SÖLICITÖR – Spectral Devastation
~ 2020 (Gates Of Hell Records) – Stil: Speed Metal ~
Der Seattle-Fünfer um Frontsirene Amy Lee Carlson legt nach einer überraschend starken EP im letzten Jahr nun sein Debüt vor. Musikalisch sind sie sich bis auf die letzte Note des Vorgängers treu geblieben. Old School-Speed Metal mit einer blechernen Produktion, sprich, einem eigentlich grenzwertigen Sound, ballert auf einen ein. Simpel, schnell, effizient. Keinerlei Kompromisse, keinerlei Experimente – sie liefern schlicht Speed Metal der keinerlei Toleranzgrenzen zulässt. Eine dieser Hate or Love-Alben in letzter Konsequenz.
Irgendwo zwischen alten, sauschnellen ACID, METALLICA zu Debützeiten (man höre die Gitarren bei ´Spectres Of War´), HALLOWS EVE und schnellen SAVAGE. Man kratzt bei dem einen oder anderen Song an der Thrash Metal-Grenze, aber das passt alles. Einzig der Beginn von `Grip Of The Fist` erschreckt in den ersten 30 Sekunden etwas mit Hyperblast-Einlagen. Grundsätzlich bewegt sich aber das Songmaterial auf einem gleichbleibenden Geschwindigkeitsniveau. Die Unterschiede sind eher marginal und so ist es schwer, einen wirklichen Favoriten herauszufiltern. Mir persönlich gefallen `Betrayer`, `Night Vision` sowie `Spectres Of War` allerdings am besten. Die Songs leben von einer schönen Rohheit und dem teils dreckigen, teils sirenenartigen Gesang von besagter Madame. Die wiederum an TOWERs Sarabeth Linden erinnert.
Somit ist zu `Spectral Devastation` eigentlich alles gesagt. Speed Metal ohne Wenn und Aber. Für Fans von TYRANEX und Co.! Wenig Neues, wenig Innovatives, wenig Abwechslung, aber fuck, so ist eben Speed Metal.
(8 Punkte)
Jürgen Tschamler
Ja, fuck, so geht Speed Metal. Keine Gefangenen machen. Einfach den Schädel ins Rotieren bringen. Seit bald 40 Jahren geht das so. Seit 2018 exerzieren es SÖLICITÖR vor, erst mit einem Demo, dann mit einer EP und jetzt mit dem Debüt `Spectral Devastation`, das vorteilhafter Weise keine Lieder nochmals verwertet.
Anfangs versteckten sich die ehemaligen Bandmitglieder von SUBSTRATUM und HEXENGEIST auch noch unter Pseudonymen, derer sie aber bereits zuletzt überdrüssig geworden sind. Im Rampenlicht steht weiterhin Madame Amy Lee Carlson, der das Gitarren-Doppel, Matthew Vogan und Patrick Fry, alle Gesangskräfte abverlangt, um deren Tonfolgen in Schreie umzuwandeln.
´Blood Revelations´ kennt zur Eröffnung keine Gnade, der Rest ebenfalls nicht. Wieso auch? Allein die Produktion hätte zwar keinesfalls einer moderneren Arbeitsweise bedurft, dennoch nicht derart nach 1984 klingen müssen. Ein Pfund mehr klare Power, aus der hohlen Faust kommend, wäre ebenfalls nicht von schlechten Eltern gewesen. ´Night Vision´ gönnt sich eine edle Akustikgitarren-Einlage zum Einstand, derweil ein ´Spectres Of War´ schlichtweg kraftvoll und schnell zum Abschädeln angetreten ist. Da werden nicht nur Anhänger der legendären US Metaller von LIEGE LORD hellhörig, sondern ebenso aufgeschlossene CHASTAIN-Goutierer. Dagegen ist ´The Red Queen´ vielmehr eine Verbeugung vor den kultigen OMEN und ´Leathür Streets´ vor der NWoBHM-Schule. Die Fratze der aggressiven Thrash-Schlagseite zeigt zum Abschluss nochmals ´Grip Of The Fist´. Weitere Parallelen zur Historie der Achtzigerjahre bleiben nicht aus. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Mitbewohner oder ihr Haustier.
(7,5 Punkte)
Michael Haifl
https://solicitor-speedmetal.bandcamp.com/releases
https://www.facebook.com/solicitor.speedmetal/
(VÖ: 24.04.2020)