Filetstück des Tages
TYPE O NEGATIVE – October Rust (1996)
Heute vor 10 Jahren schickte mir abends ein Freund, mit dem ich dieselbe Lieblingsband teile, eine Mitteilung, die mir den Boden unter den Füssen wegzog. Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Nachricht vom Tode eines Musikers jemals so treffen würde, verbrachte dann jedoch die halbe Nacht auf dem Teppich liegend, umgeben von all seinen geliebten Platten, die eine nach der anderen, oder eher alle durcheinander liefen (die Nachbarn werden mich mal wieder verflucht haben), im Rotwein Trost suchend, und – weinend, tatsächlich über einen Fremden trauernd. Maximal den Abstand der ersten Reihe hoch zur Bühne war ich dem 2,03 m grossen, so emotionalen wie sarkastischen Hüne nahe gekommen, aber das immerhin mehrfach…und natürlich auch, siehe unten, beim Bizarre Festival 1999.
Er fühlte sich jedoch alles andere als fremd an, und spätestens mit diesem Album hier war er für mich endgültig nicht mehr nur der Rockstar oder das Male PinUp, sondern vor allem ein Bruder im Geiste. Der grünschwarze Humor, der sich selbst nicht so wichtig nehmenden, bodenständigen Band, die hier gleich mit einem 50Hz-Brummen vor einer sehr menschlichen Begrüssung der Fans einsteigt, öffnete die Tür in eine Parallelwelt, in der ich problemlos alle Probleme des Alltags vergessen kann, ja mich auflöse und nur noch aus Hören und Fühlen bestehe. Vor allem bei einem Song, über dem es für mich nichts Grösseres gibt: ´Love You To Death´ ist eine Hommage an das Weib(liche), eine Lobpreisung des Yin und der Yoni, der ursprünglichen, wilden weiblichen Schöpferkraft und der Heiligkeit der Sexualität. Von der Sinnlichkeit dieser Melange aus Doom, Goth und Dark Rock mit diesmal auch deutlichem Pagan-Einschlag ganz abgesehen, können allein diese Lyrics nur begeistern, denn wer fragt über derartig heavy Riffs schon völlig ernstgemeint „Am I good enough for you?“???
Auch im folgenden komplettieren ´Be My Druidess´ („I’ll do anything to make you come…”), ´Red Water (Christmas Mourning)´ oder ´My Girlfriend’s Girlfriend´ ein Album aus einem (Er)Guss, das – mir unverständlich – oft als zu kommerziell bewertet wurde, wobei es einfach nur die Drab Four auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und freien Schaffenskraft zeigt. Und dann schliesslich – ´Wolf Moon´. Dieses feenhafte Keyboard gepaart mit unterleiblichen Bassriffs, “The 28th day, she’ll be bleeding again…”, ja, Lord Petrus, du hast uns Frauen geliebt und verstanden, als das weibliche Prinzip, das in der gesamten Natur wirkt, und immer stärker wird. Wir vermissen dich schmerzlich, aber werden dich niemals vergessen!
Rest Easy, Green Man! ♥ ♥
In Memory of Petrus Thomas Ratajczyk * 04.01.1962 – † 14.04.2010