GALLOWBRAID – Ashen Eidolon
~ 2010/2019 (Northern Silence Productions) – Stil: Epic-Folk-Black Metal
Die Kompositionen von GALLOWBRAID begeistern den Underground seit zehn Jahren. Die einzige EP erschien im Jahre 2010 unter dem Titel ´Ashen Eidolon´. Da die Nachfrage bis in die Gegenwart anhält, ist das Werk 2019 abermals als Silberling und auf Vinyl erschienen. Das Digipak enthält erstmals den unentbehrlichen Vinyl-Bonus-Song, derweil das Vinyl in diversen Farben im Gatefold-Cover mit Poster und Sticker herauskommt.
Der Grund, weshalb GALLOWBRAID heutzutage solch immense Aufmerksamkeit geschenkt wird, dürfte an Mastermind Jake Rogers liegen, der als Sänger von VISIGOTH im traditionellen Heavy Metal in aller Munde ist. In den Tagen von ´Ashen Eidolon´ beschränkte sich jedoch sein Hauptaugenmerk nicht nur auf GALLOWBRAID, sondern auf die weiteren Black Metal-Projekte CALADAN BROOD und WINTERLORE sowie die Heavy Metal-/Doom-Band SAVAGE SWORD und die in ihren Kinderschuhen steckenden VISIGOTH.
GALLOWBRAID ist faktisch das Ein-Mann-Projekt von Jake Rogers, denn er zeichnet sich nicht nur für das Songwriting, sondern auch für den Gesang sowie das Spielen von Gitarre, Bass, Keyboards und Flöte verantwortlich. Sein jüngerer Bruder Alex Rogers, der 2011 auch bei VISIGOTH in Erscheinung trat, übernahm bei den Aufnahmen das Schlagzeug und Alison Vance gab beim Opener als Sängerin ein kleines Gastspiel. Geschrieben in den Jahren 2006 bis 2007, fand Jake Rogers seine vorhergehenden Kompositionsversuche nicht veröffentlichungswürdig.
Während Jake Rogers bei CALADAN BROOD seine Vorliebe für SUMMONING auslebt, deren ´Oath Bound´ er vergöttert, hörte er beim Komponieren von ´Ashen Eidolon´ oftmals ´Revelations Of Renounced´ von AMBER TEARS. Zudem liebt er die ersten drei Werke von VINTERSORG, die Anfänge von DRUDKH sowie OPETHs ´Blackwater Park´. Die herbstliche Jahreszeit inspirierte Rogers nebstdem zur Musik von GALLOWBRAID. Im Übrigen gibt es nicht allein in Skandinavien Wälder und Seen, die Musiker zu solchen Liedern animieren. Die Uinta Mountains, in Rogers Bundesstaat Utah, sind ebenso ein Ort zum Schwelgen in Emotionen. Der Folk-Einfluss tritt bei den beiden instrumentalen und originell betitelten Songs ´Autumn I´ und ´Autumn II´ ohne Umwege zutage. Dabei müssen nicht sofort TENHI als Vergleich herangezogen werden. Die beiden anderen Kompositionen sind schlicht und einfach epische Meisterstücke, insbesondere der Opener ´Ashen Eidolon´, denn GALLOWBRAID ist schlichtweg epischer und melodischer Black Metal ohne Old-School-Ambitionen. Bis auf den Heldengesang im Zwischenabschnitt, der auch von akustischen Gitarren geprägt wird und dem sich später anschließenden Gesang von Alison Vance singt Jake Rogers mit Genre-typischen Growls. Die Schönheit des vierzehnminütigen Titelsongs entspringt aber aus den Saiten der Gitarre, die mit ihrem melodischen Lead kreist und kreist, beinahe jubilierend elegisch durch die Lüfte schreitet. Keyboard-, Akustikgitarren- und E-Gitarren-Soli tragen die Komposition durch die Weiten der Landschaft. ´Oak And Aspen´ ist im Gegensatz dazu innerhalb seiner elf Minuten luftiger. Die Growls werden bereits früh von Klargesang unterstützt. Das Gitarrensolo, das die Töne im Wind hin und her wehen lässt, sticht in diesem zweiten Longtrack neben dem, den Song beschließenden epische Gesang im Viking-/Folk-Stil hervor. Der achtminütige Bonus-Song ´Stone Of Remembrance´ ist nicht gar so melancholisch wie die Stammhalter des Werkes ausgefallen. Der Spirit des Strophen-Gesangs tönt obendrein verdächtig nach MANOWARs Songklassiker ´Battle Hymns´.
Wer mithin melodischen, epischen und atmosphärisch vom Folk geprägten Black Metal goutiert, kommt an diesem kleinen, güldenen Meisterwerk, allein aufgrund des Titelsongs, nicht vorbei. Ein von Jake Rogers in Aussicht gestellter Nachfolger, ein abendfüllendes Werk ist bis heute nicht erschienen.
(9 Punkte)