METAL ASSAULT FESTIVAL X
~ 15.02.2020, Posthalle, Würzburg ~
Bestes Wetter an diesem Samstag in Würzburg. Aber die Wenigsten bekommen das mit. Steht doch unter dem Banner des METAL ASSAULT FESTIVAL X ein zwölf Stunden Metal Marathon an, der auf das geile Wetter keine Rücksicht nimmt. Beim „einchecken“ in die Halle erregen Flyer die Aufmerksamkeit, die besagen, dass die Festival Shirts nicht den Weg in die Location gefunden haben. Lieferverzug des Versenders und die Spedition kommt nicht an die Shirts ran. Aber man ist bemüht den Schaden klein zu halten und bietet den interessierten Käufern an, das Teil für 20 Euro zu kaufen und einen kostenfreien Versand zu zusichern.
In der Halle selbst ist die Metal Börse der erste Anlaufpunkt. Hunt and Collect… die Kohle ist schneller ausgegeben als man sie verdienen kann. Ein Overkill an Platten und CDs, wie immer eben. Metalfans haben es schwer. Insgesamt war die Orga wieder klasse. Die Running Order wurde nur minimal überzogen und der Sound ist durchweg ok. Die Abschuss-Quote mit Alk nahm zu je länger der Abend wurde, leider.
Das Line-Up des zehnten Metal Assault Festival ist gut, ein richtiger Kracher fehlt allerdings. Einen richtigen Ausfall gibt es jedoch auch nicht zu vermelden. Happy Anniversary.
TORPËDO
Also eines hat die junge Band aus Nürnberg bereits jetzt geschafft, nämlich, zumindest in deutschen Landen, auch bei Leuten bekannt zu sein, die noch keinen Ton ihrer Musik vernommen haben. Typischer Wortwechsel: “TORPËDO? Ja, die Band mit dem Kinski-Cover. Ach so, die!”
Musikalisch wird relativ simpler und manchmal auch leicht chaotisch klingender (als Beispiel seien hier die Gitarrenläufe bei ´Sons Of Evil´ angeführt), aber mit viel Leidenschaft gespielter Heavy/Speed-Metal dargeboten. Natürlich setzt sich das Set hauptsächlich aus den sechs Stücken des vom italienischen Label “Gates Of Hell” ganz frisch auf CD und LP wiederveröffentlichten Demo ´Mechanic Tyrants´ zusammen. Mit ´On My Own´ wird aber auch ein neues Stück präsentiert, welches laut Basser und zweitem Sänger Danny Keck eine Ballade werden sollte, was sie aber nach eigenem Bekunden nicht so ganz hinbekommen haben.
Nun ja, angesichts der etwas schief und schräg klingenden Chöre sollten sie das in Zukunft vielleicht auch lieber lassen und sich weiterhin dem Sound widmen, der mich stark an frühe TANK erinnert. Natürlich gilt das nicht für die Stimme des Sängers und Gitarristen (und nebenberuflichen Wolfgang Petry-Imitators *grins*) Flo Fait, die natürlich nicht im mindestens mit Algys konkurrieren kann. Eine Bestätigung findet dieser Vergleich dann aber durch die recht ordentlich dargebotene Version von ´Turn Your Head Arround´, die als echte Zugabe, die Band hatte die Bühne bereits verlassen, dargeboten wird. TORPËDO sind sicherlich kein Opener, der in die Annalen des Metal Assault eingehen wird, aber wer weiß was die Zukunft bringt. Vielleicht starten sie ja wie die auf dem Shirt vom Gitarristen Alex Starbreaker prangenden MIDNIGHT durch, deren Entwicklung nach ihrem ersten Demo auch nicht vorherzusehen war. (DC)
TOWER
Auf TOWER war ich persönlich am meisten gespannt. Was die New Yorker Truppe bisher auf Platte gebannt hat, ist genau mein Ding. Und der gemischte Fünfer um Frontfrau Sarabeth Linden ließ nichts anbrennen. Energisch und heavy haben sie ihre Zeit genutzt. Beeindruckend Frau Linden. Was für eine Stimme, die komplett die Songs dominiert. Aber auch ihr Stage Acting ist voll auf den Stil der Band abgestimmt. Tolle Bühnenpräsenz.
Von beiden Veröffentlichungen werden Songs runtergezockt, die sehr massiv klingen. Dazwischen auch eine rasante Coverversion von `Race With The Devil`, das die meisten von GIRLSCHOOL kennen, die es aber auch nur von THE GUN gecovert haben (wieder was gelernt, Herr Jose Carlos!). TOWER sind stilistisch ja nicht 100 Prozentig in einem Genre festzunageln. Aber von den Einflüssen, die sie haben, machen sie einen eigenen Mix mit einem hohen Widererkennungswert.
Die Band ist agil und macht Laune. Drummerin Claire Vastola geht hinterm Drumkit fast unter, aber liefert mit Schmackes. Am Ende des Festival-Tages steht für mich fest: TOWER sind die Entdeckung und Band des Festivals. (JT)
SCAVENGER
Am Ende meines Berichtes zum letztjährigen “Heavy Metal Maniacs Festival” hatte ich geschrieben, dass ich mich auf den nächsten Auftritt von SCAVENGER beim Metal Assault Festival freuen würde und in der Tat hat sich das Warten gelohnt.
Ich bilde mir ein, dass die Band noch druckvoller spielt und Sängerin Tine die Songs noch energiegeladener intoniert. Hinzu kommt, dass die Zuschauer von Anfang an mitgehen und dementsprechend die Resonanz nach dem Gig durchweg positiv ist. Mit zwei gelungenen Coverversionen ihrer Landsleute ACID, nämlich ´Max Overload´ und dem als Zugabe dargebotenen Song ´Black Car´, beide vom 83er Album ´Maniac´, erhöhen sie die Vorfreude auf die Reunionshow von ACID auf dem diesjährigen „Keep It True Festival“ und lassen die Menge elektrisiert zurück.
Beide Stücke werden vom Publikum gehörig abgefeiert und ich bin gespannt, was erst im April los sein wird, wenn ACID persönlich auf der Bühne stehen. Ich wage mal die Behauptung, dass sie die Songs auch nicht besser als Tine und SCAVENGER hinbekommen werden, aber es geht ja auch um das nostalgische Feeling, wenn eine Band seit 35 Jahren nicht mehr auf der Bühne gestanden hat. Nichtsdestotrotz wird es trotz einer Liveperformance ohne Fehl und Tadel langsam Zeit, in dieser Konstellation ein neues Kapitel aufzuschlagen und neues Material aufzunehmen.
Das einzige Werk von SCAVENGER hat zwar zwischenzeitlich einen Kultstatus erreicht, ist aber mittlerweile schon 35 Jahre alt und auch wenn Sängerin Tine Callebaut eine enge Freundschaft mit Kate de Lombaert verbindet, sollte SCAVENGER auf der Hut sein, bei einem Neustart nicht den Stempel verpasst zu bekommen, der kleine Bruder (oder die kleine Schwester?) von ACID zu sein. (DC)
HAUNT
Es ist manchmal schon spannend mitanzusehen, wie wandlungsfähig Musiker sein können. Dies trifft unter anderen für den Sänger und Gitarristen Trevor William Church zu, der die Band HAUNT ursprünglich als Soloprojekt gründete, welches er neben seiner, dem Doom Metal (mit deutlicher Stoner und Psych-Schlagseite) verschriebenen Band BEASTMAKER betrieb und nach wie vor betreibt. Nachdem aber die erste EP von HAUNT mit dem Titel ´Luminous Eyes´ in der Metalgemeinde wie eine Bombe einschlug, verstärkte er sich bereits beim nachfolgenden Debüt mit einer kompletten Mannschaft, darunter auch mit seinem Bandkollegen von BEASTMAKER ´John Tucker´ an der Gitarre.
Vor einigen Jahren hatte ich bereits das Vergnügen, BEASTMAKER live zu erleben und bin nun besonders gespannt darauf, wie sich die Kalifornier HAUNT auf der Bühne schlagen werden. Nun, ich werde nicht enttäuscht, denn HAUNT erfüllen meine Erwartungen voll und ganz. Das Motto ist traditioneller Heavy Metal mit Speed, aber auch eingängigen Melodien, die sich im Kopf festbeißen und bestens dazu geeignet sind, ein Festival-Publikum zu unterhalten. HAUNT merkt man an, dass sie heute wild entschlossen sind, allen Anwesenden zu zeigen, wie Heavy Metal klingen muss und nicht nur bei ´Hearts Of Fire´ vom aktuellen Album bricht ein wahres Gitarrengewitter über die Zuschauermenge los.
Dabei wissen die vier Jungs ganz genau, auf welchen Schultern sie stehen und wollen das mit ihren Leibchen auch den Zuschauern gegenüber kundtun. Drummer Daniel Wilson huldigt mit seinem RUSH-Shirt ganz offensichtlich dem erst kürzlich verstorbenen Neil Peart und Trevor will mit seinem Shirt von ANGEL WITCH sicherlich auch nicht nur sein Selfie mit Kevin Heybourne gesichert wissen, sondern demonstriert damit auch, auf welchem Fundament die Musik von HAUNT ruht. Der energiegeladene und sehr dynamische Auftritt motiviert sogar den aus Essen angereisten Sänger Ricardo von der Band THE NIGHT ETERNAL die Bühne zu entern und kurzfristig Trevor am Mikro zu unterstützen. In dieser Form hätte ich kein Problem damit, HAUNT demnächst wieder auf einer Bühne stehen zu sehen. (DC)
TYRANT
Die aus Gloucester stammenden TYRANT sind eine typische NWoBHM-Band. Im Jahr 1980 gegründet haben sie es zwischen 1981 und 1984 gerade mal auf zwei Demos und eine Single gebracht und sich bereits 1985 wieder aufgelöst. Nach fast 30-jähriger Reifung hat sich die Band dann aber 2014 wieder zusammengetan, denn diese “vergessene” Band des NWOBHM ware mittlerweile zum (sorry) Kult avanciert, wozu auch drei in der Zwischenzeit veröffentlichte Zusammenstellungen ihres Schaffens beigetragen haben dürften, die 2006, 2009 und 2019 veröffentlicht worden sind.
So ist es wenig verwunderlich, dass die ersten Reihen vor der Bühne mit Fans besetzt sind, denen die Vorfreude am bevorstehenden Gig an den glänzenden Augen abzulesen ist. Da auch ich die soeben erwähnten Compilations mein Eigen nenne, bin ich ebenfalls sehr auf den nun folgenden Auftritt gespannt, auch wenn meine Augen möglicherweise nicht ganz so hell strahlen, wie die der Zuhörer um mich herum.
Allerdings muss auch angemerkt werden, dass sich die Reihen nach dem gefeierten Newcomer HAUNT gehörig gelichtet haben und auch wenn die fünf betagteren Herren kein Feuerwerk abbrennen, von “Metal Assault” kann hierbei keine Rede sein, so haben sie das nicht verdient. Zugegebenermaßen ist der Auftritt eher bodenständig, um nicht zu sagen bieder, und somit nicht sonderlich mitreißend. Das mag aber auch daran liegen, dass bei vielen dieser englischen Bands aus den frühen 80ern das Songmaterial auf Dauer sehr gleichförmig klingt.
Der Auftritt von TYRANT wird daher, trotz eines guten Sounds, wie bereits ihr Auftritt an gleicher Stelle im Jahre 2015, schnell im Gedächtnis verblassen. Das hat aber per se nichts mit ihrer musikalischen Ausrichtung zu tun, denn noch am gleichen Abend beweisen ANGEL WITCH, dass man NWoBHM auch anders spielen kann. Aber dazu später mehr. (DC)
STRANGER
Als Reunion-Show angekündigt, ist es nach 35 Jahren immerhin die zweite Show von STRANGER mit fünf von sechs Originalmitgliedern. Mit nur zwei Platten hinterließ man nicht gerade eine Discografie, die in der Szene Eindruck hinterließ. Aber eine handvoll Fans hielten der Band die ganzen Jahre die Stange und, yeap, Reunion.
Dass Veranstalter Oliver Weinsheimer im Vorfeld des Festivals nicht unerwähnt ließ, dass sich im Set von STRANGER auch einige Songs von CHROMING ROSE finden würden, der Folgeband von Sänger Gerd Salewski, machte für viele jüngere Fans die Kiste noch etwas interessanter. Nach dem ganzen True Metal der Vorgängerbands lockeren STRANGER das Programm deutlich auf. Ihr Teutonen Metal aus der Schnittmenge HELLOWEEN, AXXIS und Co. schnappt gleich zu und die Stimmung schnellt doch überraschend nach oben. Sänger Gerd Salewski ist aber auch noch verdammt gut bei Stimme und stemmt das alte Material locker. Hochachtung, an dem Gesang gibt es nix zu meckern.
Überhaupt klingt die Band sehr tight und ….macht Spaß. Etwas doof nur, Gerds Bekundungen, die CHROMING ROSE-Songs müßten sie spielen, sonst würde Oliver (Weinsheimer) Probleme mache. Und das nicht nur einmal. Drei CR-Songs haben es in die Setlist geschafft: `Power & Glory`, `Methamorphic Dreamer` sowie `Louis XIV`. Die auch allesamt von den Anwesenden gefeiert werden. Insgesamt ein positiver Auftritt, der a) das Festival bereichert und aufgelockert hat und b) gezeigt hat, manche Reunions können doch überraschen. (JT)
CRAZY LIXX
Nach dem Stimmungsanstieg haben CRAZY LIXX einen schweren Stand. Für viele waren die Schweden eh nicht wirklich Metal Assault-tauglich und so gehen nicht wenige essen und pausieren. Schade eigentlich, denn mit ihrem lockeren Sleaze-Glam/Metal-Mix sind sie ein guter Kontrast auf dem Festival.
Die Jungs sind ultraprofessionell, top eingespielt und das merkt man in jeder Sekunde des Auftritts. Auch wenn ein harter Kern vor der Bühne die Schweden anfeuert, die Band hat keinen leichten Stand. Dennoch machen sie das Beste aus der Situation, ganz Profi, und zocken ihre glamigen Stücke runter. Guter Einstieg mit `Wicked` vom aktuellen Longplayer `Forever Wild`.
Mit sechs Studioalben im Gepäck steht genug Songmaterial zur Verfügung, um die 45 Minuten gut zu füllen. Agil, spielfreudig und mit Bock auf den Auftritt machen die Jungs ihre Sache gut. Nett, souverän, wenn auch etwas deplaziert für viele, dennoch eine legitime Band für solch ein Festival, das doch die vielen Facetten des Metal wiedergeben soll. (JT)
CHRIS HOLMES & THE MEAN MEN
Noch so ein Streitfall wie zuvor CRAZY LIXX. Ex-WASP Gitarrist CHRIS HOLMES mit einem Programm aus den Frühwerken von WASP. Was ist von so etwas zu halten? Vorab, die Leute haben Spaß mit diesem Blumenstrauß voll kultiger WASP-Hits. Die Band selbst spielt überzeugend.
Aber es ist eben eine Coverband. Und ganz ehrlich, ob hier nun ein CHRIS HOLMES mit auf der Bühne steht oder nicht, das ist für die meisten eh nicht relevant, Hauptsache die Songs stimmen und jeder brüllt mit. HOLMES selbst spielt, zu meiner Überraschung, eine gute Klampfe. Der Gesang kommt von Oliver Tindall und der macht seine Sache noch nicht einmal schlecht. Er hat Nuancen eines Blackie Lawless in seiner Stimme, die jedoch etwas zu leise ist und im Gesamtsound somit an Power verliert. Die Songs klingen nicht schlecht, oft etwas zu schnell und weniger Bass-lastig, was gerade bei den alten WASP-Songs doch eine wichtige Komponente für den Groove war.
Egal, die Leute finden es geil. Was kann man auch bei Smashern wie `On Your Knees`, `Hellion`, `Wild Child; `Love Machine`, `I Want To Be Somebody`, etc.. falsch machen? Party-Hits. Und so wird der Auftritt zu einem Siegeszug für die Coverb… ähm also für CHRIS HOLMES & THE MEAN MEN. HOLMES war sich auch nicht zu schade, kurz am Merch-Stand aufzutauchen und Fans diverse Platten und Fotos zu signen. (JT)
ANGEL WITCH
Nach Ausschaltung des Zählers bei MOTÖRHEAD und SLAYER für die Anzahl erlebter Liveauftritte, avancieren ANGEL WITCH, trotz einiger On & Offs im Laufe ihrer Karriere, langsam aber sicher in Richtung Spitzengruppe innerhalb dieser Kategorie. Geändert hat sich in den vielen Jahren aber nicht allzu viel.
Gründungsmitglied Kevin Heybourne steht wie eh und je mehr oder weniger unbeweglich am Mikro und trägt die Stücke mit seiner unverwechselbaren Stimme vor, während sein Kompagnon am Bass, seit der letzten Reunion 2008 ist dies Will Palmer, seine Körpersprache perfekt imitiert. Mit dem 2015 zur Truppe hinzugestoßenen zweiten Gitarristen Jimmy Martin hatten sie einen gelehrigen Schüler in Sachen minimaler Bühnenperformance und über Drummer Fredrik Jansson (seit 2016 dabei) brauchen wir diesbezüglich nicht zu sprechen. Die Krone der Coolness wird dem Ganzen auch noch dadurch aufgesetzt, dass die Herren allesamt uniform schwarz tragen, was allerdings perfekt zum Refrain von ´We Are Damned´ aus dem aktuellen Album passt. Für Abwechslung muss also die Musik sorgen und es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich jetzt anfangen würde über die Qualität dieser vor 42 Jahren in London gegründeten Band zu berichten. Ihr Debüt ist und bleibt unerreicht und gehört meines Erachtens zu den zehn besten Scheiben, die die (NWoB-) Heavy Metal-Welt gesehen hat und warum dieses Album in seinem Genre ein Referenzwerk ist, stellen sie heute mal wieder eindrucksvoll unter Beweis
´White Witch’, mein Lieblingsstück ´Angel Of Death´ und das Titelstück ´Angel Witch´ aus diesem Erstling werden immer und überall und somit auch an diesem Wochenende in Würzburg lauthals mitgesungen und bilden mit weiteren Stücken von diesem Album wie ´Sorcerers´ und ´Free Man´ das Kernstück dieses Auftritts. Die Stimmung ist prächtig, der Sound sehr gut (das war er im Laufe des Tages nicht immer so) und die Stücke kommen ungewohnt druckvoll rüber. Kein NWoBHM-Geleier, sondern messerscharfe Gitarrensoli und hämmernde Riffs, die jeden Liebhaber klassischen Heavy Metal und nicht nur jene des NWoBHM die Freudentränen in die Augen treiben. Anscheinend wollen ANGEL WITCH allen Anwesenden zeigen, wozu sie im Stande sind und der Auftritt gehört dadurch zu den besten, die ich von ANGEL WITCH bisher gesehen habe. Allerdings muss ich eingestehen, dass die Qualität der Auftritte von ANGEL WITCH bisher immer hoch war und sich die Ausschläge nach oben und unten in engen Grenzen halten. Ich hoffe ANGEL WITCH bleiben uns in dieser Qualität noch lange live erhalten und liefern auch weiterhin regelmäßig neue Musik ab. (DC)
SORTILÈGE
Nach dem fulminanten und abgefeierten Auftritt beim letzten KIT war die Erwartungshaltung für einen neuerlichen SORTILÈGE Auftritt auf deutschem Boden enorm hoch. Aber schon am Merch-Stand wird klar, hier stimmt was nicht. Keinerlei Merch wird zum Kauf angeboten.
Zudem stellt sich heraus, außer Bassist Daniel Lapp und Sänger Christian „Zouille“ Augustin ist keiner der anderen Original-Mitglieder mehr dabei. Interne Streitereien haben den Abgang von zwei Original-Mitgliedern beflügelt. Wer als Ersatz dabei ist, ist nicht ganz klar. Als Drummer ist jedenfalls ein ex-TRUST-Schlagwerker am Start. Aber das ist so gesehen sekundär, das Augenmerk aller liegt auf Sänger Zouille, der nun auch mit polierter Platte am Start ist. Auch nicht mehr dabei, die blonde Elfe Lynda Basstarde, die beim KIT Herrn Zouille noch gesanglich unterstützte. SORTILÈGE 2020 klingen im Vergleich zu 2019 viel ruppiger, deutlich härter und massiver. Was auch an der härteren Gesangsweise liegt und zeigt, dass Zouille nicht mehr mit seiner Stimme in die hohen Tonlagen kommt. Für meine Begriffe bleibt von der Filigranität der Stücke nicht mehr so viel übrig.
Dennoch, durch die enorm härtere Spielweise verlieren die Stücke nicht ihren ganzen Charme und geben neue Perspektiven frei. Schlag auf Schlag gehen SORTILÈGE vor. Mit `Marchand D’Hommes`, `Majesté`, `Civilisation Perdue` steigt man ein, arbeitet sich durch die legendäre EP (alle Songs bis auf `Bourreau` finden sich im Set) und fordert immer mal wieder kurz zum Mitsingen auf. Das braucht man nicht extra zu erwähnen, viele der Anwesenden sind trotz der französischen Songtitel doch sehr textsicher. SORTILÈGE haben hier leichtes Spiel und handstreichartig nimmt man die Fans für sich ein. Das Finale heißt dann `Sortilege`, wie kann es auch anders sein. (JT)
Jürgen Tschamler (JT) Top 3:
TOWER
SCAVENGER
STRANGER
Don Carlos (DC) Top 3:
ANGEL WITCH und SORTILÈGE
SCAVENGER
TOWER und HAUNT
Photos: Thomas Schneider/Jürgen Tschamler