SLIPKNOT – We Are Not Your Kind
~ 2019 (Roadrunner / Warner Music) – Stil: Nu Metal ~
Genau genommen habe ich SLIPKNOT schon zweimal live erlebt – und dann eben auch wieder nicht. 2004 auf der ´Unholy Alliance´-Tour gemeinsam mit SLAYER und im gleichen Jahr im Package mit METALLICA auf deren ´Madly In Anger With The World´-Konzertreise. “Dann eben auch wieder nicht” bedeutet hier: lediglich für jeweils nur etwa zehn Minuten, da mich deren Schocker-Outfit sowie die Musik damals nicht die Bohne interessiert hatten.
Inzwischen sehe ich das allerdings ganz anders. Die Maskentruppe aus Iowa ist mittlerweile – zumindest im Nu Metal – eine feste Institution und vor allem in ihrer musikalischen Entwicklung höchst beeindruckend. Death/Thrash Metal. Fetter Groove. Einprägsame Melodien. SLIPKNOT haben als eine der wenigen Überlebenden des Genres einen Ruf, dem allenfalls noch die DEFTONES etwas entgegenzusetzen haben, wobei sich die Grundausrichtung ihres Konzepts auch auf ´We Are Not Your Kind´ kaum geändert hat.
Fast fünf Jahre hat es nun also gedauert, bis das achtköpfige Irrenhaus aus Des Moines seinen neuen Longplayer endlich zusammengehämmert hat. Produziert von Greg Fidelman, der sich unter anderem auch schon an Alben von HIGH ON FIRE, SLAYER und METALLICA versuchte.
Dabei wird es ihnen zweifellos gelingen, zum einen ihre “Maggots” mit den üblichen Prügelattacken in den Bann zu ziehen (´Red Flag´ ´Unsainted´ oder das ultrafaste, thrashige ´Orphan´). Andererseits lässt die Band ihre schmerzhaften Erfahrungen der vergangenen Jahre in eindrucksvoller Kreativität aufgehen. SLIPKNOT erzeugen über das gesamte Album hinweg eine geradezu beängstigende Schauder-Atmo, die von horrorfilmartigen Sequenzen zusammengehalten wird. Auf ´Spiders´ etwa, das durch den pulsierenden Bass und im Einklang mit den unruhigen Pianotönen wie ein hypnotisch-bedrohliches Gebet, direkt aus der Klapsmühle erscheint. Oder das rund siebenminütige ´My Pain´, das auf einem straighten, unentwegten Elektrobeat fußt, und wie ein endloses Interlude, getragen vom hochemotionalen Gesang Corey Taylors, daherkommt.
´We Are Not Your Kind´ ist sicherlich das vielschichtigste und zugleich melodischste Werk des Oktetts – jedoch auch das mit Abstand gewöhnungsbedürftigste. Dass DIE nicht von dieser Welt sind, war einem ja schon immer klar! Aber sogar ich fühle mich bei denen manchmal wie zuhause.
(8 Punkte)