KVELERTAK – Splid
~ 2020 (Rise Records) – Stil: Heavy Metal / Hard Rock / HC Punk / Black Metal ~
Es war schon immer ungemein schwierig KVELERTAK zu klassifizieren und ihre jüngste Errungenschaft ´Splid´ macht es einem wahrlich nicht leichter. Das norwegische Sextett hatte sich als ein Act etabliert, der musikalisch höchst versiert ist, zugleich aber auch stets einen höllischen Spaß bereitet und gerade die vielen progressiven Tendenzen auf dem Vorgängeralbum ´Nattesferd´ verhalfen der Band zu einer immer bedeutungsvoller werdenden musikalischen Identität.
2018 nahm der langjährige Frontmann Erlend Hjelvik ja bekanntlich seinen Abschied, aber man fand im Nu in Ivar Nikolaisen einen mehr als gleichwertigen Ersatz. Nikolaisen ist der ehemalige Sänger einiger Bands, mit denen KVELERTAK gemeinsam schon einmal auf Tour waren, und er versteht es ganz hervorragend, genau das zu verkörpern, was die Norweger schon von jeher ausgemacht hat – nämlich ihre einzigartige Mischform aus schmutzigem Underground-Metal sowie theatralischem und melodischem Pomp.
Die Lead-Single ´Bratebrann´ etwa beginnt mit einem messerscharfen, thrashigen Riff, das anschließend einem von QUEEN inspirierten Chor mit harmonisiertem Gesang und sogar Klavier Platz macht. KVELERTAKS Bereitschaft, mit verschiedenen Stilen zu experimentieren und zu einem zugleich unvergesslichen wie süchtig machenden Hörerlebnis zu erhöhen, ist jedenfalls in jeder Tonfolge absolut beispiellos.
´Fanden Ta Dette Hull!´ legt los wie ein längst vergessenes AC/DC-Rip-off sowie mit weiteren charmanten und klassischen Rock-Untertönen, aber ungefähr ab der Mitte des Songs wird nur noch mit blutigen Messern gewetzt, wobei die Gitarristen Vidar Landa, Bjarte Lund Rolland und Maciek Ofsad sich fortwährend gegenseitig überbieten.
´Splid´ bietet die bislang mit großem Abstand am konzentriertesten wirkenden Songs der sechs Skandinavier, und man könnte meinen, sie hätten die vergangenen vier Jahre nichts besseres zu tun gehabt, als ihr Handwerk wirklich bis zum Punkt der absoluten Perfektion noch weiter auszufeilen.
Einiges auf ´Splid´ klingt wie Crust Punk aus den frühen 80ern oder Black Metal in seiner Frühphase, manches sogar wie 70er-Jahre-Arena-Rock-Gitarren-Geplärre. Es gibt ein paar wunderbar hübsche akustische Momente mit der Strahlkraft von erstklassigem Radio-Grunge, aber auch neoklassische METALLICA-Interludien aus deren kreativster Zeit in der 80ern. Aber KVELERTAKS größte Gabe ist, wie sie das alles zusammenfließen lassen und damit eine mitreißende Synthetik gewaltiger Riffmonster an Rock Songs formen – so als wollten sie MARDUK, VAN HALEN, SOUNDGARDEN, DISCHARGE und THIN LIZZY gleichzeitig spielen. Big Time, top-notch-style – aber in Großbuchstaben!
(9 Punkte)