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OOIOO – Nijimusi

~ 2020 (Thrill Jokey) – Stil: Experimental Rock/Psychedelia ~


Die Combo der ehemaligen BOREDOMS-Drummerin Yoshimi P-We besteht nun bereits seit 25 Jahren, und es ist vor allem interessant, welche Mythen sich um den einzigartigen Bandnamen ranken. OOIOO (ausgesprochen: „Oh Oh Eye Oh Oh“) soll etwa in traditioneller indischer Musik das Muster für einen beliebten Drum-Rhythmus beschreiben, was bei den komplexen Songstrukturen der vier Nippon-Mädels auch durchaus einleuchten mag. Andererseits bedeutet „Ooi“ im Japanischen „viel“ bzw. „zahlreich“ und die symmetrische Anordnung der Schreibweise soll die Klangvielfalt ihrer Musik offenbar zusätzlich demonstrieren.

Sei`s drum, ´Nijimusi´ ist jedenfalls der bereits achte Longplayer, erscheint nach einer nunmehr sechsjährigen Release-Pause und überrascht vor allem insofern, als die Band sich erstmals seit langem wieder als konventionelles Rockensemble präsentiert. „Back to the Roots“, lediglich mit zwei Gitarren, Schlagzeug und Bass. Das reicht.

Krautrock-Weirdness und Tribal Psychedelia gehörten bislang ja zu den unverkennbaren Markenzeichen der begnadeten Krawallmacherinnen. Die schrägen Gesänge und gezackten Melodien sorgen auch auf ´Nijimusi´ für die ganze Verrücktheit, ohne dabei nun unbedingt die etablierten Bilder und Assoziationen genreverwandter Musik heraufzubeschwören. Trommeltöne schwanken kräftig durch die Luft und klingen, als würden sie unter einem Mikroskop betrachtet. Bassnoten und elektronische Bursts sind so dicht, dass sie wie vakuumversiegelt wirken. Der Sound ist nicht mehr ganz so voll und Yoshimi & Co. haben diesmal auf einige Effekte wie Echo, Reverb und Synthesizer-Glop nahezu vollständig verzichtet, was ihre neue Klangwelt zusätzlich auf das Wesentliche reduziert. OOIOO schallen seit langem wieder tatsächlich wie ein echtes, lebendiges Atembad!

Das japanische Quartett erschafft auf ´Nijimusi´ nach wie vor wüste Soundspielereien, die sich frei zwischen dem Hörbaren und Unhörbaren, Rhythmus und Nicht-Rhythmus, Lärm und Stille bewegen. Ein Kunstwerk, das den Tast- und Geruchssinn anregt und gleichzeitig atmosphärisch und ätherisch ist. Wenn Musik eine Kunstform ist, die auf dem Hörsinn und dem Zeitbegriff basiert, so weicht dieses Album definitiv von der herkömmlichen Definition ab.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 17.01.2020)

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