Livehaftig

PSYCHOTIC WALTZ, GHOST SHIP OCTAVIUS

~ 06.10.2019, MS Connexion Complex, Mannheim ~


Ein regnerischer Herbstsonntagabend lädt ja geradezu ein, ein Konzert zu besuchen, und wieso dann nicht mal wieder zu den Helden des Progressive Metal gehen? Eine neue Platte, von der sogar schon bei der letzten Europatour 2017 (siehe unsere damaligen Reviews aus Frankfurt und München) neue Songs gespielt wurden, ist zwar immer noch nicht erschienen, aber es gibt ja schließlich genug Klassiker der Kalifornier, an denen man sich niemals satt hören kann. Und an den Gerüchten vom ProgPower Europe, wo sie am Tag zuvor auftraten, dass der Gig heute wegen Stimmproblemen von Frontmann Buddy/Devon ausfallen soll, ist wohl nichts dran. Also, auf nach Monnem! Bin eh schon spät dran…

 

 

Die Halle ist schon ganz gut gefüllt, als ich nach der Hälfte des Sets der Supportband ankomme. Aber was ist denn bitte das? Prog Rock mit Corpsepaint? Hab ich die Location verwechselt?

Nein, GHOST SHIP OCTAVIUS sind ihrem Image nach tatsächlich Untote, kommen aus Seattle und spielen einen extrem melodisch-verspielten Prog Rock mit epischem Power Metal-Einschlag, der einigen Fans ganz offen sichtlich sehr gut gefällt, die ersten Reihen sind dicht gefüllt. Der Rest des Publikums weiter hinten wiegt ebenfalls wohlwollend die Häupter, aber wer mich kennt, weiß dass ich da trotz NEVERMOREs Van Williams an den Drums eher nichts mit anfangen kann, trotz einem sehr ausgewogenen und vollen Sound.

 

 

Zu PSYCHOTIC WALTZ passen sie jedoch schon, auf jeden Fall gibt es genügend Schnittmengen, um gemeinsames Publikum anzuziehen. Und sie werden am Ende auch mit sehr viel Applaus belohnt, die weissgesichtigen Frickelgeister. Trotzdem ist klar, weswegen der Großteil des Publikums hier ist, und noch schnell die Pause nutzt, um isotonisch gestärkt zu sein für WALTZ!

 

 

Nun also die Nagel-, äh, Stimmbandprobe – denn ohne stimmigen Gesang ist ein PSYCHOTIC WALTZ Gig einfach nur halb so gut. Devon weiß das, und macht nach dem Einstieg mit einem neuen Song namens ´Pull The String´ gleich mal Witzchen darüber, ob wir America’s Got Talent kennen würden? Denn leider klingt er heute tatsächlich eher wie ein Kandidat, der den Beeper ganz sicher nicht hören wird nach seiner Darbietung. Vom goldenen mal gar nicht zu sprechen… Und auch der restliche Sound ist alles andere als ausgewogen, was bei Progressive Metal den Konzertgenuss besonders trübt. Natürlich ist Norman Leggio eine Drumlegende, aber das würde man auch etwas weniger dominant herausgemischt hören können.

 

 

Die Fans sind trotzdem jedes Mal begeistert, sobald sie einen Songanfang erkennen, und geben auch entsprechend Applaus. Selbstredend, dass heute hier eher die Generation Ü40 vertreten ist, gibt es PW doch auch schon seit 1988, aber auch diese älteren Herrschaften lassen sich nicht lumpen beim Jubeln und Klatschen. Und hätten der Band sicherlich den Merchtisch leergekauft, hätte es überhaupt Merch gegeben. Pech des letzten Tourabends…

 

 

Aber was nicht ist, kann ja noch werden, und tatsächlich erklingen beim ineinander übergehenden Klassikerteil ´A Psychotic Waltz/Only In A Dream´ und direkt daran anschließend ´Haze One/Mosquito/Ashes´ auf einmal sowohl Gesang wie auch Bandsound in deutlich gefälligerer Art, was die Stimmung natürlich nochmals anhebt. Für die europäischen Fans legt man natürlich mit allein sieben Songs den Schwerpunkt auf das hier sehr erfolgreiche Debüt ´A Social Grace´.

 

 

Mit ´Back To Black´  hat man am Ende sogar noch ein sehr heißes Eisen von der kommenden LP im Feuer, das begeistert aufgenommen wird. Devon kündigt sie für 2020 an, wir haben zwar schon viele derartige Ankündigungen gehört, doch er versichert, die Aufnahmen seien bereits auf dem Weg zu Jens Borggren – ganz sicher nicht die schlechteste Wahl für die Musik von PSYCHOTIC WALTZ.

Wer sie also auch 2017 schon gesehen hat, kennt nun drei Songs dieses Albums (damals wurde ´While The Spiders Spin´ zum besten gegeben) und weiß – es lohnt weiterhin, sich darauf zu freuen! Und mit einem recht gelungenen BLACK SABBATH-Cover entlassen sie uns schließlich in die regnerische Nacht. See you soon!

 

 

Setlist PSYCHOTIC WALTZ:

 

Intro – Sleeping Dogs
Pull the String (neuer Song)
Morbid
Halo of Thorns
Northern Lights
A Psychotic Waltz/Only in a Dream
Haze One/Mosquito/Ashes
Locust
Into the Everflow
I Remember
…And the Devil Cried
I of the Storm
Back to Black (neuer Song)
Nothing
Zugabe: Children of the Grave

 


Text: U.Violet, Pics: Mario Lang

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