HUMAN IMPACT – Human Impact
~ 2020 (Ipecac) – Stil: Noise / Post-HC / Experimental ~
HUMAN IMPACT sind eine sogenannte „Super Group“ aus N.Y.C.: Chris Spencer, ex-UNSANE am Gesang und der Gitarre, Chris Pravdica von XIU XIU/SWANS am Bass sowie Jim Coleman (Elektronik) und Phil Puleo (Drums), die in den 90ern mit den viel zu früh verblichenen COP SHOOT COP ihren harschen Noise / Industrial Rock unter die Leute brachten. Coleman und Spencer verbindet bereits seit den frühen Tagen ihres Musikerschaffens eine enge Freundschaft, unter anderem teilten sich ihre Bands über viele Jahre hinweg den Proberaum und auch später lief man sich in der Big-Apple-Szene eben immer mal wieder über den Weg. Da die beiden das Schiff gemeinsam steuern, ist es auch keine allzu große Überraschung, dass HUMAN IMPACT wie ein fieser Bastard ihrer früheren Combos wirkt.
Bereits beim Eröffnungs-Track ´November´ dringt der bluesige Twang von Spencers Gitarre eindeutig hervor und mischt sich mit Elementen geschichteten Rauschens und seltsamen Percussion-Mustern a la COP SHOOT COP. Bei ´E605´ wird die Kombination früherer Sounds noch viel dynamischer verwendet, allerdings mit einer minimalistischen, Soundtrack-ähnlichen Spitze. Der hypnotische Bass und das Schlagzeug schaffen ein gleichmäßiges Tempo auf mittlerer Distanz, während Colemans Geräuschewall von Horrorfilmeffekten bis zu dröhnender Kybernetik reicht. Der Song wird angetrieben von erschütternden Drums und brütenden Gitarrenspannungen, während Spencers Gesang eine beeindruckende Bandbreite ungefilterten Zornes durchquert. Die sich abzeichnenden Crescendos erinnern an die jüngsten Alben der SWANS, aber der heftige Rhythmus äußert sich eher wie der sadistische Unterbauch von Post-HC.
Die Art und Weise, wie die vier New Yorker den Einflussbereich ihrer früheren Bands in ´Protestor´ verwerten, ist ebenfalls einfach fantastisch. Ein Riff aus den vergessenen UNSANE-Archiven wird zwischen Interpunktionen von Gitarre und Drillpresse gelegt, bevor plötzlich ein überraschend melodischer Refrain dazwischenfährt. Der Song bildet die perfekte Folie für die durchgeknallte Rhythmus-Sektion, wobei Colemans gruselige Synth-Linie und Spencers frenetische Vokalenergie nahezu konstant bleiben. Elektrisierende Beats und Basslinien werden Schicht um Schicht unter beunruhigenden Klangcollagen vergraben und HUMAN IMPACT schießen dabei auch immer wieder eine höllische Dosis an noisecorehaften Ausschweifungen aus allen Zylindern heraus.
´Human Impact´ ist ein unbestreitbar hart umkämpftes Noise-Rock-Album und brilliert vor allem mit seiner unorthodoxen Melodik, den unerschütterlichen Beats und seinen geradezu süchtig machenden Riffs.
Jedes Instrument findet seine individuelle Ausprägung und der lauernde Beat, die sich entwickelnde Basslinie und die langsam brennenden Geräuschlandschaften bilden die perfekte Grundlage für Spencers animalischen Gesang. Ein Schlachtfest an hypnotischen Wiederholungen und rockzentrierten Riffs – und ein einziger, hirnverbrühender Siedepunkt.
(8 Punkte)