LEGEND – Fröm The Fjörds
~ 1979/2019 (Cult Rock Classics) – Stil: Epic-Hardrock / Proto-Metal ~
´Fröm The Fjörds´ ist ein Werk, das zum Zeitpunkt seines Erscheinens 1979 schlichtweg übersehen werden musste. Denn es ist im Original eine verdammt rare Scheibe, da nur 700 Einheiten produziert wurden. Es ist die einzige Veröffentlichung von LEGEND aus New Haven, Connecticut. Für gewöhnlichen Classic Rock ist dieses Werk außerdem mächtig obskur, musikalisch als auch informell, da einst keinerlei Hintergründe über das Album und die Bandmitglieder an die Öffentlichkeit getragen wurden. Obskur und rar – Sammler der Hard- und Heavy-Gemeinde erkoren ´Fröm The Fjörds´ daher im Laufe der Dekaden als ihr neues Objekt der Begierde. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda erhielt das Album über all die Jahre seinen Kult-Status, obwohl es in dieser Zeit nur die Wenigsten gehört hatten.
LEGEND wurden Ende der Siebzigerjahre von Sänger/Gitarrist Kevin Nugent, Bassist Fred Melillo und Schlagzeuger Raymond Frigon gegründet. Kevin Nugent war ein Rock- und Fusion-Gitarrist, dessen außergewöhnliches Spiel bis heute auf diesem einzigen Bandalbum zu vernehmen ist, und sein Gesang von einer klaren, jedoch schlichteren Natur. Da die Mastertapes verschollen blieben, verneinten LEGEND bislang einen Re-Release. Eine Wiedervereinigung schlossen sie ebenfalls aus, da Kevin Nugent 1983 an einer Magenblutung mit 26 Jahren verstarb und unersetzlich ist. Zum 40. Jahrestag der Veröffentlichung erlebt das Werk 2019 endlich seine Wiedergeburt in Form von Silberlingen und Vinyl-Auflagen.
´Fröm The Fjörds´ war 1979 ohne Konkurrenz und ziemlich unvergleichlich. Die Kompositionen waren dereinst weniger metallisch als die von MANILLA ROAD und BROCAS HELM und weit epischer als die der Schweden von HEAVY LOAD. Und auch diesen Mitstreitern war der Ruhm mehrheitlich erst mehrere Dekaden später vergönnt. Bekanntlich erlebten LEGEND in ihrer kurzen, aktiven Phase keinerlei überschwängliche Anerkennung.
MANILLA ROAD feierten bereits 1977 ihre Gründung und produzierten im Jahr, als das Debüt-Werk von LEGEND erschien, ihr erstes Demo. Das Trio aus New Haven war somit der legendärsten aller Epic-Metal-Formationen bereits eine Schrittlänge voraus.
LEGEND müssen trotz ihrer kurzen Lebensdauer und ihres geringen Vermächtnisses als großer Einfluss auf den heutigen Heavy Metal, auf seine neuen Wellen, betrachtet werden – ARGUS, ETERNAL CHAMPION, VISGOTH und, und, und. Aufgrund ihrer Folk-Affinität muss sogar eine Einwirkung auf den skandinavischen Metal, auf die Wikinger, auf BATHORY zugesprochen werden, bis hin zu heutigen Lieblingen á la SLOUGH FEG.
Wie es aber oftmals bei Kult-Scheiben so ist, wird nicht das gesamte Material seinem Ruf und der Bezeichnung gerecht, durchgehend Kompositionen auf Weltklasse-Niveau anzubieten. Zum Klassiker fehlen weitere epische Lieder, die das Renommee dieses Werkes schließlich ausmachen. ´The Destroyer´ und ´The Golden Bell´ sind diese epischen Prachtstücke, die vom Gitarrengenie Kevin Nugent zehren. Letztgenannter Song offenbart passend zum Titel Glöckchen und sogar einen gestandenen Siebzigerjahre “Ahaaaha”-Singsang.
´The Wizard’s Vengeance´ ist hingegen die Blaupause von der bis heute SLOUGH FEG zehren. Selbst THE LAST THINGS haben sich beim Gesang hierbei eine Ecke abgeschaut. LEGEND in diesen gewissen Momenten als Kreuzung aus RUSH und CREAM zu bezeichnen, kommt dem musikalischen Vermächtnis sehr nahe.
´Against The Gods´ erreicht seinen Höhepunkt bei Herausnahme der Geschwindigkeit und der finale Titelsong zeigt nochmals über acht Minuten eine gewisse Epic, im Erkunden der Atmosphäre. Das nicht gar so spannende Instrumental ´The Confrontation´ wird zumindest von einem weiteren namens ´The Iron Horse´ übertroffen. Ersterer ist für Jam-Fetischisten, der knapp an der Halle des Bergkönigs vorbeisegelt. Wahlweise können beim besseren Instrumental SANTANA oder die ALLMAN BROTHERS zur Ehrerbietung herangezogen werden. Ein flotter, aber schlichter Hardrocker ist ´R.A.R.Z.´ und wurde wohl bereits von der Pre-LEGEND-Band namens JUDGE gespielt.
Der Silberling enthält in der Wiederveröffentlichung obendrein das 1978er Demo mit seinen fünf Kompositionen. Eines der Lieder, ´The Court Jester´, fand sich später ebenso wenig auf dem Album wieder wie der JUDGE-Song ´Aramis (The Lover)´. Die Vinyl-Versionen – white marbled oder schwarz – enthalten das Demo nur als Silberling, extra in einer Kartonstecktasche.
(8 Punkte)