MXD – Endurance
~ 2019 (Tenacity Music) – Stil: Industrial / Electro Metal ~
“Wer hat’s erfunden?” – Die Schweizer diesmal nicht – jedenfalls nicht ganz alleine. Da wandelt man spätestens seit 1994 zwischen den Szenen und bekommt nicht mit, dass unsere südlichen Nachbarn schon 22 Jahre lang mit MXD eine Crossovercombo bieten können, die letztes Jahr ihr verflixtes siebtes Album rausgehauen hat. Peinlich, peinlich, Lessmeister. ´Endurance´ – Ausdauer – das trifft den Nagel wohl auf den Kopf. Und da steckt einiges drin, was die Tanzbeinchen und Ohrmuscheln anregt.
Egal ob NINE INCH NAILS oder ROB ZOMBIE in den rockigeren, groovenden Momenten durchscheinen (´Endurance´, ´Sisyphus´, ´Black Lake´), DIE KRUPPS in den elektro-tanzbaren (´Everythorn´), hitverdächtiger Futurepop mit warmem Gesang von VNV NATION oder AND ONE (´Alive Tonight´, ´Eraser´) Body & Soul verwöhnen oder brachiale Elektrogewalt á la SUICIDE COMMANDO oder FUNKER VOGT – die guten, alten RUNNING WILD des EBM – dir die Rübe wegblasen (´Nowhere Forever´). Besonders das zappelnde Drum & Bass-Gewitter ´Ain’t Dead Yet´ entwickelt eine explosive Power wie ein gewisser, weltberühmter RAGE AGAINST THE MACHINE-Kracher.
Einige dieser Tracks gleichen einem Cybertrip durchs Endzeituniversum und würden sich hervorragend für einen dritten HEAVY METAL-Film eignen – VOIVOD, MONSTER MAGNET, MDFMK, MACHINE HEAD, SYSTEM OF A DOWN und viele mehr durften bei HEAVY METAL – F.A.K.K.2 ja auch ran. Na, wie wär’s?
Diese Vielfalt ist keineswegs ein unvermutetes Wunder, stecken hinter dieser Band doch illustre Weltenwandler wie Drop (SAMAEL, ex-SYBREED), Duja, Solex und Steph (ex-SYBREED, FURIA, SCIENCE OF DISORDER), die dem Gesamtwerk ihren eigenen Stempel aufdrücken und es somit zu MXD werden lassen. An dieser Stelle möchte ich kurz allen Interessierten ebendiese famosen, aber rabiater brüllenden, ballernden und thrashenden SYBREED und speziell ihr letztes mir bekanntes Werk ´God Is An Automaton´ wärmstens ans Herz legen – just sayin’.
Beim Crossover-Rap ´Contracultura´ unterstützt Ricardo Diges die Schweizer und ebenso motiviert das überlässige ´Cool?´ die CLAWFINGER-Sprungreserven. Die ´Black Metal Shopping List´ wird schwarzmetallisch inklusive hitverdächtigem, cleanem Dark-Refrain ausgefüllt, bevor sich unser ´Mojo´ fünf Minuten lang von den letzten Zehn entspannt groovy-loopend regenerieren kann, um in der zweiten Hälfte episch davonzuschweben in dem sphärischem, französisch gesungenen Schlusspart, der einem vorgaukelt, dass FRANKY GOES TO HOLLYWOOD ihren Pleasuredome zu einem Duett mit einem Engel verlassen haben, um sich im digitalen Zeitalter zu manifestieren.
Crossover zwischen Metal und Elektro war schon seit den KRUPPS mein Ding und ähnlich wie diese oder OOMPH! haben MXD nach eher EBM bzw. Electro-orientierten Anfängen metallischere Klängen in ihren Sound integriert, auch wenn die Mensch-Maschine immer noch oft die Zahnräder rattern lässt. SAMAEL liebte ich am meisten, wenn ich mich dazu rhythmisch bewegen konnte und daher kann ich diese Scheibe jedem stählernen Elektrolurchie uneingeschränkt empfehlen.
Schon lange hat mir in dieser Richtung nichts mehr so außerordentlich Spaß bereitet und auf mannigfache Weise überzeugt. Das schreit in meinem unbedeutenden Leben unbedingt nach einer Live-Audienz. Ich habe schon einiges gehört und erlebt und bin der Meinung, dass man in dieser Richtung kaum noch etwas besser machen und variabler gestalten kann. Wer sich demnächst ein alle Industrial-Electro-Metal Stilrichtungen umfassendes Referenzwerk zulegen will, sollte darauf achten, dass die Buchstaben MXD darauf prangen. Deshalb folge ich dem bandeigenen Slogan “Let your feet control your brain” und gebe:
(9 Punkte)