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TOXIKULL – Cursed And Punished

~ 2019 (Metal on Metal Records) – Stil: Heavy Power Metal ~


Das ist doch mal ein Titel, halleluja, gleichsam ein sehr direkter Bandname. Ich hab erst an Thrashmetal gedacht, schön mit Ed Repka-Cover, aber die Portugiesen, von denen ich vor diesem Album noch nichts vernommen habe, spielen in einer anderen Liga. Heavy bis Power Metal, kraftvoll, treibend, mit furiosen Melodien und einer gewissen aggressiven Grundstimmung wird geboten. Texte und Image triefen vor Klischees, aber genau darum geht es beim Heavy Metal auch. Das Gesamtbild muss stimmen und das tut es.

Der Hauptgesang ist ein wütendes, schrilles, manchmal quiekiges Geschrei, charismatisch und kraftvoll. Manchmal werden auch geile Gesangslinien herausgehauen mit relativ klarer Stimme sogar. Aber das sind eher Brücken und Übergänge, hauptsächlich kreischt und schreit der gute Mann, was hervorragend zum flotten Powermetalsound der Band passt.

1983 bis 1987, irgendwo in dem Zeitraum würde ich die Band verorten, wenn ich es nicht besser wüsste. Und TOXIKULL haben wirklich die gesamte Ära in sich aufgesogen. Ihr Stil ist bekannt, sehr lange schon. Ich kann nicht sagen, ob das komplett Eurometal oder US Metal ist, irgendwie vermengen sie die typischen Momente beider Seiten des Atlantischen Ozeans und schmieden daraus Hymnen echten Stahls. Tolle Leadgitarren, Soli voller Leidenschaft, inbrünstige Vocals und packende Strukturen, respektive Melodien sind ihr Ding. Die Songs fressen sich dadurch auch rasch in die Seele des Headbangers. Wer ständig auf der Suche nach dem neuen, dem ultimativen Kick ist, möge bitte weiterziehen. TOXIKULL spielen Heavy Metal für die Fans dieser Musik und nur für ihre Fans, ohne Kompromisse. Manch ein Lauf klingt wohl vertraut, viele Harmonien lassen sich augenblicklich mitsingen. Man ist als Freund von echtem, unverfälschtem Heavy Metal daheim angekommen. Spielerisch sind die Portugiesen wirklich ganz oben. Die Kompositionen stimmen auch. Jede Passage ist so lang, wie es dem Song an sich gut bekommt. Es geht auch um die Ecke, es werden auch ruhigere Abschnitte eingeflochten, das Tempo wird rausgenommen, majestätische Leadgitarren jubilieren. Das alles ist dem Hörer nun entweder genehm, wenn er komplett darin aufgeht, oder es jagt ihn davon, wenn die überbordende Klischeehaftigkeit dieses True Metal Ensembles ihn überwältigt.

Aber TOXIKULL kommt es nicht auf die ganz große, herausfordernde Kunst an. Ihnen liegen herzliche, liebevoll zelebrierte Songs mehr, mit denen sie den Spirit einer musikalisch sehr geilen Zeit perfekt einfangen. Ich könnte mit diversen großen Namen um mich werfen, aber das würde die Leistung der Band schmälern. Dieses Album ist fürwahr urklassisch für seinen Bereich und genau dieser Aspekt gibt den Musikern die Möglichkeit, sich innerhalb klar gesteckter Grenzen komplett auszutoben, sich fallen zu lassen und befreit drauflos zu spielen. Wer nicht jede dahergelaufene Heavy Metal CD kaufen muss, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Stil, Sound und Spirit stimmen, die Songs sind schmissig und packen Dich von Anfang an. Gerade der aggressive, lustvolle Gesang durchdringt und elektrisiert Dich als Hörer. Und die Songs bleiben trotz ihrer Eingängigkeit noch länger haften. Du willst ob ihrer schieren Intensität nicht selten durch die Wände Deiner Behausung brechen und den Deutschrap, Tekkno oder Jammerlappensingersongwriterpop goutierenden Nachbarn mit Axt und Posermesser slaughtern, aber das bleibt allein eine Fantasie, denn das stete Headbangen und wilde Umhertanzen zu TOXIKULL gleichen Deinen Energiehaushalt wieder aus.

Irgendwie gefällt mir von all den Hymnen das sehr geradlinige, melodiearme, dafür aber umso wuchtigere ´Speed Blood Metal´ am besten. Klassische Riffs, böse grollende Vocals, die trotzdem Heavy Metal bleiben und eine auf schnurgeraden Rhythmen basierende, wiederum mit geilen Melodien um sich schießende Mittelpassage, die in einem eruptiven Solo mündet und dann wieder in den brutalen Refrain hineinfließt, sind Garant für einen echten Hit. In die Details brauche ich nicht gehen, denn die Songs sind sehr massiv, direkt und meist schnörkellos. Der Klang ist ausgewogen und lebendig, lässt allen Instrumenten Luft zum Atmen und generiert dennoch eine große physische Kraft.

Nicht dreckig, aber heavy, so lautet die Devise der Südwesteuropäer. Ich kann mir die Band sehr gut als echte Bühnenstürmer und Rampensäue vorstellen, die Clubs, Bars und auch ganze Hallen und entsprechende Heavy Metal-Festivals in Schutt und Asche legen. Für den Mainstreamer mit einer dezenten Heavy Metal Neigung mögen weiterhin HAMMERFALL das A und O sein. TOXIKULL kann keiner von denen richtig aussprechen, sie fesseln zu sehr Deine Aufmerksamkeit, als dass Du sie beiläufig konsumieren könntest und sie sind für echten, klassischen Heavy Metal schon etwas extrem. Genau diese ganzen Aspekte machen ein rundum perfektes Heavy Metal-Album aus, welches 1985 sicher mehr als nur die eingefleischten Ultras hätte begeistern können. Aber 2019 ist eben viel drum herum in Gange, zuviel blitzblanker, geleckt sauberer Mainstreammetal, der den Sinn der Musik und Bewegung ad absurdum führt. Danke für TOXIKULL, dass sie meinen Glauben retten und mich zudem mit Vollkommenheit unterhalten.

(9 Punkte)

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