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OVAL – Scis

~ 2020 (Thrill Jockey) – Stil: Electronic/Experimental/Ambient ~


OVALs ´Popp´ von 2016 war eine überraschende, aufregende Neuerfindung für das langjährige elektronische Projekt des Namensgebers und Masterminds Markus Popp. Nachdem der Tonmeister zu Beginn des Jahrtausends eine neunjährige Pause eingelegt hatte, verlagerte er sein Handwerk auf ein breiteres Gebiet und hat sich zudem von seiner anfänglichen Umgebungsstörung entfernt.

Der neue Sound von OVAL liegt inzwischen jedenfalls weit weg von der Pannenästhetik der 90er. Damals waren es noch seltsam-verstörende Klangwerke, die wie defekte Tonträger klangen. Ein einziges Springen und Ruckeln, so als hätte man es mit einer gestörten Wiedergabe zu tun. Popp hat nun im Laufe der Jahre verschiedene neue Ansätze entwickelt und erforscht – von den elektroakustischen Miniaturen in 2010 bis hin zu den Gesangskooperationen mit lateinamerikanischen Künstlern auf ´Calidostópia´ nur wenige Jahre später.

Das Vorgängeralbum war schließlich ein völlig neues Soundexperiment, mit einem deutlich stärkeren Fokus auf das Songwriting und einer neu entdeckten Umarmung von Klangmaximalismus. Grell, farbenfroh und reichlich verspielt, brillierte das Album mit gewürfelten Vocals, kräftigen Beat-Patterns und dem grundlegenden Gefühl, davon ständig überwältigt und erstaunt worden zu sein.

´Scis´ wirkt hingegen etwas entschlackter und die Arrangements bieten mehr Raum zum Atmen und noch mehr Platz für Melodien. Ein epischer Strudel aus akustischen Tönen, summenden Basslinien und bombastischen Beats. Popp entwirft auf seinem insgesamt neunten Longplayer auch weiterhin digitale Sounds mit lauten und verspielten Beats und es dominieren dabei vor allem zwei Klangthemen: außerirdisch schallende Vibrationen und durchweg kollidierende Tempi, wie etwa beim erratisch-rhythmischen ´Fluoresso´ oder dem spastisch-flirrenden ´Cozzmo´.

Das letztgenannte Stück wäre ein ausgezeichneter Soundtrack für ein komplexes, futuristisches Flipper-Spiel, das zahlreiche, schnell blinkende Lichter und Bonuslevels enthält. ´Oxagon´ hingegen setzt klirrende und plätschernde Klänge zu einer Melodie zusammen, die von Streichern und Klavieren unterstrichen wird.

´Scis´ beweist einmal mehr, wie vorausschauend Markus Popp auch nach 27 Jahren seiner Karriere zu denken vermag – und vor allem, wie vorausschauend er dabei klingt.

(8 Punkte)

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