ARCHON ANGEL – Fallen
~ 2020 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Metal ~
Eine Stimme macht noch keinen Sommer, Klavierklänge und Powerchords ergeben keine Oliva-Brothers. Und lasst euch nicht von den vollmundigen Versprechungen der kommenden Anzeigen in sämtlichen, möglichen Magazinen locken, denn hier ist…KEIN “klassisches” SAVATAGE drin. Nicht im Geringsten.
Jedenfalls nicht von den Platten, die ich kenne und liebe. Sollte außer dem seligen Criss Oliva (R.I.P.) jemand ein echtes, würdiges SAVATAGE-Riff schreiben können, dann am ehesten wohl noch Chris Caffery. Doch, nein, man muss pressetechnisch mit der Saukeule ausholen und sich gleich auf ´Edge Of Thorns´ und gar ´Gutter Ballet´ beziehen. Dann war schon eher JON OLIVA’S PAIN nahe dran oder teilweise CIRCLE II CIRCLE.
Doch genug davon, ich liebe die Stimme von Zak Stevens und alleine darum geht es hier ohne Vorspielung falscher Tatsachen. Und weitaus wichtiger: Was hat ihm Gitarrist und Produzent Aldo Lonobile (DEATH SS, SECRET SPHERE) für Songs geschrieben? Das ist solides Handwerk, nicht mehr und nicht weniger, aber keine Sensation. Ja, es ist Klavier drauf, zu dem fette Gitarrenakkorde fetzen und ein toller Solist ist Aldo allemal. Natürlich ist Zak über jeden Zweifel erhaben (hui – mir fällt gerade zum ersten Mal auf, wie nahe er manchmal unserem Michael „SUPERIOR“ Tangermann stimmlich kommt) und ´Fallen´ ist tatsächlich ein fantastischer Einstieg.
Danach wird’s sofort extrem eigenständig: Dramatische Symphonikeinsprengel und Blastbeat-Stakkatoattacken zeichnen ´The Serpent´ aus, ´Rise´ und ´Under The Spell´ sind einfach gute Melodic Metal-Stücke, beim Letzteren versucht man sich ganz schüchtern und verhalten kurz am typischen Satz- und Kanongesang, wie ihn die staunende, weite Welt umwerfend umgesetzt von ´Chance´ (SAVATAGE) kennt. ´Twilight´ ist eine gute Powermetal-Nummer, ´Faces Of Innocence´ toller Hardrock mit QUEENSRYCHE-Lick, ´Hit The Wall´ grooved und sleazed in bester SKID ROW-Manier, geilen Heavy-Rock genießt ihr mit ´Who’s In The Mirror´ und eine schöne Poser-Ballade heißt ´Brought To The Edge´.
Das finale´Return Of The Storm´ covert tatsächlich einen SAVA-Klavieranfang und versucht sich zum zweiten Mal am Kanon-Chor, diesmal etwas mutiger und ballert dann doublebassig nach vorne, um sich nur mal kurz vom Piano ausbremsen zu lassen und danach Erinnerungen an italienische Melodicmetalkunst zu wecken. Entscheidet selbst: Hört sich das nach euren einstigen Göttern an? Sorry, die Frage muss man sich gefallen lassen, wenn man auf irgendwelche Vermarktungsstrategen des Labels hört.
Natürlich wird diese Scheibe ihre Freunde finden, musikalisch gibt’s daran ja nichts auszusetzen. Aber wenn irgendwo steht, dass dieses Album für Fans einer unerreichten Kultgruppe womöglich das Album des Jahres sein wird, dann ist es Schade, daß ein an sich gutes Album, welches für sich selbst sprechen kann, durch eine sensationsheischende Ankündigung (hoffentlich nicht) hinter den Erwartungen zurückliegt. Für mich zählt am Ende nur die Musik und der solltet ihr die Chance geben.
(7,5 Punkte für Zak, Aldo & das Handwerk)
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