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THE KENTISH SPIRES – Sprezzatura

~ 2019 (White Knight Records) – Stil: Prog / Jazz / Art / Rock ~


Ui. Mmmh. Äääh…was? Tja, sehr schwierig, euch eine lineare, nicht irreführende Beschreibung dieser überaus interessanten, zweiten Scheibe der KENTISH SPIRES zu liefern, die auch noch Sinn ergibt. Falls jemand die unkategorisierbaren THE ENID um BARCLAY JAMES HARVEST-Urgestein Robert John Godfrey kennt und liebt, wird’s essenziell. Das nur als ganz grober Anhaltspunkt, denn rein gesanglich bewegen wir uns in komplett anderen Gefilden und zum anderen sind THE KENTISH SPIRES ebenso unberechenbar und unlinear wie eben THE ENID. Nachdem sich Gitarrist Danny Chang und Bassist Phil Warren nach 30 Jahren – um viele verschiedene musikalische und stilistische Erfahrungen bereichert – erneut über den Weg gelaufen sind, beschloss man, Alben aufzunehmen, die alle Einflüsse beinhalten sollen, mit denen man aufgewachsen ist.

Nach Genuss der ´Girl From Ipanema´-/ ´Journey To The Center Of The Earth´-artigen Ouverture teile ich das Album mal auf in den jazzig-proggigen Instrumentalteil, um das tragende Saxofon als auch andere Blasinstrumente des Neuzugangs Chris Egan plus lustig-swingende Werkzeuge, und den hippiesk-folkigen Teil des Werkes, bei dem die divahafte Lucie Vox (auch Violine) ihre wahren stimmlichen Stärken auslebt. Die epische Doom-Folk-Weise ´A Sea Shanty´ mit Blockflöte und träumerischem Ende zwingt zur Überlegung, wie LORDIAN GUARD wohl auf dem Woodstock geklungen hätte. ´Don’t Shoot The Albatross´ swingt sich mit GENESIS- und ELOY-Sounds von Tastenmann Rik Loveridge durch die Gehörgänge. Als eine wahre Jahrhundertnummer erblüht ´Horsa From Beyond The Grave´ mit einer wunderschönen Traurigkeit und einer Steigerung des ausdrucksstarken, kräftigen Gesanges neben dem im Kontrast dazu stehenden positiven Thema.

Erschöpft ob dieser Gefühlspalette labe ich mich hernach mit einem erquickenden Schlückchen aus dem friedlichen ´Wishing Well´, welches mit grandiosem Backgroundgesang ganz einfach zum Träumen einlädt und schließlich fast meditativ mit Glöckchen und geblasener Finesse endet. Fast schon frech-aggressive Tendenzen erreicht Lucie, wenn sie von uns fordert `You Better Shut Your Mouth´, während ihre Begleiter musikalisch um den besonders knurrigen Bass alle Register ziehen. ´Never Tell On You´ schlägt als eingängigster Song sogar die Brücke von PAVLOVS DOG zu FLEETWOOD MAC, während nicht nur unsere Diva ´The Long Goodbye´ einen ROGER WATERS-Glanz verleiht.

Dieses kaum zu beschreibende Werk hat musikalisch das Zeug zu einem Klassiker – nicht zuletzt auch der Tatsache geschuldet, dass diese Bandkonstellation bereits nicht mehr existiert, da die Positionen Gesang und Schlagzeug bei Erscheinen dieses Reviews schon neu besetzt wurden. Den Stellenwert dieses Albums werden möglicherweise nur musikalisch breit aufgestellte Zeitgenossen wie zum Beispiel Mick Shark – mit oder ohne Pilze – nachvollziehen können, wenn er von mal Kaia abgestiegen ist – doch das ist eine andere Geschichte. Nur die Zukunft und der weitere künstlerische Weg der KENTISH SPIRES wird den wahren Wert von ´Sprezzatura´ zeigen.

(ohne Wertung, dafür mit größtmöglicher Liebe)

https://www.facebook.com/TheKentishSpires/
https://thekentishspires.bandcamp.com/

 

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