FURY – Mechanical Regimes
~ 2019 (Lost Realm Records) – Stil: US Metal ~
FURY waren eine dieser Formationen, die schlichtweg zu spät in der Szene auftauchten. Ein typisches Schicksal einer Gruppe, denen die musikalische Umgebung der Neunzigerjahre nicht gut bekommen ist. Die 1990 in DeWitt, Michigan, gegründete US Metal-Band war bis 1996, am Ende unter dem Namen THE ANVIL CHORUS aktiv. Als Nachlass haben uns die Herrschaften sechs Songs als FURY und fünf Songs unter dem Banner THE ANVIL CHORUS hinterlassen. Beides waren Demo-Produktionen, die noch auf Kassette herausgebracht wurden. Dementsprechend klingt auch der remasterterte Sound weiterhin nach einer röhrenden Demo-Produktion jener Tage.
Anfangs probten FURY, bestehend aus – Sänger Voltaire Andrews, Gitarrist Curtis Sorell und Bassist Matt Dexter – sieben Tage die Woche. Die FURY-EP wurde in Napoleon, Ohio, aufgenommen und 1993 veröffentlicht. Ende des Jahres zogen sie geschlossen nach Phoenix um und eröffneten dort live für ihre Helden FATES WARNING, DREAM THEATER, MEGADETH und viele mehr. 1995 wurde nicht nur der Name gewechselt, sondern Mat Hammond kam als neuer Bassist und Ken Olive als Keyboard-Player in die Band. Nach dem Ende von THE ANVIL CHORUS starteten drei der Jungs SIN THEOREM, aber das ist eine andere Geschichte. Zu Zeiten von FURY und THE ANVIL CHORUS war der Einfluss von FATES WARNING, YNGWIE MALMSTEEN etwas, der von DREAM THEATER, MEGADETH, PANTERA, STEVE VAI und KANSAS noch weniger herauszuhören.
Auf “Lost Realm Records” erscheint das Vermächtnis der Kapellen FURY und THE ANVIL CHORUS auf einer CD, inklusive Booklet mit Fotos und den Lyrics der FURY-Songs. Diese Veröffentlichung sollten ein jeder in seine Sammlung stellen, der ein Faible für all die Formationen besitzt, die im Nachgang zum Auftauchen von FATES WARNING und QUEENSRYCHE die Neunzigerjahre versüßten.
Die FURY-Jahre besaßen noch einen härteren Einschlag, da Songs wie ´Juxtaposition´ oder ´Send Me Your God´ fast schon melodischen Thrash darstellen. Leider kommen in der Produktion die Feinheiten zwischen Lead- und Backgroundgesang zum Teil nicht klar zur Geltung. Richtig in Wallung gerät die angesprochene Zielgruppe bei ´Mechanical Regime´ oder ´Questions Of Fate´, einer traditionell akustisch gehaltenen Emotionsballade. Mit ´Crush´ treffen FURY zielgenau in 90s-Modernität zwischen die Hörner, wobei die Gitarren tatsächlich leicht in der Tradition von MYSTIC FORCE riffen.
Dass Sänger Voltaire Andrews den glasklaren, melodischen US Metal-Gesang beherrscht, bewies er mit FURY. Bei THE ANVIL CHORUS stehen ihm seine Bandkollegen im Chorgesang mehr zur Seite. Daher klingt ´When I Sleep´ gesanglich bereits nach EXTREME und MR. BIG, was beileibe nicht zu Ungunsten der Formation ausfällt. Leichte Keyboard-Fläche gesellen sich im Hintergrund dazu. ´Infatuation´ ist von derselben Sorte Songs. In der Summe hatten sich THE ANVIL CHORUS der melodischen, dezent progressiven, im Vergleich zu FURY selbstredend ruhigeren Seite des US Metal zugewandt.
(7,5 Punkte)