MAYA MOUNTAINS – Era
~ 2020 (Go Down Records) – Stil: Psychedelic Heavy Stoner Rock ~
Bei der ersten Begegnung mit MAYA MOUNTAINS mutet der Bandname für eine in Venedig gegründete Combo zunächst etwas befremdlich an, aber sobald man den ersten Song von ´Era´ vernommen hat wird einem alles klar, denn neben vielen anderen Bands assoziiert man ihre Musik sogleich mit der ihrer Landsleute von UFOMAMMUT.
Ja klar, UFOMAMMUT – UFO – Erich von Däniken – Maya – voilà… und damit das nun auch der Allerletzte begreift, prangt eine Ufo-Landestelle, also in diesem Fall der Mayatempel Kukulcán in der Mexikanischen Ruinenstätte Chichén Itzá, groß auf dem Cover. (Eigentlich müsste ein Tempel aus Xunantunich, Oxhuitza o.ä. dort prangen, denn die Maya Mountains liegen ja in Belize, aber das kann ja noch kommen. Kleiner Scherz…)
Allerdings sind MAYA MOUNTAINS nicht ganz so produktiv wie ihre Kollegen aus dem Piemont, denn obwohl sich die Band bereits 2004 gründete und 2005 ihre aktuelle Formation erhielt , ist ´Era´ erst ihr zweites Album. Zwar nahmen sie ihr Debüt ´Hash And Pornography´ bereits 2006 auf, aber die Veröffentlichung sollte dann doch erst 2008 via “Go Down Records” erfolgen. Nach weiteren zwei Jahren und einer großen Anzahl von Auftritten war dann aber erstmal Schluss und die Mitglieder widmeten sich neuen Projekten mit Namen GOLIATH und TUNDRA. Aber 2015 wurde MAYA MOUNTAINS wieder aus der Versenkung gezogen und man begann erneut zu komponieren.
Das Ergebnis ist eine recht wilde Mischung aus Stoner-Heavy-Psychedelic Rock mit einem gehörigen Schlag 70er Jahre Sound.
´Era´ erzählt die Geschichte von ´Enrique Rodriguez´ einem – jetzt zitiere ich doch lieber Label und Band – „Landstreicher, der nach einem Zeitsprung in der Wüste einer unbekannten Welt landet. Er stürzt in einen großen Kaktus namens Saguaro an dem er sich sticht und beginnt daraufhin in einer unbewohnten Stadt zu halluzinieren. Jenseits der Mauern lauern mythische Gestalten wie Minotauren und Cerberus, die ihn verfolgen, um sein Blut zu trinken. Oben auf dem heiligen Turm spricht er mit einem Zauberer, rezitiert Gebete unter einer Katzenmaske und fliegt durch die Sternenkonstellationen des unendlichen Raums, in welchem er für immer zwischen Galaxien und Sternstaub seine Kreise ziehen wird.“
Soweit die Kurzwiedergabe der Geschichte von ´Era´, die ihren Ursprung in Rauchschwaden aus einem grünen Kraut vermuten lässt…oder in einem Fiebertraum wie bei R.L Stevenson. Genaueres werden aber wohl nur wenige Eingeweihte rund um den Autor dieser Geschichte wissen.
Die Musik lebt von schweren, drückende und verzerrten Gitarrenriffs, denen zumeist eine elektronisch verfremdete Gesangsstimme unterlegt ist…ja, genauso und nicht andersherum wie man es ja eigentlich gewöhnt ist. Aber der Gesang spielt auf diesem Album sowieso eine absolut untergeordnete Rolle. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hierbei das Stück ´In The Shadow´, in dem sich eine dunkle und eine helle Stimme, beide nahezu unverfremdet, ein Stelldichein mit der monoton groovenden Gitarre geben. Ab und zu schleichen sich auch einige “cleanere” Gitarrentöne oder wie beispielsweise bei ´San Saguaro‘ sogar Synthesizerklänge ein, aber insgesamt ist die Musik vor allem eines, nämlich riffdominiert. Das ist in diesem Genre ja nichts ungewöhnliches und verleitet daher auch immer wieder zu mehr oder weniger treffenden Vergleichen mit den Stoner/Desert Rock- und Doom-Übervätern KYUSS bzw. BLACK SABBATH, wobei ein Vergleich mit KYUSS bei MAYA MOUNTAINS am ehesten angebracht ist. Gewürzt wird der groovende Unterbau, wie beispielsweise in ´Dead City´, immer wieder durch psychedelische Eskapaden. An einigen Stellen, wie in der zweiten Hälfte von ´Baumgartner´ oder in ´Extremely High´, gibt es sogar rockige Gitarreneinlagen und blitzen kurz metallische Klänge auf, die aber zumeist zügig wieder im Fuzz-Gewitter versinken. Manchmal sind die Riffs aber so gelungen und treibend, dass sie einen Song auch sehr gut alleine tragen und nicht nur entfernt an HAWKWIND oder gar an, auch wenn es sich um ein ganz anderes Genre handelt, MINISTRY erinnern. Ein gutes Beispiel hierfür ist ´Vibromatic´. Es tut aber den Songs jedes Mal gut, wenn Emanuel Poletto seiner Gitarre harmonische Melodien entlockt, die er geschickt in den großen, schweren und dunklen musikalischen Monolith einbettet. Desgleichen gilt auch für den sporadisch, aber dann sehr geschickt eingesetzten Synthesizer. Insbesondere ist dies bei ´Raul´ der Fall, welches zu den Highlights der Scheibe gehört und das sage ich nicht nur deshalb, weil mein Bruder so heißt. Das es sich um ein Instrumentalstück handelt, fällt dabei aus den bereits oben genannten Gründen kaum auf. Wer also an Musik aus den angesprochenen Genres gefallen findet und den Klängen von z.B. UFOMAMMUT nicht abgeneigt ist, der sollte mal ein Ohr riskieren.
(7, 5 Punkte)
Maya Mountains sind:
Alessandro Toffanello – Gesang/Bass/Synthesizer
Emanuel Poletto – Gitarren
Marco Bortoletto – Schlagzeug
https://www.godownrecords.com/
https://www.facebook.com/mayamountainsera
(VÖ: 17.04.2020)