LIGHTNING BOLT – Lightning Bolt
~ 1999/2020 (Thrill Jockey) – Stil: Experimental/Noise/Pop ~
Das Debütalbum der grandiosen Krawallmacher aus Rhode Island nun als weiterer Rerelease auf „Thrill Jockey“. Bereits 1999 veröffentlicht, zeigt es den frühen frenetischen Ansatz des Duos, mit Live-Instrumenten jegliche Songstrukturen zu durchbrechen. Bass. Schlagzeug. Dazu gegurgelte, teils geschriene Vocals. Sonst nix. Ein Sound, wie direkt aus der Garage bzw. in diesem Fall tatsächlich irgendwo live aufgenommen.
LIGHTNING BOLT wirbeln und wuseln bereits auf ihrem Tonträgereinstieg in einer Kakophonie von Sound, die jeden möglichen Sound restlos zerstört. ´Into The Valley´ beispielsweise, verleiht einem das Gefühl, als würde man in eine Warp-Zone stürzen, in der man fortwährend gedehnt und gequetscht wird. ´Murk Hike´ klingt anfangs wie ein einziger elektrischer Supergau, der sich mit zunehmender Dauer jedoch zu einem harten Beat mit schweren Industrial-Einflüssen mausert.
Aber die beiden Providenceler wiederholen dabei nicht einfach immer nur das Gleiche. Besonders Gibsons Bass-Arbeit sorgt für Abwechslung, indem sie zwar überwiegend den gleichen Vortrieb beibehält, aber die Noten dabei immer wieder ganz subtil verschiebt und somit unterschiedliche, klangliche Sinuswellen erzeugt. Chippendales Leistung am Schlagzeug ist ebenfalls einfach unglaublich, und es ist schon erstaunlich, dass die menschliche Muskulatur ein derartiges Höllentempo überhaupt verkraften kann.
Selbst wenn die langsameren Momente auftreten, wie etwa bei ´Fleeing The Valley Of Whirling Knives´, bleibt die Lautstärke unverändert. Die verschiedenen Prog-Vergleiche haben hier zwar einen gewissen Sinn, aber besonders dominant sind vor allem die Einflüsse japanischer Noise Rock-Akrobaten wie THE RUINS und die BOREDOMS, allerdings auch klare Ansätze von SUN RA.
LIGHTNING BOLT wirken auf ihrem Debüt zwar noch ein wenig zu chaotisch und unausgereift, zeigen jedoch bereits unmissverständlich auf, wohin der Weg sie noch führen wird.
(7,5 Punkte)