THE WRAITH – Gloom Ballet
~ 2019 (Southern Lord Records) – Stil: Post-Punk/Death Rock ~
Ach, die Achtziger! Was waren sie schön und schwanger an toller Musik. Thrash, Hardcore, Death, Grind – dies definierte sich in dieser Dekade aus. Auch der Post-Punk. THE WRAITH aus Los Angeles sind alt genug, um damals in Teilen dabei gewesen zu sein. Sie zelebrieren diesen fiebrigen, obgleich sehr Hookline-orientierten Düster-Punk, der damals T.S.O.L. und SAMHAIN groß machte. THE WRAITH nennen ihren Stil „Los Angeles Deathrock“ (siehe Cover). Wie auch immer. Was zählt, ist das, was aus den Boxen kommt. Und das rockt.
Das Quartett hat uns vor zwei Jahren bereits mit seiner ´Shadow Flag´-EP beehrt. Griffige, zeitgeistige Songs mit Charakter und Würde. Der Longplayer ´Gloom Ballet´ legt jetzt nochmals eine Schippe oben drauf. Das fängt an bei der besseren Produktion von Brad Boatright (FROM ASHES RISE, TRAGEDY etc.), geht über tendenziell bessere Songs bis hin zu besserer, weil noch emotionalerer Performance des Sängers Davey Bales; den kennen Insider von den aus Virginia stammenden Peace-Punks LOST TRIBE.
´Gloom Ballet´ mit seinen zwölf Songs in knapp 40 Minuten macht echt Laune – und beileibe keine schlechte. Denn düster ist nur eine Facette hier. Die Jungs profitieren zusätzlich von ihrer Erfahrung in Pop- und Punk-Bands in den vergangenen Jahrzehnten. Punks, die ihre Instrumente beherrschen und viel mehr als nur drei Akkorde und Umpfta-Umpfta-Beats kredenzen. Die Gitarre sticht besonders hervor. Herrlich schön an NEW MODEL ARMY und KILLING JOKE erinnernd. Hier und da gibt’s atmosphärische Keyboard-Layer, dazu darf dann sogar ein frech bei U2 geklautes Gänsehaut-Picking auf der Sechssaitigen stoßen. Clever mit Chuzpe.
Man merkt, wie routiniert und selbstsicher dieser Vierer ist – und ahnt, wie groß und geschmackvoll ausgestattet ihre Plattensammlungen sein müssen.
Chapeau, ihr Gefühls-Punks!
(8 Punkte)