Livehaftig

HAUNT, SCREAMER, TANITH

~ 15.11.2019, MS Connexion Complex, Mannheim ~


Ein vielseitiges Metalpackage junger Metalbands arbeitete sich die Tage durch die deutschen Clubs. Alles coole Untergrundbands und alle mit einem eigenen Stil. Gewagte Kiste, aber für die Fans hat es funktioniert. Einzig der Umstand, dass HAUNT headlinen und nicht SCREAMER sorgte für Verwirrung, haben doch SCREAMER ein deutlich besseres Standing als die jungen Amis von HAUNT. Aber egal, letztendlich hat es für beide Seiten funktioniert.

TANITH sind ja gerade ein echtes Thema in der Untergrundszene und ihr Debüt `In Another Time` erfreut sich äußerst positiver Reaktionen. Das US-/UK-Doppel um ex-SATAN, ex-PARIAH, ex-BLIND FURY, ex-TYSONDOG Gitarrist Russ Tippins spielt einen recht kauzigen Metalstil, der gerade bei den langsameren Passagen an ASHBURY erinnert. Neben Tippins ist ganz klar Bassistin/Sängerin Cindy Maynard die weitere Person, die all die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Sechs Songs liefert die Truppe an diesem Abend, wobei gerade die schnellen Teile der manchmal verschachtelten Songs gefallen. Die Band ist allerdings ziemlich unaktiv auf der Bühne, einzig Charles Newton bewegt sich ab und an von seinem Platz weg. Man wirkt deutlich energischer als auf Platte, was die ganzen Songs doch etwas härter klingen läßt. `Elven Years`, `Under The Stars` oder das setschliessende `Citadel` sind sehr gefällig. Der Doppelgesang von Maynard/Tippins funktioniert gut, aber im Gesamtkonzept `Live` wirkt die Band eher in sich zurückgezogen, sehr introveriert. Einen guten Eindruck hat man dennoch hinterlassen.

SCREAMER sind da von einem ganz anderen Kaliber und zerlegen gleich mal die Bühne mit schnellen Songs, gutem Stageacting und einer coolen Songauswahl.

Mit ihrem neuen Album `Highway Of Heroes` hat man gerade gezeigt, dass man die Lethargie des Vorgängers abgeschüttelt hat und wieder gute Melodien mit schnittigen Riffs zu verbinden weiß.

Die Double-Twin-Gitarren machen enorm Dampf und Sänger Andreas Wikströmder gibt sich locker und liefert eine klasse Gesangsleistung ab. Seine Ansagen sind eher kurz und er versucht, die Leute mitzunehmen, was auch immer gelingt. Der Schwerpunkt des Gigs liegt logischerweise auf dem Material des neuen Albums und so fetzen Tracks wie `Out Of The Dark`, `Shadow Hunter` oder `Ride On` ruppig aus den Speakern. Unterhaltsamer Gig mit viel Bühnen-Action, starken Songs und einer Band, die weiß, was sie ihren Fans schuldig ist.

Der Ami-Vierer HAUNT muss sich nach dem überragenden Gig von SCREAMER mächtig anstrengen, um zumindest auf Augenhöhe mithalten zu können. Das große Plus der Amis ist ihr extrem aktives Stageacting. Musikalisch liefert man ja eher die Härtner Metalvariante im Vergleich zu SCREAMER, die deutlich mehr dem traditionellen zugeneigt sind. HAUNT sind so eine Art RAVEN der Neuzeit.

Die Songs kantig, straight und wild. Gängige Refrains finden sich weniger im HAUNT Sound. Der Gesang ist daher recht eindimensional und mit der Zeit doch recht monoton. Das macht die Truppe aus Kalifornien aber mit wilder Spiellust und feurigen Riffs wieder wett.

Es gibt sogar vom kommenden Album was Neues zu hören. Ansonsten hetzt man durch seinen Backkatalog, in Form von Songs wie `If  Icarus Could Fly`, `Defender`, `Crystal Ball`, `Wanderlust`, `Burst Into Flame` etc…  Dazwischen Drum- sowie Gitarrensolo. Old School. HAUNT sind live unterhaltsam, aber mit der Zeit wirkt das Material doch ziemlich gleichklingend und die eintönige Gesangsweise ist da nicht wirklich förderlich.

Alles in allem ein unterhaltsamer Abend von drei grundsätzlich unterschiedlichen Bands, jede mit ihrem eigenen Stil. Gewinner aus meiner Sicht: SCREAMER, mit ihrer stürmischen Art und dem griffigsten Songmaterial.

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