IZENGARD – Angel Heart
~ 2019 (Massacre) – Stil: Classic Rock ~
Erwartungen, manchmal werden sie geweckt. Zum Beispiel vom Plattencover. Wer erinnert sich nicht, früher sind wir in den Plattenladen, und wir haben unsere Musik blind, einfach anhand der Hülle gekauft. Und in den meisten Fällen ist das ja gut gegangen. Dann gab es auch die Cover, die waren so übel, dass man oft wirklich gute Musik verpasst hat. Und noch heute ist es so, ist die äußere Gestaltung einer Platte mau, hat man weniger Lust, sie anzutesten. Was hat das jetzt mit IZENGARD zu tun?
Ich habe das Cover und das Logo von IZENGARDs Debüt ´Angel Heart´ mit seinen Flammen gesehen, dem Engel mit dem Herzen in den Händen, von zwei Schlangen bedroht. Auch der nerdige Bandname, der Tolkiens Welt entstammt, weckt bestimmte Vorstellungen. So erwartete ich epischen, auch mal doomigen Kauz-Metal, etwa wie CIRITH UNGOL oder MANILLA ROAD. Und was bekomme ich zu hören? Kauzigen, epischen, höchst melodischen Classic Rock, wie ihn außer MAGNUM nur wenige hinbringen.
Ein melancholisches Intro führt hinein, in die musikalische Welt der Briten. Das treibende ´Demon Of The Night´ besticht durch feinen zweistimmigen Gesang. Hauptsänger Ian Ainsworth hat eine angenehm raue, kräftige Stimme, die auch in erzählerischen Passagen hohe Wirkung entfaltet. Keyboarderin Alison Tietze sorgt stimmlich für die feinen Farbtupfer und Zwischentöne. ´Heaven’s Bleeding´ beginnt melancholisch, fast schon balladesk, um nach der Hälfte in einen harten Rocker umzuschlagen. ´Loki´ würde gut in den Output des LINGUA MORTIS ORCHESTRA passen, ´Dances With Dragons´ ins Spätwerk von SAVATAGE.
Glockenschläge und Donnergrollen eröffnen ´Love Never Dies´. Die epische Powerballade, abgehakt. Der Stampfer ´She Comes Alive´ beginnt mit Twin-Leads. ´Love Me´ rockt ebenfalls mehr als überzeugend. Mit ´The Passage´ folgt ein ruhiges Instrumental voller Wehmut und Trauer. Das stimmt auf den 8-minütigen Titelsong ein, der das Album abschließt. Mit diesem müssen sie sich nicht hinter ähnlich gelagerten Epen verstecken. Abwechslungsreich, symphonisch, fast proggig, so wird das Album beendet.
Auch wenn nicht in Erfahrung zu bringen ist, wo die Eisengärtner vor ihrem Debüt musikalisch beheimatet waren, man merkt ihnen dennoch ihre Erfahrung an. Die Songs sind stimmig und abwechslungsreich, keine Note ist zu viel. Und auch wenn der Härtner vielleicht das Ganze nicht hart genug findet, der Freund gepflegter, melodischer Classic Rock-Kost sollte ein Ohr riskieren. Fans von MAGNUM sowieso.
(7,5 Herzen)