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THYNN ICE – Thynn Ice

~ 1992/2019 (No Remorse Records) – Stil: Heavy/Power Metal ~


Um Weihnachten herum wird die Zeit knapp, aber wenn einem eine Scheibe von derartiger Qualität in die Hände fällt, dann ist man einfach dazu verpflichtet, dies den an dieser Art von Musik potentiell interessierten Lesern auch kund zu tun.

Was uns nämlich „No Remorse Records“ mit dieser, in einer 400er Auflage und in 180g schwerem Vinyl gepressten Scheibe seit dem 4. Oktober 2019 anbietet, ist nichts anderes als eine verschollene Perle des US Metal. Es ist mir nach dem mehrfachen Durchhören dieser Scheibe absolut unerklärlich, wieso diese 1985 in Concord (Kalifornien) gegründete Band es bei ihrem Debütalbum nicht bis zu einem regulären Release geschafft hat. Tatsache ist nämlich, dass als physisches Zeugnis ihres Schaffens bis dato lediglich eine 20 Exemplare umfassende Testpressung aus dem Jahr 1992 existiert hat. Höchste Zeit also, dass jemand (in diesem Fall Chris Papadatos aus Athen) dieses Versäumnisses aus der Welt schafft. (Zeitgleich mit dem Vinyl ist übrigens auch eine CD herausgebracht worden.)

Beworben wird die Scheibe mit einer Empfehlung für Fans von LEATHERWOLF, HAWK, SAVATAGE, VALHALLA… und ich füge noch RIOT hinzu. Nach eigenem Bekunden sind aber Bands wie Y&T, DOKKEN, UFO, MSG, SAXON, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und DIO, also alles was im Metal der 80er ganz oben rangierte, ihre größten Einflüsse, wobei sie für Y&T und SAXON sogar eröffnen durften. Die sich in obiger Aufzählung manifestierende Vorliebe für britische Bands und möglicherweise ebenfalls der Umstand, dass Simon Bryant aus England stammt, schlägt sich auch in ihrer Musik nieder, aus welcher durchaus auch eine ordentliche Portion NWoBHM herauszuhören ist.

Das erste Stück ´Victim Of The Fall´ beginnt zwar zunächst mit einem leicht rumpeligen Schlagzeug, aber spätestens mit dem ersten Scream von Sänger Mike Ramiy und den sich wunderbar duellierenden Gitarren von Simon Charles Bryant und Daniel D. Oranje entwickelt sich ein ordentlich rockendes Musikstück. Vor allem beim als Halbballade beginnenden, sich dann aber in der Geschwindigkeit steigernden ´The Sound Of Mind´ und dem alles überragenden ´Life And Death´ kommt auch Mikes Stimme bestens zur Geltung, die perfekt dazu geeignet ist, sich zwischen gefühlvollen und rockigen Passagen hin und her zu bewegen. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Sänger Mike Ramiy und Schlagzeuger Paul William Rahn, die beide auf dieser Scheibe zu hören sind, nicht zu den Gründungsmitgliedern von THYNN ICE gehören. Gegründet wurde die Band von den bereits oben erwähnten Gitarristen Simon und Daniel sowie  James Gregory Siler am Bass, die zwar die gleiche High School besucht, aber in dieser Zeit in unterschiedlichen Bands gespielt hatten. Erst nach der High School fanden sich die drei zusammen und gründeten THYNN ICE. Nach einigen Besetzungswechseln gelang es dann diesen drei zusammen mit Mike und Paul das vorliegende Werk einzuspielen.

Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Den geneigten Hörer erwarten Stücke, die von rockig bis balladesk reichen, zwei sich hervorragend ergänzende Gitarren, ein solider Bass (besonders beim Stück ´Lies´ sehr dominant) und ein Sänger, der über eine äußerst facettenreiche Stimme verfügt (und mich stellenweise sogar an die von Klaus Meine erinnert). Musik, die nicht nur perfekt dazu geeignet ist, um über kalifornische Highways zu rauschen, sondern wahrscheinlich auch im Frühling und Sommer über deutsche Landstraßen. Ich werde es dann mal ausprobieren.
Da Sänger Mike Ramiy leider 2017 verstorben ist, werden wir in diesem Fall wohl nicht auf eine dieser, in vielen Fällen legendären, Reunionshows bei einem der einschlägig bekannten Festivals hoffen dürfen. Wirklich schade, aber umso mehr ein Grund, das Gedächtnis an diese Band hoch zu halten.
(8 Punkte)

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