XYLOURIS WHITE – The Sisypheans

~ 2019 (Drag City) – Stil: Experimental Rock/Neo-Folk ~

Der Mythos von Sisyphos handelt von einem bösen König. Als König von Korinth förderte er Handel und Schiffbau, wurde jedoch von den Göttern für sein selbstverherrlichendes Verhalten bestraft. Sie verbannten ihn in die Unterwelt, wo er jeden Tag einen riesigen Felsblock auf einen ebenso riesigen Hügel hinaufrollen musste. Erreichte er schließlich die Spitze, so entglitt ihm dieser – und er musste wieder von vorne anfangen.

XYLOURIS WHITE beginnt auf ´The Sisypheans´ nun bereits zum vierten Mal und ist die seit 2013 bestehende, musikalische Zusammenarbeit des in Australien lebenden DIRTY THREE-Schlagzeugers Jim White sowie des Laouto-Spielers und Sängers George Xylouris aus Kreta. Das gesamte Album wird dabei nach wie vor von den beiden Hauptinstrumenten Schlagzeug und Laouto zusammengehalten, ist jedoch eine deutliche Abkehr vom weit schnelleren und rockigeren Stil der drei Vorgängeralben, die noch von blutrünstigen Balladen und völlig kontrastierenden, rasanten Songs gekennzeichnet waren.

Der Großteil von ´The Sisypheans´ hingegen ist fast ausnahmslos langsam und meditativ, und fühlt sich an, als würde er sich auf einen bestimmten Teil – das Land, das Meer – Griechenlands beziehen, um dafür eine entsprechende Atmosphäre zu erschaffen. Eine Art von Melancholie, die Sisyphos empfunden haben muss, wenn er da Tag für Tag den Stein vergebens auf den Hügel hinaufrollte.

Der balladeske Opener ´Tree Song´ etwa ist unglaublich zart und einfühlsam, getragen von Whites spärlichem Schlagzeugspiel, das für den Gesang von Xylouris den nötigen Raum lässt und ihn somit zum Mittelpunkt macht. In dieser Stimmung setzt sich das Album schließlich auch fort, und erst bei fortgeschrittenem Aufstieg erklingen dann auch die zu erwartenden hämmernden Trommeln.

Minimalistisch. Repetitiv. Getränkt in tiefschürfender Melancholie. ´The Sisypheans´ fühlt sich an wie ein Album, das als Ergebnis seiner Zeit auf der Straße entstanden ist und bei dem Xylouris und White erstmals in völliger Harmonie zueinander fanden. Auch so kann man einen Stein ins Rollen bringen.

(7,5 Punkte)