SUNN O))) – Pyroclasts
~ 2019 (Southern Lord) – Stil: Drone ~
Gute sechs Monate nach ´Life Metal´ öffnen sich – wie versprochen – die Tore für ´Pryoclasts´. SUNN O))) lassen jedoch mit diesen beiden, gleichzeitig aufgenommenen Werken keine eineiigen Zwillingsalben ans Tageslicht. Trotz derselben Besetzung und Konstellation im Studio von und mit Steve Albini haben Stephen O’Malley und Greg Anderson ein anders klingendes Pendant erschaffen. Während ´Life Metal´ für Aufbruch und Wiedergeburt stand, die Wolken und den Nebel zur Seite schob, um echten Hoffnungsschimmer auf der Suche nach Erlösung erkennen zu lassen, ist ´Pryoclasts´ die Mediation in Einsamkeit und Dunkelheit. Kein Ausblick und keine Aussicht auf Veränderung, der Schmerz ruht im Minimaltonkosmos für alle Zeit – die ewige Dronung.
´Frost´ ist zu Beginn eine einzige elfminütige Nachdenklichkeit, ein Vibrieren und Umherschwirren in einem Raum ohne einen beliebigen Äon, in kaum verändertem Tongehabe. Ruhige und wahrlich geruhsame Verzerrungen, basierend auf dem Grundton C. Dass alle vier Kompositionen, die für ´Pryoclasts´ ausgewählt wurden, ungefähr über dieselbe Distanz laufen, liegt am Aufnahmeprozess im Juli 2018 in Chicago. Die täglichen Sessions, morgens und abends, wurden schlichtweg nach den entsprechenden Minuten beendet und von Steve Albini auf einem 2inch-Tape noch im echten “Reel-to-reel-Audio-Tape”-Verfahren aufgenommen. Das Mastering übernahm Matt Colton im Metropolis in London. Die Vinyl-Version wird somit abermals ein AAA-Produkt sein, vom Beginn bis zum Ende alles analog. Das Coverartwork füllen erneut vier Bilder der Künstlerin Samantha Keely Smith aus.
´Kingdoms´ zeigt bereits ein Suchen, eine fordernde Begutachtung der einzuschlagenden Richtung. Feinheiten treten zutage, doch die schiere Mächtigkeit ist längst nicht spürbar. Das Brummen hat im Grundton G längst nicht seinen Höhepunkt erklommen. Das mächtige Schleifen zu einem E scheint ´Ampliphædies´ zumindest anzureißen, Vibrierung und Verzerrung begeben sich leichtfüßig zum Quietscheportal der Distortion. Tim Midyett (SILKWORM) und Hildur Guðnadóttir (MÙM, THE KNIFE) sowie T.O.S. Nieuwenhuizen sind beständig involviert, ohne in nennenswerter Form ins Rampenlicht zu treten. Die Lieder von ´Pryoclasts´ sind tatsächlich keine Kompositionen im herkömmlichen Sinne, sondern in der Tat echte Improvisationen. Töne, die aus dem Nichts kommen und zu diesem in buddhistischer Art und Weise wieder zurückkehren. Wer A sagt muss auch B sagen. wer “Om” ruft, kann dies 44 Minuten lang. Denn erst nach weiteren elf Minuten schickt uns ´Ascension´ im A-Ton aus der schmerzvollen Finsternis in die Realität zurück.
“Om”.
(8 Punkte)