DELEYAMAN – Sentinel
~ 2020 (TTO Records) – Stil: Alternative / Darkrock ~
Alles dreht sich um Musik. Die Musik dreht sich im Kreis oder bildet sogar einen solchen.
Seit 2000 schwingen DELEYAMAN durch die Szenerie. Drei bilden bei DELEYAMAN den inneren Kreis. Aret Madilian (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards, Percussions) wuchs in einer griechisch-armenischen Familie in Istanbul und in der Post Punk-Ära auf, doch dessen musikalischer Ausfluss ist auf dem achten Werk von DELEYAMAN längst nicht mehr zu spüren. Aret zog mit 13 Jahren nach Los Angeles, später nach Paris, dann in die Normandie und verinnerlichte alsbald die Ruhe und Gelassenheit, vorgelebt von Wald, Fluss und Land.
DELEYAMAN leben jedoch nicht allein von dem Komponisten, dem Multiinstrumentalisten und dessen dunkler, bisweilen gesprochener Gesangsweise, sondern ebenso von der Chanteuse Beatrice Valantin. Die französische Sängerin bringt den Chanson in den Kreis hinein. Beide singen einzeln oder im Duett. Aret auf diesem Werk immer auf Englisch. Die dritte Stimme sind die Instrumente, diesmal auch mit Klavier und Geige. Entscheidend ist aber ein 3.000 Jahre altes kaukasisches Blasinstrument namens Duduk, gespielt von Multiinstrumentalist Gérard Madillan. In diesem, und dem somit von DELEYAMAN gezogenen Kreise, zeigen sich die Wurzeln der Natur.
Dem World-Music-Gedanken sind DELEYAMAN entflohen, Gäste aus aller Welt haben sie jedoch abermals anzupreisen: Brendan Perry (DEAD CAN DANCE), Madalina Obreja und Jules Maxwell. Dass Brendan Perry nach der Beteiligung an zwei Kompositionen auf dem Vorgänger erneut einen Song mit Zymbal, Bouzouki und Schlagzeug bereichert, überrascht niemanden, denn selbst DEAD CAN DANCE spielten auf ihrer letzten Tour einen DELEYAMAN-Song.
Viele dürften die Musik von DELEYAMAN als Dark Rock klassifizieren, andere als Shoegaze oder SlowCore. In der Simplizität ist es getragener Singer-/Songwriter-Stoff mit einem großen Hang zur Melancholie. Die Stimme von Aret führt uns zu Nick Cave und Leonard Cohen, die von Beatrice eher zu Marianne Faithfull. Die beiden Stimme ergänzen sich dabei wunderbar in ihrer puren Individualität. Die Töne erhalten ihren Raum, dürfen sich schichten und sammeln.
Die Musik bildet einen Kreis. Der Kreis schließt sich.
(7,5 Punkte)