QUAYDE LAHÜE – Day Of The Oppressor
~ 2017 (Adult Fantasy Records/High Roller Records) – Stil: Heavy Metal / Hardrock ~
QUAYDE LAHÜE, nur echt mit U-Umlaut, sind eine US-amerikanische Heavyrockband aus Olympia im Bundesstaat Washington, die sich 2016 gegründet und seither zwei EPs, ein Livevideo und ein volles Album veröffentlicht hat. Das 2019er Debütalbum liegt mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor, dafür aber die beim deutschen Kultlabel HIGH ROLLER RECORDS erschienene ´Day Of The Oppressor´ 12inch mit fünf Songs.
Dieses 2017er Machwerk gehört leider zu den sträflich unterbewerteten und übersehenen Goldstücken der letzten fünf Jahre. Nun, QUAYDE LAHÜE machen hierauf auch Musik, die sicherlich vollkommen trendfrei zu nennen ist, knarzig, irgendwie spröde und latent griesgrämig erscheint, wie ein alter Kauz, der seine Tage lieber allein, weitab von allen geschniegelten Hochglanzmenschen verbringt. Dem Verfasser dieser Zeilen spricht das direkt aus der Seele. Der olle Sir Lord Doom ist eben zu einem alten Kauz geworden, den die ganze aufgeplusterte 80er Kultmetalszene mit einer Generation von Kutten- und Spandexträgern, die da seine Kinder sein könnten, aber irgendwie den Sinn nicht verstanden haben und Selbstdarstellung und -schmückung mit Merchandise der hipsten Obskurbands für szenefördernd erachten, nicht mehr wirklich tangiert. Da passt eine bodenständige, ehrliche Band wie QUAYDE LAHÜE in sein Weltbild.
Die Songs sind auf gewisse Weise schmissig, verspielt, vom Klang und vom Spiel her heavy, aber nicht unwirklich verzerrt. Die Produktion ist natürlich und könnte auch ein gut aufgenommenes Livekonzert der Band in einem kleinen Raum darstellen. Große epische Gesten im GAME OF THRONES-Format fehlen hier völlig, aber die grantigen Melodien, die auf den ersten Höreindruck nicht spektakulär sind, entfalten ihre Macht nach einigen Durchläufen vollkommen. Dabei sind der Gesang von Jenna Fitton und ihre Melodiebögen immer schön gallig und kommen in einem Monster wie ´New Atomic Age´ hervorragend zur Geltung. Doomig ist hier eher die Atmosphäre, so richtig schleppend sind die Stücke nicht. Eher entspannt schlendernder, leicht düsterer Heavy Metal Rock, der uns erzählen möchte, dass 1979 erst noch in 1980 münden wird. Von meiner Warte aus ist die Musik ca. 38 Jahre in der Zeit zurück, aber genau das macht die Band so grandios.
Die gewaltigen Mainstreamhymnen für die Ewigkeit haben sich jetzt noch nicht gezeigt. ´Back To Reality´ und ´Symbol Of Love´ auf der B-Seite schlagen da in die gleiche Kerbe. Dabei haben QUAYDE LAHÜE Melodien am Start, die sich langsam aber sicher aus dem spröden, schroffen Song an sich nach und nach in die Sinne des Headbangers fressen und dort festbeißen. Vergleichbar sind u.a. CHRISTIAN MISTRESS aus den USA, wobei QUAYDE LAHÜE mehr mit den Gesangsmelodien arbeiten. FLIGHT aus Norwegen kann man auch noch benennen. Die Melodien sind die spirituelle Saat dieser EP, sie sprießen, sie gedeihen und wachsen prächtig und dann haben sie Dich mit ihrer simplen Schönheit in ihren Bann gezogen.
Instrumental können sich die Musiker mit allen größeren Helden der harten Rockmusik messen. Sie spielen tight, kommen auf den Punkt, auch wenn die Songs viele Wechsel, Breaks und verschiedene Parts aufweisen und vom Hörer erarbeitet werden wollen. Ich kann bislang allen Stücken folgen und für mich hat jede Passage ihre Berechtigung, trägt sie doch zur Atmosphäre und der erzählten Geschichte bei. Also doch wieder EPIC, nur eben nicht im Sinne von heroischen Last Stands wie im “Sparta”-Film, sondern eher wie in “Stand by me” und ähnlichen Filmen.
Abschluss der 12inch ist der Song ´Nightmare´ der norwegischen Hardrocker STORM, die 1981 ein schönes, sau-rares Album, in ihrer Muttersprache besungen, veröffentlicht und 1982 mit dem damals neuen, englischsprachigen Demo im heavier rockenden NWoBHM-Stil keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockten. Von eben jenem, 2015 als 12inch wiederveröffentlichten Demo stammt dann auch ´Nightmare´ und punktet mit einer einfachen, aber leidenschaftlichen Melodie, schönen Orgelläufen und eingängigen, dennoch soliden Strukturen. Ja, NWoBHM passt, im Stile von WHITE SPIRIT, den 1980 schon obsolet altbackenen Orgelrockern, deren Klampfer Janick Gers heuer bei IRON MAIDEN die dritte Geige, pardon, Gitarre spielt. Wieder zuviel Nerdwissen auf einmal, aber Nerds sind bei QUAYDE LAHÜE willkommen, wie man ob dieser obskuren Coverversion erkennen kann.
Cool, aber nicht um des Coolseins willen, sondern gerade, weil man fürchterlich uncoole, aber umso kultigere Musik spielt. Fanmusik vielleicht, aber dafür sehr professionell gezockt. 1978 bis 1980 hätten sie zu regionalen Größen werden können, heuer hört die Welt entweder nur noch Drecksmusik oder interessiert sich gar nicht mehr dafür (weswegen auch die Drecksmusik den Mainstream mit all ihrer geistigen Flachheit wie eine Tsunamiwelle erwischt hat). Und QUAYDE LAHÜE lässt das alles unbeeindruckt. Sie bleiben die zwar jungen, aber in der Seele uralten und liebenswert griesgrämigen Almöhis des neuen US Metal. Halleluja!
(8,5 Punkte)