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AGNOSTIC FRONT – Get Loud!

~ 2019 (Nuclear Blast Records) – Stil: Crossover/Hardcore ~


Als wir anfingen, waren wir eine der ersten Bands, die einem Stil den Weg bahnten, den sie heute Crossover nennen – was nichts anderes bedeutet als Metal und Hardcore-Punk zu verbinden. Aber was man verstehen muss ist, dass es sehr einfach ist, diese beiden Stile zu verbinden. Denn musikalisch sind sie beide sehr hart und aggressiv. Nur mit den Texten einiger Metalbands konnte ich nie etwas anfangen.“ Wer sich angesichts dieser Worte von AGNOSTIC FRONT-Sänger Roger Miret auf den Schlips getreten fühlt, etwa als vermeintlich intellektueller oder gar arroganter Metal-Head, der möge nun bitte aus dieser Rezension aussteigen.

Ach, doch dabeigeblieben. Danke. Diese Band, diese, neben den CRO-MAGS, härtesten Hunde der ersten New Yorker Hardcore-Riege: Sie haben Aufmerksamkeit verdient. Für diese Band, die ihren Ruf durch Ehrlichkeit untermauert und ihre soziale Botschaft seit Jahrzehnten mit Nachdruck und „Fuck-You!“-Attitüde durch die Clubs trägt, ist ´Get Loud!´ vielleicht das letzte Album. Sänger und Ikone Roger Miret soll gesundheitlich angeschlagen sein, der einzig verbliebene Ur-Mitstreiter, Vinnie Stigma an der Gitarre, ist sichtlich vom Straßenköter-Dasein gezeichnet, zählt zudem fast 65 Lenze. Und so erscheint vieles auf Album Nr. 12, ´Get Loud!´, wie ein schöner Abschied. Wer hier tiefer eintauchen will, bitte ´I Remember´ anhören – Mirets Lyrics sagen zur aktuellen Lage eigentlich alles.

Fight the good Fight!

Obwohl sich das sozialpolitische Klima seit dem Release ihrer ´United Blood´-Debüt-EP von 1983 stark verändert hat, sind die Gegner die gleichen: Regierung, Korruption & Co. Dabei lernen alte Hunde selten neue Tricks, aber ihre alten beherrschen sie aus dem Effeff. Thrash, Punk, Oi! und Hardcore – alles sauber arrangiert entlang der 14 Songs. Pitbull-Shouts von Miret, Chöre der Band, fette Riffs. Business as usual. Klar hervorzuheben, einer der besten Schlagzeuger des Genres: Pokey Mo. Der Schlichtheit der Saiteninstrumente setzt er vertracktere Twists’n‘Turns entgegen – stets songdienlich, immer satt im Groove sitzend. Klares Alleinstellungsmerkmal.

Was zeichnet ´Get Loud!´ noch aus? AGNOSTIC FRONT sind längst keine Kellerband mehr. Sie leben verstreut über die Vereinigten Staaten und arbeiten pragmatisch. Ideen, Lyrics und Riffs werden digital zwischen den Musikern ausgetauscht. Gleichwohl: Sobald solide Song-Gerüste da sind, trifft man sich. Gerade die Aufnahmen profitierten davon, dass man wie in der 1980ern auf engstem Raum an Songs feilte. Auch 2019 knallten Türen, Stigma rastete oft aus. Miret wollte hinschmeißen. Nach all dem Blut, Schweiß und Tränen steht aber ´Get Loud!´ nun solide da – Crossover der alten Schule. Übrigens, ´Get Loud!´ erinnert nicht zufällig in Cover und musikalischer Gestaltung an den Band-Klassiker ´Cause For Alarm´ von 1986, auf den sich als Einflussgeber gestandene Größen wie METALLICA und MACHINE HEAD berufen.

Wenn’s wirklich AGNOSTIC FRONTs letzter Erguss war, dann ein würdiger. Die Produktion von ´Get Loud!´ hat Miret selbst übernommen, während der treue Freund Paul Miner (Ex-DEATH BY STEREO) in seinen Buzz Bomb-Studios für Tracking, Mixing und die Aufnahmen verantwortete. Wichtig war ihm, dass reale Emotionen eingefangen werden, live und ohne Filter. Das haben Band und Produzent erreicht.

Im Ergebnis können sich insbesondere Fans und Wegbegleiter dankbar zeigen.

(8 Punkte)

 


(VÖ: 08.11.2019)

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