MYSTIC PROPHECY – Metal Division
~ 2020 (ROAR/Soulfood) – Stil: Power/Heavy Metal ~
Eine Band muss sich nicht konstant neu erfinden oder Trends hinterherhecheln. Und dennoch darf sie Alben veröffentlichen, die sich unterscheiden und nicht eine 1 zu 1-Kopie des Vorgängers darstellen ohne ihre Roots zu verraten. Die Band um Sänger R.D. Liapakis hat dies die letzten knapp 20 Jahre recht gut hinbekommen. Der grundsätzliche Tenor der Band ist Power Metal mit starkem US-Einfluss. Dass Heavyness und Melodienähe bei MYSTIC PROPHECY sich nicht gegeneinander ausschließen, haben sie auf ihren Alben vortrefflich gezeigt. Dass man auf einzelnen Alben heftiger klingt, teils thrashige Elemente verarbeitet, und auf anderen eindeutig mehr harmonische Elemente und breite Refrains auffährt, ändert nichts an der Tatsache, dass die Truppe true wie Hölle ist. Keyboards sind ein No-Go, highpitched Vocals sind auch nicht so das Ding von Liapakis, was das Gesamtpaket somit weniger limitiert wie bei anderen Bands. Die Band hat nicht vor, einen Innovationspreis abzugreifen, nein, diese Motivation gab es nie, denn hier zählt schlicht die Macht der fetten Riffs.
Mit `Metal Division` liefern sie ein breit aufgestelltes Album, das alle Facetten des Stils wiedergibt. Trotz der Vielseitigkeit verliert die Band nie den Faden, alles wirkt kompakt, schlüssig und die Songs ergänzen sich hervorragend. Die elf Stücke verzeichnen keinen wirklichen Ausfall, das Niveau ist durchweg hoch. Klar, ein bis zwei Songs, die eher banaler Art sind, z.B. `Mirror Of A Broken Heart` oder `Hail To The King`, ein bisschen MANOWAR lassen hier dann doch grüßen, sind rare Ausnahmen. Aber selbst diese Stücke sind nicht schwach im Gesamtkontext.
Das krass-schnelle Power-Thrash-Kraftpaket `Die With The Hammer`, die Power Metal-Bombe `Eye To Eye`, die US Metal-Granate `Curse Of The Slayer` oder das fein-melodische Kleinod mit Hitpotential `Here Comes The Winter` decken das komplette Metal Spektrum ab, ohne dass das Album zerfahren wirkt. Speziell hervorzuhaben ist auch `Dracula´, welches Ende der Achtziger in der Hollywood-Szene zum Hit mutiert wäre. Selbst wenn der Refrain auf eine gewisse Art schon banal ausgefallen ist, der Rest des Songs ist Metal pur. Liapakis Gesang hat inzwischen eine schön raue Färbung angenommen, die die Stücke harmonisch ausgestaltet. In diesem Fall muss man sagen, mit dem Alter kommt tatsächlich die stimmliche Reife. Sein Hang zur metallischen Theatralik ist inzwischen bekannt und so dürfen Fist-In-The-Air-Hymnen mit großem Mitgröleffekt nicht fehlen. Der Titeltrack steht dafür stellvertretend. Ein Ohrwurm, keine Frage.
Die Gitarrenarbeit von Markus Pohl, der zwischenzeitlich zu den stärksten Gitarristen des Landes zählt, ist überfett und von seiner Intensität her wie ein Rasiermesser. Überhaupt wirkt die aktuelle Bandkonstellation sehr ausgewogen und treffsicher. Hier liefert eine perfekt austarierte Band ein richtig gutes Album ab, das am Ende des Tages wohl zu den stärksten der langen Diskografie zählen wird. `Metal Division` macht somit seinem Namen alle Ehre.
(8 Punkte)