspiel im Stile von MOZARTs `Die Zauberflöte´ sollte hier niemand erwarten, sondern eher ein pechschwarzes Hör”vergnügen”. Und bei den insgesamt elf Kompositionen von `The Stench Of Amalthia´ handelt es sich auch keineswegs um gewöhnliche Arien und der Gesang hat auch rein gar nichts mit Bariton, Sopran oder Tenor am Hut. Ganz im Gegenteil: diese “Oper” ist dunkel, düster und bitterböse ausgefallen und neben dem irrwitzigen Gekreische und Gekeife von Mastermind Lord Matzigkeitus sind natürlich noch mehrere weitere Akteure zu hören, die gekonnt und spannend die einzelnen Charaktere widerspiegeln und den Handlungsstrang auf furchteinflößende Art und Weise interpretieren. Zudem sorgen Soundsequenzen von knarrenden Türen, Telefonklingeln, Schritten, Radioklängen und bedrohliches Rauschen oder schweres Stöhnen, herzergreifendes Wehklagen und hysterisches Gelächter für die nötige Stimmung und atmosphärische Untermalung.
Musikalisch haben sich die Holzfäller von THE PROJECTIONIST der extremsten Form des Black Metal verschrieben und wüten fast durchweg im Hochgeschwindigkeitsbereich und nehmen nur sehr selten ihren Fuß vom Gaspedal. Will heißen, hier dominiert beinahe durchweg die Axt und hinterlässt ein Blastgewitter in seiner schönsten und derbsten Form. Vielleicht am ehesten mit EMPEROR zu vergleichen, nur um Euch einen vagen Anhaltspunkt mit an die Hand zu geben. Einzelne “Arien” als Anspieltipp herauszupicken ist bei `The Stench Of Amalthia´ schier unmöglich, funktioniert dieser Wahnsinn doch nur am Stück und nicht in gehackter Form. Krass, krank, derb – dieses Stück Black Metal geht tatsächlich durch Mark und Bein und wird von mir demzufolge mit acht diabolisch fetten Zählern honoriert. Und um es abschließend mit einer Textzeile eines ganz alten MAYFAIR-Songs zu sagen: “…the only way – ICH HABE ANGST”!!!
(8 Punkte)