SACRED REICH, NIGHT DEMON
~ 10.12.2019, Colos-Saal, Aschaffenburg ~
Die gerade zu Ende gegangene SACRED REICH/NIGHT DEMON-Tour war ein absoluter Siegeszug für beide Bands. Wer hätte gedacht, dass die ollen SACRED REICH noch einmal solch einen Run haben würden? Volle Clubs, enthusiastische Fans – Phil Rind, Sänger, Bassist und Boss der Arizona Thrasher war selbst erstaunt und nicht selten war er sprachlos aufgrund des massiven Zuspruchs. Gut zu wissen, dass es noch alte Mucker gibt, die so etwas zu schätzen wissen.
Das an diesem Abend fast ausverkaufte Colos-Saal nimmt NIGHT DEMON erst einmal die Metal-Predigt ab. Dass Jarvis und Co. live nichts anbrennen lassen ist bekannt und so liefert man auch von der ersten Minute an. Die Songs sind bekannt, werden aus hundertfachen Kehlen mitgesungen, derweil Jarvis und Armand Vollgas geben. Der Sound ist superfett und sehr transparent. Schlagzeuger Dusty ist mit vollem Swing dabei und gibt den Takt vor.
Mit dem Doppel `Ritual/Full Speed Ahead` steigt man ein. Die Stimmung ist gleich auf 180. Man arbeitet sich durch zehn Songs, u.a. `The Howling Man`, `Curse Of The Damned`, `Heavy Metal Heat`, dem gewaltigen `Screams In The Night` etc. und beschließt mit einem überragenden `Night Demon` den Set.
Die knapp 40 Minuten hat man voll und ganz genutzt. Wenig Ansagen, viel Mucke. Die Bühne verlässt man mit den letzten, rückgekoppelten Tönen des erwähnten `Night Demon`, zu denen sich Jarvis und Armand vor ihren Verstärkern kniend feiern lassen. So muss Metal sein, so muss man die Fans anheizen.
SACRED REICH Boss Phil Rind lässt es sich nicht nehmen, vor der Show das SACRED REICH-Merch selbst zu verkaufen. Mit einem Dauergrinsen im Gesicht verkauft er Shirts wie geschnitten Brot. Das nennt man dann mal Fannähe.
Die Umbaupause zieht sich. Aber das Warten lohnt sich. Mit dem Opener `Divide & Conquer` des aktuellen Longplayers `Awakening`, die Tour nennt sich daher selbstredend „Awakening European Tour 2019“, steigt man fulminant ein und schiebt gleich zur allgemeinen Überraschung einen der SACRED REICH Hits nach: `American Way`. Die Stimmung ist kurz vorm explodieren. Der Refrain wird in Mörderlautstärke von den Fans mitgebrüllt. Der Sound ist überfett. Die Songs grooven wie Sau.
Mit ex-MACHINE HEAD Schlagzeuger Dave McClain kam ja eine echte Groove Machine zurück zur Band, der dem Gesamtsound, gerade live, einen massiven Powerkick verleiht. Die Setlist ist klasse. `Love Hate`, `Crimes Against Humanity`, `Who`s To Blame`, `Ignorance`. `Independent` etc… fast schon wie eine kleine Hit-Show. Dazwischen ein paar coole Ansagen von Phil. Dass er hundemüde ist nach dieser wochenlangen Tour gibt er freimüdig zu. Aber was heute Abend hier abgeht lässt ihn die Müdigkeit schnell vergessen. Die Fans fressen ihm aus der Hand, Phil genießt diesen Erfolg, diesen zweiten Frühling der Band, aus tiefster Überzeugung.
Wiley Arnett wirkt megacool und feuert messerscharf seine Riffs raus. Seit der Reunion hat der Mann beeindruckend aufgebaut und sich von Tour zu Tour gesteigert. Der Laden bebt. Der Groove, den die Jungs liefern, nimmt jeden mit. Es gibt sicher keine andere Thrash Metal-Band, deren Songs mit solch einem Groove-Element ausgestattet sind und doch solch einen Old School-Faktor besitzen. Mit `Killing Machine` vom aktuellen Album läutet man das Finale ein. `Death Squad` folgt, und wie kann es anders sein, `Surf Nicaragua` als finaler Song. Für nicht wenige überraschend, kein `War Pigs`. Warum auch, das Repertoire an eigenen, großartigen Songs ist da, da braucht es nicht wirklich eine Coverversion.
Was für ein großartiger Auftritt. von SACRED „Massive Groove“ REICH, die nur platte Fans zurücklassen. Wer hätte das gedacht, bei dem aktuellen Tour-Overkill, der Deutschland gerade erschlägt!? Geiler Abend bleibt einem da nur zu sagen.