RHODIUM – Sea Of The Dead
~ 2019 (Sliptrick Records) – Stil: US Metal ~
Bereits vor einem Jahr kamen Schwärmereien zum Debüt von RHODIUM auf. Dagegen wird jedoch spätestens nach dem Genuss des zweiten Werkes die Euphorie kaum Grenzen kennen. ´Sea Of The Dead´ muss zu den besten US Metal-Veröffentlichungen des Jahres 2019 gezählt werden, selbst wenn die Produktion komplett aus Griechenland stammt. Viel besser kann Schwermetall mit leicht prog-metallischen Zügen im Gewand des Power Metal in diesen Tagen kaum klingen.
´Sea Of The Dead´ ist kein gewöhnliches Konzeptalbum geworden, jedoch eine zusammenhängende Konzeption als Aufruf zum Überleben, an jeden Einzelnen, alles Negative und Böse um sich herum zu vertreiben, an die Menschlichkeit. So wie das chemische Element Rhodium Ähnlichkeit zu anderen Platinmetallen wie Platin oder Palladium aufweist, dürfen auch der hellenischen Formation dabei Analogien zu großen Edelmetallen der Musik-Geschichte zugesprochen werden. ´Man Of Honor´ beschert Jüngern von SANCTUARY sowie COMMUNIC Glücksmomente und ist die Aufforderung an alle Opfer von Pädophilen, sich endlich ihren Peinigern zu widersetzen. ´Delirio´, über die Misshandlung von Menschen mit psychischen Krankheiten, ist sogar ein Traum für CRIMSON GLORY-Anhänger. Zum Kampf gegen Ungerechtigkeiten, die Passivität aufzugeben und Widerstand zu leisten, ruft ´Fight Back´ auf.
Die Geschichte über den Fall von Konstantinopel anno 1453 und die letzten Momente des Kaisers Constantinos Palaiologos erzählt ´The Emperor´, eine Fortsetzung von ´The Fall´ aus dem Debüt. Das balladeske Liebeslied ´Tapestry Of Time´ setzt ebenfalls Glanzlichter im Lichte des Vermächtnisses von ICED EARTH. Die frühen SACRAL RAGE sind dabei eine der aktuellsten Vergleichsmöglichkeiten für RHODIUM. Das bedächtige ´Sea Of The Dead´ ist dagegen allen Menschen gewidmet, die aufgrund ihrer Flucht vor einem Krieg in der Ägäis den Tod fanden, und enthält seine besondere Atmosphäre durch den Geigen-Auftritt von Matthew Dakourtos. In ´Sisters Of Fate´ singt Iliana Tsakiraki den weiblichen Part und lässt die Komposition über unsere letzten Gedanken als Mensch auf dieser Erde zu einem besondere Prog-metallischen Meisterstück werden.
Dass die halbe Bandbesetzung unterdessen ausgetauscht wurde, trug womöglich zur Qualitätssteigerung seit ´Scream Into The Void´ bei. Allein das Gitarrenduo Lucas Wolve Antoniou und Sergio Tellis ist von Beginn an bei RHODIUM involviert. Lucas Wolves Lebensgefährtin Aspa Feanor schrieb hingegen wieder den Großteil der Lyrics aller Kompositionen. Einen beträchtlichen Anteil an der Klasse der Neubesetzung muss Sänger Mike Livas zugesprochen werden, dessen Gesang zwar von SILENT WINTER oder FORTRESS UNDER SIEGE bekannt ist, der aber noch nie so extrovertiert gesungen hat. Weniger auf den Spuren eines Michael Kiske als auf den von Warrel Dane ist diesmal seine fantastische Ausdrucksform.
Hat schon irgendwer erwähnt, dass ´Sea Of The Dead´ zu den feinsten US Metal-Veröffentlichungen des Jahres 2019 gezählt werden muss?
(8,5 Punkte)
