RAM, VULTURE, INDIAN NIGHTMARE
~ 15. September 2019, MS Connexion Complex, Mannheim ~
Metal-Matinee am frühen Sonntagabend!? 19 Uhr Startzeit. Gute Sache, ist man wenigstens früh im Bett und hat doch dem Heavy Metal Tribut zollen können. Und an diesem Abend wird METAL geboten. Drei Bands – drei Mal voll auf die Glocke. RAM, VULTURE und INDIAN NIGHTMARE arbeiten sich gerade durch die Republik, um ihren Metal dem Fan an die Stirn zu klatschen. Motto der Tour: „The Throne Within Tour 2019“- ganz nach dem Titel des aktuellen RAM-Albums.
Berlin ist ihre Homebase und ihren Stil umschreiben sie grob mit Metal-Punk. INDIAN NIGHTMARE sind Exoten in der deutschen, wenn nicht sogar europäischen Metalszene. Ihr Sound ist massiv und ihr Outfit komplett losgelöst von der restlichen Metalszene. Dieses trashige Wanna-be-Mad Max-Outfit harmoniert nicht schlecht mit dem zerstörerischen Sound. Auch wenn sie wie ein Fremdkörper wirken, in der Untergrundszene sind sie mehr als akzeptiert. 35 Minuten lang liefern sie ein Inferno aus harten, schnellen, dreckigen und derben Stücken. Man bleibt kaum verschont von der galoppierenden Gitarrenwand und dem eigenwilligen Gesangstil. Eines ist aber gewiss, der Schädel geht mit, ob er will oder nicht.
Sänger Poison Snake erinnert mit seiner auftoupierten Haarpracht an Joey Belladonna in den Achtziger! Verblüffende Ähnlichkeit. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf jenem Gitarristen mit der riesigen Irokesenartigen Stachelfrisur. Dass er eher zaghafter agiert, ist daher wohl eher dem Haarbau geschuldet. Dennoch sind die Jungs unterhaltsam, optisch wie musikalisch. Sechs Tracks ballert man runter, wobei das überlange `The Awakening` den Abschluss des kleinen Schlachtfestes bildet. Besser kann man nicht anheizen.
Dass es eine Truppe wie VULTURE dann nicht leicht hat, ist selbstredend. Aber der Teutonen-Fünfer gibt von Beginn an gleich Gas und klingt live markant thrashiger als auf den Alben, wo man eher speediger agiert. Im Juni hat man sein zweites Album mit dem Titel `Ghastly Waves & Battered Graves` veröffentlicht und so kommt diese Tour geradezu perfekt, um eben dieses Album auch live zu promoten.
Optisch orientiert man sich an RAM, während man musikalisch live eher zu INDIAN NIGHTMARE tendiert. Die Gitarren sind etwas feiner im Vergleich zum Opener, dafür tritt man das Gaspedal kräftig durch und man wirkt deutlich roher als auf Platte. Headbangen ist angesagt. Bewegungsfreudig hobeln die Jungs rasant drauf los. Da gibt es mehr als Höflichkeitsapplaus. Mit 20 Minuten mehr Spielzeit geht da auch an Songs einiges mehr als beim Opener.
Zehn Tracks hämmert man während dieser Zeit runter. Tendenziell ist die Mucke recht gleichförmig. Schwer zu sagen, welche Songs herausstechen, aber Nummern wie `Vulture`, `D.T.D. (Delivered To Die)`, `Victim To The Blade` Oder `Murderous Miltia` treffen ins Bangerherz. Auch hier wird bestes für den Headliner des Abends vorgeglüht.
Dass RAM sich zwei deutlich thrashigere Bands ins Vorprogramm geholt haben, ist positiv zu werten. Denn die Abwechslung ist weniger ermüdend als bei drei ähnlich klingenden Bands. Gerade haben die Schweden ihr sechstes Album mit dem Titel `The Throne Within` veröffentlicht, das wieder deutlich stärker als die beiden Vorgänger ausgefallen ist. Live ist bei den JUDAS PRIEST des Untergrunds alles beim Alten. Souveräne, doppelläufige Gitarren, ein Basser der konstant am bangen und bewegen ist und als krasser Gegenpol Sänger Oscar Carlquist, der die Ruhe selbst ausstrahlt.
Metal pur, absolut unverfälscht und eine Doppel-Gitarrenwand, die wie ein Rammbock wirkt. Da steht dem kollektiven Bangen und Mitgrölen nichts mehr im Wege. Mit dem bekannten `Return Of The Iron Tyrant` steigt man amtlich ein. Schiebt schnell `Eyes Of The Night` nach und Schwupps ist die Stimmung hochgeschnellt. Vom neuen Longplayer haut man im Mittelteil des Sets `The Trap`, `Violence Is Golden`, `Ravnfell` sowie `Blade Of Betrayal` raus.
Danach geht es mit bekannterem Material weiter und ganz zum Schluss, wie könnte es anders sein, noch einmal ein Track des aktuellen Albums in Form von `Spirit Reaper` und dem RAM-Klassiker schlechthin, `Sudden Impact`, von der gleichnamigen 2003er EP. RAM haben makellos geliefert und dabei ihr Augenmerk auf das neuen Material gelegt. Alles zeitlose Banger, die den Bandruf gründlich untermauern. Die JUDAS PRIEST des Untergrunds sind gerechtfertigterweise auf dieser Tour Headliner.