TY SEGALL – First Taste

~ 2019 (Drag City) – Stil: Psychedelic Rock  ~

Bereits die Schriftart auf dem mittlerweile zwölften Studioalbum des Multi-Tasking-Genies deutet darauf hin, dass wir es diesmal mit weit exotischeren Klängen zu tun bekommen. Bouzouki, Flöte, Koto, Mandoline, Keyboards, Saxofone und auch weitere Non-Rock-Instrumente kommen hierauf zum Einsatz. Dennoch ist ´First Taste´ immer noch astreiner Psychedelic Rock der ganz besonderen Art. Kratzbürstig. Schräg. Vehement.

Das diesjährige Live-Album ´Deforming Lobes Live´ wirkt zwar im Vergleich hierzu noch nahezu konservativ. Die Freedom Band um Emmett Kelly, Ben Boye, Charles Moothart und Mikal Cronin ist jedoch auch auf ´First Taste´ mit von der Partie, und mit Shannon Lay konnte man zudem ein neues Mitglied gewinnen.

Segall ließ ja im Vorfeld der Veröffentlichung verlauten, die zahlreichen neuen Instrumente erst während des Aufnahmeprozesses erlernt zu haben. Dementsprechend schief klingt das dann teilweise auch, offenbar auch ein wesentlicher Bestandteil seines Konzepts. Jedenfalls ist auch sein neuestes Werk ein wahres Freudenfest für Anhänger des gepflegten, psychedelischen Ausrastens. Der Song ´Radio´ etwa zerlegt ´Sgt. Pepper´ in sämtliche Einzelteile. Ein geradezu wahnwitzig abgedriftetes Stück Musik und zudem eines der klaren Highlights des Albums. Mit ´Lone Cowboys´ liefert der Kalifornier eine weitere beeindruckende Art-Psych-Nummer, die wie der Soundtrack einer Wild-West-Serie daherkommt – nur eben so richtig schön brummend und experimentell. Das punkige ´The Fall´ sowie die groovigen ´I Sing Them´ und ´Whatever´ besitzen hingegen schon beinahe echten Hit-Charakter, ragen jedoch ebenfalls eindeutig heraus. Alles ist ganz speziell farbenfroh, grell und eben vor allem auf heftigste Weise beißend.

Ty Segall kehrt somit auch auf ´First Taste´ seinen fiebrigen Traum auf beeindruckende Weise nach außen, und beweist einmal mehr, dass er selbst nach elf Jahren immer noch für eine Überraschung gut zu sein scheint. Der ´Emotional Mugger´ wieder einmal in eindeutiger Höchstform!

(8,5 Punkte)