GANDALF’S FIST – The Clockwork Prologue
~ 2019 (Independent) – Stil: Progressive Rock ~
Setzten GANDALF’S FIST bereits 2016 mit dem über drei Scheiben ausgedehnten Konzeptwerk ´The Clockwork Fable´ auf 197 Minuten gewisse Maßstäbe im Progressive Rock, kann das britische Kollektiv mit dem Nachfolger ´The Clockwork Prologue´ den Anspruch nochmals ausbauen. Gute 97 Minuten verteilen sich über zwei Silberlinge oder wahlweise zwei Vinyl-Scheiben. Selbst ohne die konzeptbedingten Sprachszenen der Zwischenstücke verbleiben 70 Minuten allerfeinster Klänge, die jeder Musikliebhaber 2019 gehört haben muss.
Die Stammbesetzung des Künstlerkollektivs ist unverändert. Dean Marsh (Gitarre, Keyboards, Gesang), Christopher Ewen (Bass), Stefan Hepe (Drums) und Luke Severn (Tubular Bells, Flöte) bilden den Grundstock, der diesmal durch Ben Bell (Keyboards, PATCHWORK CACOPHONY) und Sängerin Keri Farish erweitert wurde. Hinzu gesellen sich für die gesprochenen Episoden fast ein Dutzend Akteure. Und so führt die von Dean Marsh konzipierte „Clockwork“-Saga abermals in die Tunnel und Höhlen der Stadt Cogtopolis. Musikalisch ist es hingegen keine Berg- und Talfahrt, sondern ein endlicher Höhenflug.
Eine Akustikgitarre eröffnet das Abenteuer. Der Gesang ist wunderbar anschmiegsam und gefühlvoll und die Gitarre zeigt sich episch und GANDALF’S FIST im Stile des US Prog Rock (´Wardens´). Zu einer geisterhaften Stimmung, mit einem Folk-Touch, singt Keri Farish auf (´Solar Huntress´). Aufgrund des Geigen-Einsatzes erhöht sich alsbald nochmals der Folk-Anteil (´Supplies For The Festivities´), doch die Brillanz ist immerzu präsent. Ein Höhepunkt folgt auf den nächsten, ehe ein psychedelisch angehauchtes Epic den ersten Akt beendet und dabei erstmals einen härteren Ansatz, etwas PINK FLOYD sowie eine Siebzigerjahre-Orgel ins Spiel bringt (´Blackening´).
In einer sphärischen Atmosphäre setzt der Gesang im zweiten Akt ein und entwickelt geradezu einen Hymnus (´The Pieces Of Our Time´). Die stärkste Gesangsleistung von Keri Farish erzeugt hernach Gänsehaut (´The Clokkemaker´). Voller Inbrunst, wie in den großen musikalischen Sternstunden gesungen, spielt sich die aus dem Neo Prog entsprungene Kompositionen über zwölf Minuten in einen Rausch. Sodann wird der zu Beginn des Werkes beschrittene, musikalische Weg nochmals entdeckt und führt in den Dunstkreis von PINK FLOYD und ELOY (´The Waxwork Downs´). Kurz vor dem Finale wandelt die Gruppe etwas in der Umgebung von AYREON, überrascht jedoch gleichwohl mit dem härtesten Song der Doppel-Scheibe (´Leader Of Men´). Den Ausklang versüßen die fünfzehn Minuten eines neuerlichen Opus (´The Lamplighter (Overture)´), das gesanglich den Schönheiten einer LANA LANE gleichkommt und von einem bleibenden Chorgesang gekrönt wird.
´The Clockwork Fable´ übertrifft sehr viele Werke, an denen sich die Konkurrenz in konzeptioneller Hinsicht oder als Rock Oper getarnt, in den letzten Jahren versucht hat. Das Konzeptwerk des Jahres innerhalb des Progressive Rock-Genres stammt schlichtweg von GANDALF’S FIST.
(9 Punkte)
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