CHASING EMBERS – Beckoning Call
~ 2019 (Eigenproduktion) – Stil: Alternative Metal ~
Na, wer von euch ist ohne Sünde? Wer hat schon immer gerne PLACEBO, MUSE, DIE HAPPY oder GUANO APES gehört, hatte aber panische Angst davor, in Erklärungsnot zu kommen ob der poppigen Auswüchse der prinzipiell hochwertigen Bands? Die Lösung naht in Form des Debüts von CHASING EMBERS aus der Ukraine, welche einige Trademarks dieser Bands in sich vereinen, jedoch ohne wenn und aber im Metalgewand. Die Gesangslinien im ´Beckoning Call´ erinnern sogar an Serj Tankian von SYSTEM OF A DOWN – wenn Geddy Lee sie intoniert hätte. Doch am Mikro brilliert die famose July Tallina, die man glücklicherweise einem männlichen Bewerber vorzog und die sich jetzt schon zu einer der Besten des Genres zählen darf. Das Rezept, welches von der Qualität her durchaus neben Hochwertkost wie IN THIS MOMENT oder EVANESCENCE auf dem festlichen Buffet rangiert, ist jedoch noch weit abwechslungsreicher und metallischer. ´Desires And Fears´ zeigt sich von einer flotten, tanzbaren Seite bis hin zu thrashigen Einsprengseln, zu denen später auch Blastbeats oder donnernde Tribaldrums gereicht werden. Sehr, sehr innovativ, was CHASING EMBERS hier mit Schrammelgitarren zelebrieren, besonders das Powerdrumming von Bandgründer Vladyslav Pospolitak setzt immer wieder Akzente. Mit im Boot ist der Gitarrist Alexey Hrankyn, mit dem Vladyslav bereits vorher musizierte; vervollständigt wird die Band durch Oleksandr Zahorulia an der zweiten Gitarre, der sich um vieles rund um die Belange der Band kümmert und Vladyslav Kachanovskyi am Bass, welcher für die optischen Belange von CHASING EMBERS zuständig ist.
Die fein abgestimmte musikalische Mixtur sollte auch ein Publikum ansprechen, welche mit den genannten Bands bisher nichts anfangen konnte. ´Spiritual´ geht als reiner Hit durch, sofern man bei einem Album dieser individuellen Güte von Massenkompatibilität sprechen kann. Sirenengesang trifft auf “Hu-ha!”, bevor es mit einem fetzenden Riff und den ´High Stakes´ weitergeht. Entspannter, aber immer noch ‘heavy’ Metal der Moderne, ohne lästig-modern zu sein, Ladies und Gentlemen! ´Carnage´ zeigt die Klangfarbe der grandiosen July in all’ ihrer Klarheit und Range in balladeskem Umfeld, jedoch mit fetten Gitarren inklusive klassischem Hardrock-Solo und Piano.
Wir ziehen weiter zum ´Silent House´, das auf betonhartem, stimmungsvollen Metal erbaut wurde, wie es THE GATHERING einst in Verbindung mit überragendenden Melodien auf ´Mandylion´ einzementierten. Auch der Aufforderung ´Drown With Me´ folge ich widerstandslos, handelt es sich doch auch hierbei um einen perfekt umgesetzten Chartbreaker der wertvollen Kategorie. Mit ständigen Geschwindigkeits-, Stil- und Riffwechseln begeistert die Hymne ´Last Night Tonight´ auf absolutem Ausnahmeniveau und ich beginne mich spätestens jetzt zu fragen, wo diese Scheibe wohl gelandet wäre, wenn ich sie 2019 nicht einfach verpennt hätte. Unbestritten ein Fall für “Overlooked 2019” im Flashback 2020. Damn, Less. ´The Moonman´ verstärkt diesen Eindruck als letztes Stück des Albums nur noch einmal und ich krame mit erhöhtem Herzschlag in meinen nicht verwerteten Punktekarten von letztem Jahr, bevor die verfallen.
Also, Brüder und Schwestern, die ihr euer Metall in den verschiedensten Regenbogenfarben schillern sehen wollt, denen IN THIS MOMENT zu growlig ist und die nicht mehr an die glorreiche Rückkehr von EVANESCENCE glauben – ran an die CHASING EMBERS!
(satte 9 Punkte)