HEAVY METAL MANIACS FESTIVAL
~ 20. & 21. September 2019, Amstelveen, Holland ~
Die 1997 gegründeten ´Heavy Metal Maniacs´ laden zur 20. Ausgabe ihres Festivals ein und ein paar Liebhaber klassischen Heavy Metals machen sich zum wiederholten Mal aus Deutschland auf den Weg nach Amstelveen, einem Vorort von Amsterdam, wo das Festival seit 2012 im P60 stattfindet. Das P60 befindet sich genau im Herzen der knapp 90.000 Einwohner zählenden Gemeinde, die im Westen an das Gelände des Flughafens Schiphol grenzt. Die Konzerthalle des (Pop Podium) P60 befindet sich im 2. Stock eines direkt am Hauptplatz von Amstelveen befindlichen Gebäudes. Der Platz ist von lauter Geschäften, Kaffees und Restaurants umgeben, womit in ausreichendem Maße für das leibliche Wohl gesorgt ist und auch der zentrale Busbahnhof liegt direkt daneben, wodurch auch eine perfekte Anbindung an die umgebenden Orte, bis hin nach Amsterdam, gegeben ist. Die Konzerthalle verfügt über eine große Bühne, auf die von allen Punkten aus ein unbeeinträchtigter Blick möglich ist. Die Halle ist sauber, klimatisiert und mit moderner Licht- und Tontechnik versehen. Um es nicht bei jeder Band wiederholen zu müssen kann ich an dieser Stelle schon Mal vorweg schicken, dass der Sound bei allen Bands an beiden Tagen nahezu perfekt ist.
Nach einem gemeinsamen Mahl mit den Maniacs, welches wir an diesem sonnigen und warmen Tag im Außenbereich eines Restaurants zu uns nehmen, schlendern wir ein paar Schritte zur Halle, um pünktlich zum Auftakt des Festivals vor der Bühne zu stehen.
Gleich die erste Band am Freitag ist mir bis dato unbekannt, was auch nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass sie ihr einziges Album vor 34 Jahren veröffentlicht haben. Nach zwei Jahren als DEEP THROAT benannten sich die Belgier in SCAVENGER um, brachten die angesprochene Scheibe 1985 heraus und lösten sich im folgenden Jahr bereits wieder auf. Im letzten Jahr reformierte sich dann die Band aber wieder, obwohl dem Alter der Musiker auf der Bühne nach zu schließen nur noch der Schlagzeuger Luc Ebinger aus der Originalformation stammen kann. Aushängeschild der Band ist aber die junge Sängerin Tine Cabellaut, die der Band durch ihre Stimme einen neuen Stempel aufdrückt, welcher sich signifikant von jenem unterscheidet, den der im Januar diesen Jahres verstorbene Originalsänger Jan Boeken der Band verliehen hatte. (In der Zwischenzeit habe ich mir die ´Battlefields´ selbstverständlich angehört.)
Natürlich kommen einem bei der Erwähnung einer belgischen Band gleich Veröffentlichungen auf “Mausoleum Records” und Bands wie OSTROGOTH und ACID in den Sinn. Und genau das ist es auch, was SCAVENGER knapp 40 Minuten lang bieten, nämlich feinen klassischen Heavy Metal. Dabei verfügt die Band mit Tine Cabellaut über ein Energiebündel am Mikro, das nicht nur aufgrund ihrer Körpergröße an Kate de Lombaert erinnert, sondern ihrem eigenen Bekunden nach Kate als Freundin und Vorbild hat. Es macht wirklich Spaß, Tine zuzuhören (und zuzuschauen) und ich freue mich bereits jetzt darauf, SCAVENGER auf dem “Metal Assault” im Februar nächsten Jahres in Würzburg wiederzusehen.
Bei den Holländern OVERRULED geht es mir ähnlich wie mit SCAVENGER, obwohl die Band dann doch um einiges jünger ist. Allerdings kann man bei der Menge an bisher erfolgten Veröffentlichungen Parallelen ziehen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2012 gab es 2013 eine EP und es dauerte dann fünf weitere Jahre, bis mit ´Hybris´ im letzten Jahr endlich ihr erster Longplayer auf dem italienischen Label “Punishment 18 Records” erschien, welches bereits vielen jungen Kapellen der härteren Gangart ein Heim geboten hat. Die Meinungen über OVERRULED gehen in meinem Freundeskreis auseinander. Während die einen von der Band recht begeistert sind, stempeln andere sie als Lieferanten von Durchschnittsthrash ab.
Keine Ahnung, ob ich einfach nur besonders gut drauf bin, aber auch OVERRULED schaffen es, mich auf Anhieb zu überzeugen. Die Band geht druckvoll zur Sache und hat sichtlich Spaß am Auftritt, was auch daran zu erkennen ist, dass sie während des Gigs die Bühne in den Zuschauerraum hinein erweitern und eifrig ablaufen. Aber auch die Zuschauer erfreuen sich an der Band, in welcher die Leadgitarre ein melodisches Hochgeschwindigkeitssolo nach dem anderen liefert und die cleane Stimme des Sängers derart perfekt zur Musik harmoniert, dass ich mich bei mehr als einem Stück bei der Frage ertappe, was das eigentlich noch mit Thrash zu tun hat, denn mir waren OVERRULED als Thrashkapelle avisiert worden. Meiner Ansicht nach handelt es sich schlichtweg um melodischen Heavy/Speed Metal und dass der Basser ein Shirt der spanischen HITTEN trägt, passt somit hervorragend ins Bild. Insgesamt liefert auch die zweite Band an diesem Abend einen sehr zufriedenstellenden Auftritt ab und da die Scheibe auch auf Vinyl erschienen ist, werde ich wohl nicht widerstehen können.
Mit GLACIER kommt anschließend eine Band auf die Bühne, zu der ich den interessierten Lesern dieses Berichtes wahrscheinlich nicht viel erzählen muss. Da mit Sänger Michael Podrybau nur noch ein Originalmitglied am Start war, trat die Band beim Jubiläums-KIT 2017 als DEVIL IN DISGUISE (A tribute to GLACIER) auf. Mit dem Segen der verblieben Gründungsmitglieder (Gitarrist Sam T. Easley verstarb 2016) hat sie aber mittlerweile die Scheu abgelegt und nennt sich seit Anfang letzten Jahres wieder GLACIER, womit man nun endlich auch offizielle Bandshirts mit dem Cover der 85er EP gleichen Namens erwerben kann, was ich natürlich auch gleich getan habe. Bis auf zwei weitere Demos von 1984 und 1988 hatte diese bereits 1979 in Portland gegründete Band aber auch keinen weiteren musikalischen Output mehr zu bieten.
Nach ihrer Auflösung im Jahre 1990 ist es den Griechen von “Cult Metal Classics”, die 2016/2017 diese EP als CD und Vinyl wiederveröffentlichten, zu verdanken, dass GLACIER, zumindest im Heavy Metal-Underground, wieder in aller Munde sind. Natürlich werden alle fünf Songs der EP dargeboten und das herrliche Gitarrensolo bei Vendetta lässt bei mir wieder mal Gänsehaut aufkommen. Aber da man damit kein abendfüllendes Programm zustande bekommt, werden unter anderem auch noch das bisher unveröffentlichten ´Living The Wip´ und mit ´Sense Of Time´ ein Instrumentalstück dargeboten. Großartige Kompositionen sind zeitlos und somit war dieser Auftritt neben einer nostalgischen Zeitreise in die goldene Ära des US-Power Metal, auch eine erinnerungswürdige Darbietung aus dem Jahr 2019.
Für einige sind sie eine Coverband, für andere wiederum die einzig wahren SAXON. Nun ja, die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo dazwischen. Mit Steve Dawson und Graham Oliver verfügen OLIVER/DAWSON SAXON immerhin über zwei Gründungsmitglieder von SAXON in ihren Reihen, die bereits bei deren Vorgängerband SON OF A BITCH aktiv waren. Aber auch wenn Bri Shaughnessy, der mit seinem Shirt für “seine” NWoBHM-Band SEVENTH SON Reklame macht, über eine wirklich sehr gute Stimme verfügt, so gehört für mich die Stimme von Biff Byford zu SAXON, der ja ebenfalls bereits ab 1977 bei SON OF A BITCH am Mikro stand.
Nichtsdestotrotz machen Klassiker wie ´Crusader´, ´Dallas 1 PM´, ´747 (Strangers In The Night)´,´ Denim And Leather´, ´Princess Of The Night´, ´Motorcycle Man´ und ´Wheels Of Steel´ live immer Spaß. Auch wenn die Hitdichte bei SAXON natürlich mittlerweile nicht so hoch ist, so bekommt man einen Großteil dieser Stücke aber immer noch bei deren Konzerten dargeboten. Anders sieht es aber bei solchen Songs wie ´Frozen Rainbow´ vom 79er Debüt oder ´Hungry Years´ von der 80er ´Strong Arm Of The Law´ aus. Es ist somit ein vergnüglicher und kurzweiliger Auftritt und ich finde, dass beide Bands unabhängig voneinander eine Daseinsberechtigung haben, zumal OLIVER/DAWSON SAXON auch über eigenes Songmaterial verfügt. Fazit: Den anwesenden Zuschauern (und mir) macht es sichtlich Spaß.
Nicht lange nachdem die letzten Klänge verhallt sind, machen wir uns auch schon auf den Weg zu unserer Unterkunft, wo wir zusammen mit einer Handvoll Maniacs und bei ein paar Bieren und Whiskies, den ersten gelungenen Festivaltag Revue passieren lassen und uns noch lange über Vergangenes und Zukünftiges im Metaluniversum austauschen.
Der zweite Festivaltag startet dann mit der Band, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut habe. Keine Ahnung, warum die bereits 2008 in San Francisco gegründeten SPACE VACATION so früh auf dem Billing stehen, denn um unerfahrenen Neulinge handelt es sich nun wahrlich nicht. Vier hervorragende Alben haben sie bereits zwischen 2009 und 2017 herausgebracht, wovon das Debüt immer noch seiner Veröffentlichung auf Vinyl harrt. Mit dem Gitarristen Kiyoshi Morgan steht sogar ein Musiker auf der Bühne, bei dem einem gleich der Gedanke – “Den kenne ich doch?!” – durch den Kopf schießt. Ja, von VICIOUS RUMORS, denn dort spielte er von 2007 bis zu seinem Engagement bei SPACE VACATION 2012. Der Sänger, zweite Gitarrist und einzig übrig gebliebenes Gründungsmitglied Scott Shapiro erhält einen Pluspunkt für sein Shirt, mit welchem er die von mir ebenfalls sehr geschätzten Kollegen HELL FIRE marketingtechnisch unterstützt, die ebenfalls aus San Francisco stammen.
Musikalisch erfüllen SPACE VACATION nicht nur meine Erwartungen, sondern übertreffen sie sogar…falls dies überhaupt noch geht. An Spielfreude kann ihnen an diesem Wochenende niemand das Wasser reichen und was da musikalisch durch die Boxen kommt, ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Diese Mischung aus Heavy, Speed, Power mit einem Schuss NWoBHM verursacht bei mir eine Gänsehaut, die den ganzen Gig über anhält und mich ihren gesamten Auftritt lang starr vor Ehrfurcht gebannt zuschauen und zuhören lässt. Das Vergnügen bei Stücken wie ´More Is More´, ´Live By The Sword´ oder dem neuen Stück ´Reign In Hell´ ist immens. Beide Gitarren liefern ein Feuerwerk an hinreißenden Melodien, Bass und Schlagzeug legen einen groovenden Soundteppich und Scott veredelt das ganze mit seiner hochmelodischen und gefühlvollen Stimme. Der Auftritt ist tight ohne Ende und nicht nur an diesem Wochenende ein wahres Highlight. Da nimmt man es auch gelassen hin, dass alle drei am vorderen Bühnenrand ihren Auftritt mit weißen Stiefeletten hinlegen. San Francisco eben…
So sehr ich den Briten Pete Lovell für seine Leistung bei den Holländern PICTURE schätze, insbesondere für die beiden nach der Reunion im Jahr 2007 entstandenen Alben ´New Dogs, Old Tricks´ und ´Warhorse´, so sehr ist PETE LOVELL’S BLADE ein Beispiel dafür, dass ein guter Sänger alleine noch keine gute Band ausmacht. Die Darbietung seiner neuen Band macht deutlich, dass gutes Songwriting durch nichts zu ersetzen ist.
Die Musik ist nett und gefällig, aber nichts, was das Blut in Wallung bringen würde. Einige Songs tun in ihrer Belanglosigkeit schon fast ein bisschen weh und einer meiner Begleiter betitelt es gar als Fahrstuhlmusik, was er angesichts des begnadeten Sängers sogar in einem bedauernden Tonfall äußert. Als es nach fünf bis sechs Stücken deutlich wird, dass der Auftritt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird, entschließen wir uns dazu, die Zeit sinnvoller zu verbringen und dem Körper Nahrung zuzuführen. Muss ja schließlich auch mal sein. Schade eigentlich…bei der Stimme wäre sicherlich mehr drin.
Als nächste Band stehen RUTHLESS auf dem Programm, eine 1982 in Los Angeles gegründete US-Powermetalband, bei der man eben genau das erwarten sollte, nämlich Power ohne Ende. Aber wie bereits der Kollege Armin Schäfer bei seinem Review zu dem in diesem Frühjahr abgelieferten Werk konstatieren musste (siehe hier), handelt es sich bei den Songs auf den beiden Scheiben nach ihrer Reunion 2008 kompositorisch zumeist um Durchschnittsware, die auch auf der Bühne nicht so richtig zünden will. Zuhause kann man sich so etwas gut nebenbei anhören (auch ich habe mir die letzten beiden Scheiben angeschafft), aber live muss es dann doch ein wenig mehr abgehen.
Es gibt zwar einige gute Klassiker wie z.B. ´Metal Without Mercy´ und ´Discipline Of Steel´ aus der Zeit vor ihrer Auflösung 1990 zu hören und auch ´Skulls´ von der letzten LP ´Evil Within´ kommt recht druckvoll rüber, aber vieles ist eben auch belangloses Material. Insgesamt ist die Entwicklung der Band sehr bedauerlich, denn mit der 85er EP ´Metal Without Mercy´ zeigten sie damals der Welt, über welches Potential sie verfügen. Kann man das über die Jahre einfach so verlieren?
Eine Band die sich nach einem Song von HENDRIX benennt (ja, neben ´Voodoo Chile´ oder ´Vooddoo Child´ gibt es von Hendrix auch ´Highway Chile´) kann eigentlich nur gut sein, oder? Scherz beiseite… Aber in der Tat legen die Holländer aus Rotterdam, die immerhin bereits seit 1980 unterwegs sind, sehr schmissig mit dem Titelstück los. Was folgt ist ein solider sehr unterhaltsamer Vortrag, bei welchem niemand auf die Uhr schaut. Der dauergrinsende Sänger Stan Verbraak ist sehr gut bei Stimme und wie der Drummer Ernst van Ee sowie Bassist Marshall Remeeus ebenfalls bei der Band HELLOÏSE mit an Bord. Die Verbandelung beider Bands ist nicht weiter verwunderlich wenn man weiß, dass HELLOÏSE von Ernst van Een und dem Gitarristen Ben Blaauw 1983 nach ihrem Weggang von HIGHWAY CHILE gegründet wurde.
Tatsächlich wurde im Vorfeld von manchen Quellen ein Auftritt von HIGHWAY CHILE/HELLOÏSE angekündigt, dem Vernehmen nach wird aber an diesem Abend kein Stück von letzteren gespielt. Was aber dargeboten wird ist ein rockiger Blumenstrauß aus Songs, die aus allen Schaffensphasen von HIGHWAY CHILE stammen. Angefangen beim ersten Stück des Debüts von 1983 ´Carol (Lady Of The Dark Room)´ bis hin zum letzten Stück ihrer vierten und letzten Scheibe aus dem Jahre 2008 ´Dreaming Of Heaven´. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt, der positiv im Gedächtnis bleiben wird. Es bleibt lediglich die Frage offen, was uns der Gitarrist mit seinem weißen Shirt mitteilen will, auf dem das Konterfei von Papst Franziskus prangt.
Nach ihren Auftritten auf dem “Headbangers Open Air” 2017 und dem letztjährigen “Keep It True” darf ich nun im dritten Jahr in Folge einem Auftritt von BLIND ILLUSION beiwohnen. Wenn man den Angaben auf dem von mir erworbenen Tourshirt glauben schenken darf, ist das “Heavy Metal Maniacs Festival” die letzte Station ihrer ´Slam Asylum Tour 2019´ und was soll ich dazu noch schreiben, worüber hier nicht bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet worden ist (siehe hier). Ich liebe BLIND ILLUSION, aber ich gebe zu, dass man den schrägen Stoff, den die Jungs spielen, und die Stimme von Mark Biedermann mögen muss. Nicht nur seine Yogaübungen auf der Bühne und die Art und Weise wie er die hier vor seinem Merchstand versammelte Menge anfeuert, wohlgemerkt vor seinem Gig, verleihen diesem Künstler eine bei Musikern über das Normalmaß hinausgehende Exzentrizität.
Aber große Künstler haben ja immer einen leichten Hau, siehe z.B. Dalí. Das muss wohl so sein, denn Kunst bedeutet etwas (neues) zu erschaffen, was tiefe Emotionen beim Betrachter oder in diesem Fall Hörer, weckt. Alles andere ist Handwerk! Aber auch davon gibt es hier genug, denn von dem was Mark Biedermann und Doug Piercy (u.a. HEATHEN und ANVIL CHORUS) an den beiden Gitarren hinlegen, könnten sich so manch andere Gitarrenduos eine Scheibe abschneiden. Die Setlist enthält natürlich alles, was man hören möchte, also unter anderem auch das Stück ´Death Noise´ bei welchem er der anwesenden Menge offenbart, dass er es bereits mit 15 Jahren geschrieben hat. Die Muse küsste ihn also bereits in jungen Jahren. Es war schön zu hören, dass die Band derzeit an neuem Material arbeitet. Mit ´Race With The Wizard´ und ´Ice Sage´ befinden sich ja bereits zwei neue Stücke auf einer Anfang diesen Jahres herausgebrachten EP, die ich direkt vor dem Gig für fanfreundliche 5€ erworben habe.
Zufälligerweise standen ROCK GODDESS und BLIND ILLUSSION beim “Headbangers Open Air” im Jahre 2017 auf dem gleichen Billing, wobei ROCK GODDES nach 2015 in kürzester Zeit bereits zum zweiten Mal dieses Festival mit ihrem Auftritt beehrte. Beim “Keep It True” hatten sie ihren Auftritt allerdings schon ein Jahr zuvor (2016) hingelegt. Nun also ein neues Live-Erlebnis mit den Schwestern Julie und Jodie Turner und der jungen Bassistin Jenny Lane, die seit letztem Jahr das Gründungsmitglied Tracey Lamb ersetzt. Letztere ist mal wieder bei GIRLSCHOOL aktiv, die im Jahre 2011, als das Festival noch am schönen Küstenort Hoorn nördlich von Amsterdam stattfand, das “Heavy Metal Maniacs Festival” bereicherten.
Mit ´This Time´ haben ROCK GODDESS nach 32 Jahren mal wieder eine Langrille hingelegt, die von der Fangemeinde aber sehr unterschiedlich aufgenommen worden ist (siehe hier). Ich lasse mich davon aber nicht beeinflussen und freue mich auf den heutigen Headliner. Ersteres fällt mir zugegebenermaßen nicht wirklich schwer, da ich das neueste Werk noch nicht kenne und mir erst hier am Merchstand eines von den drei (!) mitgebrachten Vinyls besorge. Los geht es dann sehr fulminant mit ´Back Off´ von der drei Stücke umfassenden EP aus dem Jahr 2017. Jodies Stimme rangiert irgendwo zwischen wilder Rauheit und einschmeichelnder Zärtlichkeit, klingt dabei aber immer sehr rockig (und unheimlich sexy). Dort wo sie sich gesangstechnisch besonders ins Zeug schmeißt ist die Rhythmussektion umso mehr gefordert. Hierbei muss die gefühlt 20-jährige Jenny hervorgehoben werden, die eine ungemein starke Leistung abliefert und mit ihrem Lächeln in Richtung Publikum einen sehr sympathischen Eindruck hinterlässt. Im Folgenden gibt es unter anderem den Opener des neuen Albums mit dem Titel ´Are You Ready´ inklusive eines ausgedehnten Mitsingparts und das dieses Album beschließende Liebeslied ´Drive Me Away´ zu hören.
Zwischendurch werden ´Hold Me Down´ vom 83er Klassiker ´Hell Hath No Fury´ und abschließend noch ´Heavy Metal Rock’N’Roll’ und ´Back To You` vom ebenfalls 1983 veröffentlichten Debüt intoniert. Aber wo ist ´My Angel´ geblieben? Bereits bei meinem letzten Konzert von ROCK GODDESS stand dieses Stück nicht auf der Setlist. Warum? Ist der Song in der heutigen Zeit nicht mehr politisch korrekt? Schade! Dennoch gehört der Auftritt zu den besten, die ich von ROCK GODDESS gesehen habe. Jodie ist gut bei Stimme, die Band strahlt nur so vor Spielfreude und Basserin Jenny ist eine echte Bereicherung für die Band. Das “Heavy Metal Maniacs Festival” hat mit ROCK GODDESS einen würdigen Headliner, der ihm einen perfekten Abschluss lieferte.
Und schon sind wieder zwei fantastische Festivaltage vorbei, bei denen mal wieder alles stimmte. Wetter, Sound, Location, Billing, aber vor allem auch die Gastfreundschaft der Maniacs, mit denen wir in dieser Nacht unsere Tätigkeiten und Unterhaltungen des Vorabends wieder aufgreifen und sogar noch gemeinsam Klängen von HELLOÏSE lauschen.